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»ereins Bischofswerda, Stolpen und Umgegend Amtsblatt -es Königlichen Werichtsamtes und -es Sta-trathes zu Kifchof»wer-a deren Raum 8 Pfennige. 1871 Mittwoch, de« 1 Februar Das lange ersehnte Ereigniß ist eingetroffen i-pk. rahme Punkt >fft der ere ein n über r will. roLsL ist mit all' solchen Mitteln die niederschlagende Wirklichkeit nicht zu beseitigen und die Vernunft rechtfertigt nicht den Enthusiasmus, welchem nutzlos Hunderte von Menschen zum Opfer gebracht werden. „Auf Gambetta's gegenwärtigen Geistes zustand", sagt ein englischer Correspondent, der ihn in Lille beobachtete, „kann ich nur als auf ein Äußerst interessantes psychologisches Studium Hinsehen. Er hat sich augenscheinlich in die Ueberzeugung hinein gearbeitet, daß Frankreich stets gewinnen muß, gleichviel wie die Chancen gegen dasselbe stehen. Noch immer versichert er, Chanzy's Armee sei in einer sehr befriedigenden Stellung, und er macht Anspielungen auf Bewegungen, welche die Wck bald in Erstaunen setzen werden. General Faid- herbe bleibt trotz seiner letzten Niederlage bei St. Quentin bei Gamberta in hoher Gunst." Wie also Gambetta sich zu den Versailler Ver handlungen stellen wird, ist vorläufig ungewiß. Das neueste Telegramm aus Bordeaux sagt: „Die hiesige Regierungsdelegation erfährt von ihren aus wärtigen Agenten, daß die „Times" Mittheilungen enthält, wonach zwischen Paris und Versailles über das Bombardement von Paris und angeblich bevor stehende Uebergabe Verhandlungen angeknüpft sein sollen. Die Regierungsdelegation schenkt diesen „TimeS-Nachrichten" keinen Glauben, da sie es für unmöglich hält, anzunehmen, daß Verhandlungen von dieser Art und Wichtigkeit eingeleitet seien, ohne vorherige Benachrichtigung der Delegation. Bisher eingetroffene Ballon-Nachrichten lassen nicht« Derartiges Vorgussehen. Sobald die Regierung Nachrichten hat, wird sie dieselben veröffentlichen." — Man ersieht hieraus, daß Jules Favre ohne Gambetta die Verhandlungen mit dem deutschen Hauptquartier führte. Nun müßte aber, venß z. B. für ganz Frankreich ein dreiwöchentlicher Waffenstillstand abgeschlossen werden soll, immer erst die Regierung von Bordeaux einwilligen, da sie bekanntlich den Widerstand der Provinzen leitet. Vorstehendes Telegramm läßt erkennen, daß diese» Einverständniß noch nicht erzielt ist. Allerdings dürste kaum anzunehmen sein, daß trotz allen Ver sailler Abmachungen Gambetta seine Diktatur fort setzen werde, da die Regierung in Bordeaux nur eine Filiale ist. Ueberdies würde der Diktator. sMft VI«se Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch« und SouuabendS, und koket einschließlich, der Bann« abend« «scheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich 12'j, Ngr. Inserate «erden bi« Dienstag« und Freitag« früh 8 Uhr angenommen und kostet die gespaltene Corpu«zetle oder deren Raum 8 Pfennige. ndrä u der Paris streckte -ie WaKen! Als vorbereitendes Stadium dürfte man be trachten, daß Jules Favre am 23. d. M. sich nach Versailles zum Grafen Bismark begab, um über die Bedingungen der Capimlation zu verhandeln. Wie Bazaine kurz vor Uebergabe der Festung Metz, so verlangte auch Jules Favre für Paris den Ab zug der Truppen mit kriegerischen Ehren; natürlich ebenso umsonst, wie Bazaine. Die Unterhandlungen wurden deshalb aber nicht abgebrochen. Der letzt» große Ausfall am 19. mit über 100,000 Mann muß die Pariser, soweit sie noch mit der Vernunft rechnen, belehrt haben, baß sie der Ehre genug ge- than und weiterer Widerstand nur unnütz Menschen leben kostet. Chanzy und Faidherbe, die Ober befehlshaber der West- und Nordarmee, auf welche sie bis dahin zum Entsatz rechneten, sind schwer geschlagen; Bourbaki nicht im Stande, ihnen Hilfe in Aussicht zu stellen. Unter solchen Umständen mußte Paris, nachdem es mehr denn vier Monate lang sich über Erwarten vertheidigt, die Fahne senken. Schon die Vorgänge der letzten Tage in der französischen Hauptstadt ließen den Eintritt einer solchen Crisis erwarten. Trochu, heftig angegriffen aus der Mitte der Bevölkerung, suchte sich endlich seiner undankbaren Stellung zu entledigen. Entweder krank, oder zurückgetreten, vertrat ihn als Comman- danten zuletzt General Vinoy. Damit war die Auflösung der obersten Behörde innerhalb der Hauptstadt schon Thatsache. Was die fordernde Masse an Autorität noch hervorzubringen vermöchte, wenn sie etwa die Verhandlungen über die Kapitu lation hindern wollte, kann nicht mehr das Schicksal der Hauptstadt abwenden. Freilich scheint Gambetta den Versailler Verhandlungen fern zu stehen. Er läßt sich von seiner Idee des äußersten Widerstandes nicht abbringen. Als er von der Niederlage Faidherbc's bei St. Quentin hörte, eilte er aus dem Lager des geschlagenen Chanzy über Calais nach Lille, um dort neuen Muth einzuflößen, Kriegsrath zu halten und die Bevölkerung mit Hoffnungen auf schließliche Errettung zu beleben. Er hielt in Lille eine Rede, die hinreißend auf die Menge wirkte; aber freilich Sechruadzwanzigst" Jahrgang.