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M Ä-!' .. i, » .NU,.,.. Ul.ich f«chfW< Wochenblatt str Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt de- Königlichen Vericht-amte-und de« Stadtrathes zu Pisch-s-»erda. vi.se Zeitschrift erscheint wSchrntlich zwei Mal, Mittwoch- «ad Sonnabends, «ad testet vierteyStzNtch Uß Ngr. Inserate werden nur bk« Diea«tag und Freitag früh 8 Uhr angenommen. 69. I Ton«abe«d, de« L. S-pt-mber. 1865. Zur Situation. Wir haben un» bereit» in voriger Nummer in ausführlicher Weise über den schmählichen Sasteiner Vertrag ausgesprochen und die Leser kennen den In halt desselben. DaS Urtbeil der deutschen Presse da rüber ist unendlich verschieden, je nachdem sie mehr oder minder biSmarkisch, mehr oder minder demokratisch, preußisch-bundesstaatlich, österreichisch re. gesinnt ist. Die französischen oder englischen Zeitungen sprechen sich auf daS schärfste dagegea auS und sehen darin eine voll kommene Niederlage Oesterreichs. In daS Derdam- mungSurtheil über den verdammungswürdigen Verkauf Lauenburg» werden wohl nur Wenig« nicht einstimmen. Mit welchem Rechte Oesterreich da» Ländchen und seine Einwohner verkauft, und Preußen kaust, darnach frei lich darf man nicht fragen. Die Ansprüche der sächsi schen und anderer Fürstenhäuser an da» Ländchen gel ten eben nicht» vor der Gewalt; die Lunker de» Länd chen» haben den Wunsch au«gedrückt, preußisch zu werden, daS Völkchen selbst wird natürlich nicht gefragt, Oesterreich braucht Geld, Preuße» kann e» leicht und mit Vergnügen zahlen — abgemacht! Freilich dürfen e» die österreichischen Staatsmänner nunmehr Nieman dem in Deutschland verargen, wenn er etwa so folgert: Hat Oesterreich Lauenburg ve,klopft, wer steht dafür, daß eine» schönen Tage» ein ähnlicher Handel um SchleSwig-Holstein abgeschlossen wird? Al» Oesterreich zugemuthc» wurde, Venetien für Geld an Italien zu verkaufen, da sträubte sich die Ehre und di« Würde de» großen Kaiserstaates gegen eine» solchen schmählichen Handel. Aber ein deutsche» Bundesland, auf da» Oesterreich gar keine Rechte hat, andere deutsche Für sten aber wohl begründete, an einen andern BundeS- fürsten zu versaufen, daS geht nicht gegen die Ehre und Würde der deutschen Bundespräsidialmacht, .die da durch ihren Beruf al» Deutschland» Schutzmacht und ihren Einfluß in Deutschland wohl noch fester, bisher durch daS Beiseiteschieben »e» Bunde», zu begründen gedenkt! — Die Vertheilung des »auf ewig unge- »heilten* Lande» unter die zwei »Herzöge*, ohne Land und Volk mit einer Silbe zu fragen, hat nun auch flattgefunden und läßt auf keine baldige «ndgiltlge Ord- Zwanzigster Jahrgang. nung der Sache schließen. Die schleswig-holsteinisch« Angelegenheit ist wieder auf unbestimmte Zelt hiagestickt, hingefristet. ES fleh» allerdings au», al» sei die BiS- mark'stde Staatskunst in zwei Punkten zurückgewichea, auf die sie bisher sich steifte, nämlich in den Forderungen, daß da« schleswig-holsteinische Herr künftig preußisch werden, und der Bun» durchaus nicht io »er ganzen Angelegenheit befragt werden oder Rechte haben sollte, währen» Preußen gegenwärtig zugefteht, daß Rendsburg BundeSsestung und Kiel BundeShafen werden soll. Scheinbar fin» also die AnnerionSgrlüfte aufgegeben, un» Preußen führt sich al» BundeSglir» auf. Schein bar! Der Antrag auf eine »eutsche Flott« wir» wohl am Bunde eingebracht werden, setzt aber Stimmeneinhel» ligkeit für seine Annahme voraus, und wer will diese gewährleisten? Wir» nicht, wie früher, der Welsen staat seine eigen« Flotte haben wollen? Un» wem an der», al» Preußen, darf die Führung einer deutschen Flotte aovertraut, für wen -n»er» muß sie gebaut werden, al» für Preußen, wenn diese» sich »majorijlreu* lassen soll? E» ist ja bekannt, »aß Preußen nur Bun» de»glied ist, wenn sein Wille geschieht. Rendsburg wird BundeSsestung. Oesterreich hat In der Gasteiuer Uebereinkunst den Grundsatz, daß Deutschland eia Staatenbund ist, aufrecht erhalten, die Besatzung von Rend-bnrg wird au» Preußen und Oesterreicheru be stehen, vorläufig freilich aber Schleswig im Guten oder Bösen preußische Neigung beigebracht werden, bi» eS vor Sehnsucht Deputationen um Ausnahme in Preußen nach Berlin sendet. Unterdessen richten sich die preu ßischen Posten in Holstein ein, »er preußische Canal wird durch Holstein gebaut, di« preußische Marine stationirt in »er Hauptstadt Kiel, die deutsche Marine bleibt zu lange au», dir österreichischen Kriegsschiffe haben in Kiel auf die Dauer keinen Zweck, werden »nnöthig, un» wen« im günstigsten Falle ein Herzog von SchleSwig-Holstein fertig, da» Land nicht annerirt, da» föderative Princip in Deutschland formell aufrecht erhalten und SchleSwig-Holstein ein neuer deutscher Bundesstaat wird, so geben wir dann für dessen und seine» Herzog» Selbstständigkeit keinen Schilling. Oesterreich, darin haben die preußischen Zunkerblätier recht, kann di« Machtentwickelung Preußen» nicht wehr