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W4, Amtsblatt -es Königlichen Verichtsamtes on- -es Sta-trathes zu Kischosswrr-a Sonnabend, den LS November Zum Todtenfest. Liefe Aeitschrlst erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabend«, und testet vkerteffä-Mch 121 Stms. Inserat« werden nur bi« Dien«tag und Freitag früh 8 Uhr angenommen.- - AuS Zwickau schreibt man vom 22. November. Heute wurde hier Fleisch von einem Schweine po- lizeilich versiegelt, weil 12 Personen, die davon ge gessen hatten, von Trichinenkranthrit befallen worden find. Zeder Tag ist ein TodeStag und jede Nacht eine Eterbefeier. In jeder Stunde steht der Mensch zwischen Leben und Tod, zwischen Erde und Himmel, zwischen Grab und Auferstehung. Sei mir gegrüßt, du Tag, wo wir un« der im Herrn Entschlafenen erinnern, denn die Erinnerung ist die ewige GrabeSrose, welche dl« geifterbleiche Hand der Nacht auf den Friedhof unserer Liebe, auf unser mit theuren Tobten volle« Herz legt. — Zede« menschliche Herz ist ein Friedhof und Leichen acker, eine Familiengruft und ein Mausoleum. Jede Nacht ist den Einsamen eine Allerseelen-Nacht, in der er den Gottesacker in seinem Herzen besucht und Blumen legt auf da» Grab eine« Verlorenen, Kränze windet um die Urne einer Mutter, wo er Blumen stregt auf den Todtenhügel eine« Kinde«, eine« Freunde«. Todtensonntag! Gerächtniß der Entschlafenen. Schon ehe der Tag anbricht, wandeln über den Gräbern der Frommen die Geister ihrer Lebenslage al- glänzende Engel und streuen unverwelkliche Blumen auf die schweigsame Stätte. Zn den geweihten stillen Stunden de« heutigen Tage« besuchen die Boten der Ewigkeit, die Engel de« Menschengeschlechtes die Gräber Der jenigen, dl« von keiner überlebenden Liebe besucht wer den. Sie besuchen da« Grab der Verlassenen, denen der Todtensonntag keine Zurückerinnerung dringt; — sie besuchen »al Grab der Unglücklichen, die ungeliebt an der Welt gingen, fle besuchen da« Grab Derer, denen im Leben die Liebe zum Haß verkehrt wurde und die sich weit von aller Heimath da« beste Bett gebettet haben, da« Bett, an welche« heute keine lebende Seele mit einer Erinnerung tritt. Sie besuchen die Gräber der Unglücklichen, die heimgegangen find in den unend lichen Schooß, ohne daß sie vor dem Tode noch Je manden sagen konnten: „Ich habe dich gekränkt, aber ich habe dich doch geliebt und der To» nimmt die Kränkung von »it und nur die Liebe bleibt dir zurück!' Eie besuchen an den Rändern der Frierhife die unbe- zeichneten Ruhestellen der Unglücklichen, die — dem Heimweh unterliegend — früher heimkehrten, al« der Vater sie ries und die der barmherzige, alloerzeihende Swanzigster Jahrgang. Vater doch aufniount, wie den verlorenen Sohn. besuchen die Gräber Desjenigen, die in Abgründen lstjÄ, die Eingesargten in verschütteten Schachten und Stollen; sie besuchen die Gräber der in'« Meer Versenkten, vetm Spur die Ueberlebenden nicht wissen. Erinnerung der Todten, Loch nicht wie am Hst- hanniStag mit Blumenspenden und Heimsuchung Gräber; keine Blumen, keine Rosen, die« hemmt ühb vereitelt die kalte rauhe Natur; die Natur, diese seektw- lose Mutter aller Dinge. Natur ist nicht die Gottheit selbst, sie ist nur »er Schleier, in den sich die Gottheit hüllt, daß da« menschliche Auge an ihrem Anblicke nicht »ergehe. Und diesen Zauberschleier, der bald mit Sternen gestickt am Himmel daherwallt, bald oÄ Wittwenschleier der Nacht trüb und dunkel herabhHogt bi« zur lichwerkagenden Erde, hebt kein sterblicher Finger, durchdringt kein sterbliche« Auge, zerreißt leist Schrei de« Schmerze«, und nur tza« Wort der Hin gebung, der Blick der Andacht, die Thräne der Hoff nung und da« Gebet de« Herzen« dringt durch den Schleier und bringt unsere Klagen und Wünsche, unser Sehnen und Hoffen vor da- leuchtende Antlitz der Gottheit. Aber zwischen der Gnad« de« Schöpfer« und der Zuversicht d«S Geschöpfe« ist kein Schleier gezogen; zwischen dem Leben der Erde und dem Leben d«L Himmel« ist die fliegend« Brück« dr« Glauben« nicht abgebrochen. In der Rechnung zwischen Bott Htd Menschen bleibt kein Rest und zwischen de» letzte« Seufzer de« Tode- und dem ersten Ruf« der Auf erstehung hält di« «wig« Gnade »en Ooem nicht an, sondern fle waltet ewig fort und wandelt di« Hirzen um, und die Schmerzen und die Klagen und d,- Sehnen in Hingebung und Hoffnung, in Trost unk innern Frieden. r- -«-'l !! -