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^lOO.j Sonnabend, den 17. Deeember Li Amtsblatt des Köm-lichen Verichtsamtes und des Stadtrathes zu Dischofowerda, Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Ma«, Mittrvvck« und Sonnabend«, und koket einschließlich der S»Ä» abend» erscheinenden „belletristischen Beilage« vierteljährlich 12'j, Ng». . Inserate werden bi« Dienstag« «ad Freitag« früh S Uhr angenommen «ad kostet die gespaltene Eorputzeile oder deren Raum 8 Pfennige. Die Verhandlungen über Abtretung von Elsaß und Lothringen an Deutschland im Jahre 1815. (Schluß.) So lange die verbündeten Mächte einig blieben, vermochten die Franzosen wider die ihnen auferlegte Abtretung von Elsaß, Lothringen und Flandern mit Aussicht auf Erfolg nichts zu unternehmen; eben darum suchten die Minister Ludwig XVIII. das Mittel zur Vereitelung jener Abtretungen darin, sich unter den Alliirten Freunde zu erwerben und Un einigkeit unter denselben anzustiften. Bei der eigen nützigen Politik Rußlands und Großbritanniens ge lang jene Absicht nur zu gut, und es offenbarte sich kurz nach der Eröffnung der Friedensunterhandlungen eine Kälte zwischen jenen ^beiden Mächten einerseits und Preußen andrerseits. Rußland hatte bei dem Mener Congresse alle seine Zwecke erreicht, und bei den gegenwärtigen Unterhandlungen kein Interesse zu verfolgen, welches ihm die Nothwendigkeit einer Gegenleistung zu Gunsten Deutschlands auferlegt hätte. Es erwog deshalb nur die Vergrößerung der deutschen Macht durch eine wesentliche Ver besserung der westlichen Grenzen unseres Vaterlands und wurde darüber eifersüchtig. Unter der Regierung der Bourbonen konnte ferner ein Bündniß zwischen Rußland und Frankreich für die erstere Macht nach Umständen vortheilhafter sein, als ein Bund mit Deutschland und auch diese Betrachtung stimmte den Hof von St. Petersburg zu einer neuen Begünstigung Frankreichs bei der Feststellung der Friedensbeding ungen. Unter solchen Verhältnissen wurde es den Ministern Ludwig XVIII. leicht, durch Schmeicheleien und Einflüsterungen jeder Art sich die Gunst Wh den Schutz des Kaisers Alexander zu verschaffen. Einer solchen Politik Rußlands gegenüber hätte nothweudig Großbritannien die gerechten und billigen Ansprüche Deutschlands unterstützen sollen: denn wenn bei richtig verstandenem Interesse England und Deutschland an sich schon natürlicke Verbündete sind, so mußten sie es bei der Annäherung Rußlands an Frankreich und dem dadurch angekündigten späteren Bündnisse dieser beiden Mächte noch mehr werden. Unbegreiflicher Weise ergriff hingegen auch Groß britannien für die Franzosen wider Deutschland Partei und wollte die Ersteren bei ihren anmaßenden Ansprüchen auf Elsaß uad Lothringen unterstützen. Am leidenschaftlichsten benahm sich dabei der HerM von Wellington, und vergalt in dieser Weise die rettende Hilfe, welche ihm die Preußen mit Selbst aufopferung bei Waterloo geleistet hattest. In unerwarteter Weise stellten sich Baiern und Würtemberg auf die Seite Preußens mW forderten ebenfalls mit Nachdruck die Gewährung der nationalen Rechte Deutschlands, sohin die Zurückgabe von Elsaß und Lothringen. Daß auch alle anderen kleineren Staaten, daß überhaupt das gesammle deutsche Volk in dieser Angelegenheit mit Begeisterung an Preußen sich anschließen werde, war eine ausgemachte Sache, und unter solchen Umständen lag die Ent scheidung vollständig in den Händen des Wiener Hofes. Wäre auch Oesterreich aufrichtig und ent schlossen auf die Seite Preußens getreten, hätte es die Zurückgabe von Maß und Lothringen mit un beugsamer Festig'eit gefordert, so bildete ganz Deutsch land eine geschloffene Phalanx und bot eine Macht dar, welche auch bei dem Zusammenwirken von Frankreich, Großbritannien und Rußland, dem Feinde Achtung einzuflößen geschickt war. Gewiß hätten eS dann jene Mächte wegen Elsaß und Lothringen nicht zum Kriege kommen lassest und wenn es geschehen wäre, so konnte der endliche Sieg Deutschlands nicht zweifelhaft sein. Mein der Fürst von Metternich war lau gegen die Interessen Deutschlands als Ge- sammtheit, nur weil der besondere Bortheil Oester reichs nicht unmittelbar betheiligt war, hatte er nicht Lust, sich der Gefahr eines neuen Krieges aus zusetzen; die Haltung des Wiener HofeS war darum zuerst schwankend, dann wurde sie verschlossen und zaghaft, endlich zweideutig — nunmehr hatten Groß britannien und Rußland ih" Spiel gewonnen. Da Preußen allein nicht dem Willen von Europa wider streben konnte, so hätte die bloße Neutralität Oester reichs nichts geholfen, letztere Macht hätte vielmehr die deutsche Sache mit Wärme führen müssen. Schon die Tharsache also, daß der Wiener Hof nichts für Deutschland thun wollte, machte die BemLhungeu Preußens vergeblich. Der Berliner Hof benahm sich bei der Frage über Elsaß und Lothringen wirklich auf eine chren- Füufmwzw-mjigfter Jahrgang.