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Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamles »nd des Stadtrathes z« KifihsfsnnMß,. . - Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch- und Sonnabend«, und kostet viertes Inserate werden nur bi« Dienstag und Freitag .früh 8 Uhr angenommen. 73 .! Sonnabend, den 1V. September. Politische Zeitbetrachtungen aus der Neuzeit. Da» deutsche Schicksal bing seit 50 Jahren in allen entscheidenden Augenblicken an Oesterreich und Preußen. , DaS Werk der deutschen Bundesreform scheiterte - an zwei Klippen, an der Nichtbefriedigung verdeutschen Nationalpartei, die ihre Ansprüche auf unmittelbare Volksvertretung in einem deutschen Parlamente stellte, ganz besonders aber am Widerspruche Preußen». 1863 wiederholte fich der Widerstreit und die alte Eifersucht beider Mächte, wie 1805, 1813, 1848 und 1849. Wie die preußische Einigung Deutschlands 1849 haupt sächlich durch Oesterreich rereitelt wurde, so scheiterte 1863 lie österreichische an Preußens Widerstand. Dieselbe Rolle, welche Schwärzenberg 13 Jabre früher gegen die preußischen UuionSversute durchführt«, über nahm BiSmark gegen die beabsichtigte Führerschaft Oesterreichs. Vergebens hatte Franz Joseph bei seinem ' Besuche de» Königs Wilhelm in Gastein am 2. und 3. August 1863 diesen für seine Reformpläne zu ge winnen gesucht; vergebens bemühte fich der König von Sachsen, NamenS und Auftrags des FürstencongreffeS /.den König Wilhelm in Baden zur Betheiligung am Conqreffe zu gewinnen; BiSmark erklärte am 21. Aug. 1863: ,DIe österreichischen Resormpläne entsprechen weder der berechtigten Stellung der preußischen Monarchie, noch den berechtigten Interessen des deutschen Volkes." Damit war der Plan einer Unterordnung Preußens unter Oesterreichs Uebergewicht zurückgewiesen, der Fürstencongreß löste fich am 1. September auf. Er hatte für die deutsche Nation etwa» Einigendes und Bleibendes nicht in S Leben gerufen. Am 20. August 1864 zog unter den größten Ehrenbezeugungen König Wilhelm von Preußen als Gast des Kaisers ' von Oesterreich In Schönbrunn bei Wien ein, wo 11 Jahre vorher sein königlicher Bruder gewohnt, um den Tag von Olmütz in einer neuen An näherung an Oesterreich zu verschmerzen. Eine völlige Umwandelung war eingetreten. Olmütz und Frankfurt schienen in völlig« Vergessenheit begraben. 3m heiteren Gespräche wohnten beide Monarchen im Theater am Zwanzigster Jahrgang. , ,,,, 21. August der Aufführung des Lustspiele- und Romantisch' bei. hielten Tag» darauf.Heel,-,^-, un» am 23. jagten Kaiser, König und BiSmark ganz einträchtig im Schönbrunner Walde. Welche» Wunder hatte die hiSher so schroff Getrennten geeinigt^ Wäre» ja »och noch in den letzen Monaten re» Jahre» 1862 die schärfsten Worte, selbst Drohungen zwischen Wien und Berlin gewechselt worden! Preußen hatte i» Sommer 1863 Oesterreichs Bundesreform vereitelt, un» am 23. August 1864 zu Schönbrunn chitten in einer österreichisch preußischen Allianz? Am 15. November 1863 war der König von Dänemark gestorben. Diese Thatsache löst da» Räjhsel. Der MannSstamm de» Hause» Oldenburg aus dem dänischen Thron war erloschen, die Erbfolgesrage in Dänemark eine brennende für Deutschland, Preußen, Europa geworden. Die deutsche Nationalpartei begrüßte die sLlkSwig-holsteinische Krise als den günstigsten Hebel zur Lösung der deutschen Frage; da» glückliche Zu sammentreffen von deutschem Fürstenrecht und deutsche» Volksrecht schien ihr im seltenem Maße geeignet,' di» ganze Nation zur Beiheiligung an dieser AngelesteNheK un» zum lhaikräftiqen Eingreifen in dieselbe aufzuruferr. Preußen, und Oesterreich, BiSmark und Rechberg, sahen in dem Plane der Nationalpartei einen Anlauf zur deutschen Revolution. Um jeden Preis wollten sie daher die Leitung »er Ding« in ihr« Hände nehmen, damit nicht die RevolutionSpartei auf re» Schultern ihrer kurzsichtigen Vorkämpfer in den Mittel- und Kleinstaaten fich bald gewaltsam der Leitung bemächtige. Die» die Losung von Berlin und Wien, daher' die österreichisch-preußische Allianz. Di» Blindheit der dänischen demokratischen National partei gab Oesterreich und Preußen durch Vertragsbruch die Handhabe, gegen Dänemark, mit dem sie 1850 und 1851 al» Großmächte unterhandelt und Frieden ge schloffen hatten, selbstständig Krieg zu führen. Ihre Heere warfen im' raschen Siegeslauf den dänischen Widerstand nieder, Dänemark trat am 30. Oct. 1864 Schleswig und Holstein an Preußen und Oesterreich ab. Seit 50 Jahren war dem deutschen Namen zum ersten Male wieder eine Senugthuung errungen worde^, wozu da»,erwachte Nälionalgefühl nicht wenig bei»