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Pskußen. " -- Berlin, 21. Jqnuar.< Die Annahme dr^ deutschen Kaisertitels ist allen Mächten durch identische Note des Grafen Bismark mitgetheilt worden; die übliche Entsendung außerordentlicher Botschafter für diesen Zweck wurde durch den Krieg entschuldigt, abU noch Vorbehalten. . z. ^Merlins 25. Januar. Der „St.-A." bestätigt heute die vom „Dr. I." bereits gebrachte Nachricht, daß Vie Wahlen zum deutschen Reichstage UM 3. März und die Einberufung des Reichstages züm 9. März erfolgen werden und die Einberufung des Bundesraths für den 20. Februar in Aussicht ge nommen ist. . . Berlin, 21. Januar. Der „St.-A." schreibt: Bei der feierlichen Proclamirung Sr. Majestät des Königs zum deutschen Kaiser, welche am 18. Januar, derü Tage des Krötmngs- und Ordensfestes, in der Galerie - des - Glaces des Schlosses von Versailles stattfand, waren um Se. Majestät die königlichen Prinzen und sämmtliche in Versailles anwesende deutsche Fürsten, sowie die Generäle, Stabsoffiziere und Deputationen der verschiedenen vor Paris lagernden Truppentheile mit den Fahnen und Stand arten der einzelnen Regimenter versammelt. Ach Morgen des 18. erfolgte das Einrücken der Fahnen und Standarten aus den Contonnements der 3. Armee und der beiden baierischen Armeecorps. Um H12 Uhr fand die Versammlung in der Galerie- des-Glaces stakt. Auf der Gartenseite in der Mitte stand der Altar, umgeben von der Militärgeistlichkeit der 3. Armee; am Ende des Saales war. eine Estrade erbaut, auf welcher die genannten Fahnen und Standarten standen. Die Mannschaften, welche sie escortirt, und die Deputationen der Regichenter standen links, die Mlitärmusik rechts neben dem Altar. Die Offiziercorps, regimenter- und bataillons weise geordnet, standen an den beiden Langseiten des Saales. In den Vorsälen, Fluren und auf den Treppen befand sich Infanterie- und Cavallerie- stabswache, als Repräsentant aller Regimenter der Armee. Beim Eintritt Sr. Majestät des Königs intonirte der Sängcrchor: „Jauchzet dem Herrn alte Welt." Se. Majestät, der Kronprinz, die übrigen Prinzen des königlichen Hauses, sowje die deutschen Fürsten, welche sämmtlich das Band des schwarzen Adlerordens trugen, nahmen, dem Altar gegenüber, auf der Langseite nach der Courd'honneur hin Platz. Nachdem der Choral: „Sei Lob und Ehr' dem höchsten Gut", gesungen war, folgte die Liturgie, sowie die Festrede, welche der Divisions prediger Rogge hielt. Der Choral: „Nun danket Alle Gott," und der Segen bildeten den Schluß der religiösen Feier. Se. Majestät der König be gaben sich darauf nach der Estrade, auf welcher die Fahnen standen ; hinter Allerhöcbstdemselben stellten sich Pie Fürsten in einem Halbkreise auf. Se. Maj. hielten ÄSdann eine Ansprache, an welche sich die Verlesung einer bezüglichen Urkunde durch den Bundeskanzler Grafen von Bismark und die Ver kündigung der Proklamation über die Annahme des Kaisertitrls aoschloß. Der Großherzog von Baden chrt BolkShhmne dreimal begeistert einstiMmten. Der KroNprinz brachte dem Kaiser zuerst die Huldigung dar, wobei Se, Majestät Höchsteenselben umarmten. Eine Dcfilircour bildete den Schluß der Feierlichkeit. Aus Versailles vom 2s, d. wird aemeM, hgß' drr Graf Bismark vumqehr. ass Stelle hörigen Titels „Bundeskanzler" den Titel „Reichs kanzler" führt. ' Die „Nordd. Allg Ztg." schreibt: Vor einigen, Wochen wurden bei einem gefangenen Soldaten des 137. französischen Bataillons in der Patrontäfche scharfe Patronen vorgefunden, deren Kugeln guS Itl einzelnem Bleistückchen von der Größe der bekannten Rehposten beständen und auf einem Pappspiegel um einen Eisenstift in Form einer Kugel gruppirt waren. Patronen dieser Art sind auch neuerdings franz. Gefangenen abgenommen worden. Es geht daraus hervor, daß die französische Kriegslcitnng Völkerrechts-, widrige Geschosse zur Anwendung bringen läßt, also zu dem bei, asten civilisirteu Nationen verabscheutest Gebrauch von gehacktem Blei für Schußwaffen autorisirt. Am Rhein werden die Festungen nach und nach von französischen Kriegsgefangenen entleert, um Raum für neue Gefangene nach der Capitulätion zu ge winnen, man sagt für 250 bis 300,000 Mann. Die rheinischen Gefangenen Werren nach Hannover, Schleswig-Holstein, Pommern, Schlesien und Preußen gebracht. Man zerbrach sich den Kopf, welche Devise man in das neue Grafenwappen des Generals Moltke setzen sollte und schlug endlich vor: Aecht und Recht, Rath und That. Nein, sagte König Wilhelm, passender ist: Erst wägen, dann wagen. Uno. so geschah'«. Baiern. - ' 7 München, 23. Januar. Die „Correspondenz Hoffmann" meldet, daß die Gemeindebehörden an gewiesen werden, die Wählerlisten für den deutschen Reichstag ungesäumt herzustellen und am 3. Februar öffentlich aufzulegen. . - München, 21. Januar. Infolge der An- - nähme der Verträge durch die Kammer herrscht - freudige. Stimmung. — In unserer Stadt wird : versichert, Antonelli habe dem baierischen Gesandten > in Rom erklärt, der Papst halte für gut und daher für wünschcnswerth, daß die baierische Kammer die - Versailler Verträge annehme. Die Ablehnung würde den Krieg mit Frankreich verlängern. Elsaß und Lothringen. Straßburg, 19. Januar. Die Stadtbehörbe hat dem muthigen Bertheidiger der Stadt, Generäl " Uhrich, das Diplom eines Bürgers von Straßburg nach Montreux übersandt, und damit einen während der letzten Tage der Belagerung g efaßten Beschluß-' zur Ausführung gebracht. ? Oesterreich. Eine preußische Pickelhaube war seit., einigst» Tagen in der Pester Dorothengasse in eitier Hüt handlung ausgestellt mit einem Zettel, auf welchem