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Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt des Königlichen Verichtsamteo vnd des Stadtrathe» zn Kischofsveeda. Vies« Jeitschrist erscheint «Schentlich zwei Mal, Mittwoch» und Sonnabend«, und »«stet vlrrtessährttch 12j Inserate «erden nur btt Dienstag und Freitag früh 8 Uhr angenommen. l Sonnabend, den LS. August. Zur Situation. Die „Constitutionelle Oesterreichische Zeitung" bringt, mit Bezug auf die Verhandlungen in Gastein, folgenden Artikel über den Stand der schleSwig-holsteinschen An gelegenheit: „Ueber die Fortdauer des CondominiumS in den Herzvgthümern hat man sich geeinigt. In der Hauptfrage dagegen ist eine Vereinbarung noch nicht zu Stande gekommen. ES ist die» auch nicht gut möglich, nachdem Preußen auch jetzt noch die definitive Conflituirung deS neuen Staate- an der Elbe davon abhängig macht, daß seine Forderungen vom 22. Febr. d. Z. erfüllt werden. Preußen hat in dieser Beziehung bisher keine Concesstonen gemacht und betrachtet diese Forderungen auch heute noch als daS Minimum Dessen, wa» eS anzustreben berechtigt sei. Die Verhandlungen der letzter» Zeil hatten demna l> kein anderes Resultat, al- daß daS Interimistikum in den Herzvgthümern auf unbestimmte Zeit verlängert worden ist. Wir kennen die Bedingungen nicht, welche dieser neuesten Verein barung zu Grunde liegen, und können daher auch nicht entscheiden, ob sich für Oesterreich die Chancen günstiger oder ungünstiger gestalten werden, wenn eS sich um die definitive Lösung der Herzogthümerfrage handelt, die doch nicht in'S Unendliche vertagt werden kann. Wir hoffen, daß Oesterreichs Staatsmänner nicht- zugegeben haben, wodurch Preußen in die Lage versetzt wird, die öffentliche Meinung in den Herzogthümern <u verwirren. Zn Berlin behauptet man freilich, daß Preußen nur DaS verlangt, was zum Wohle Deutschland» gereicht. Die Februarsorderungen sollen nichts anderes bezwecken, als die Stärkung der deutschen Natlonalkrafi. Hier sowohl wie in Mittel- und Süddeutschland ist man jedoch an derer Meinung. Die deutsche Naiionalkraft hat mit den Februarforderungen Preußens nicht- zu schaffen. Letztere haben nur die Machtvermehruog Preußens zum Gegen stände, die aber den Interessen Deutschlands nicht ent spricht: Wäre aber elue solche Machtvermehrung wirk lich nicht mehr hintanzuhalten, dann müßte Oesterreich darauf dringen, daß ihm eine angemessene Compensation zu Thell werde, denn däraiiwitd man sich endlich doch in Berlin gewöhnen müssen, daß die Machtsphäre der beiden deutschen Großstaaten, ihre Stellung und ihr Swanzigster Jahrgang. Einfluß in Deutschland nicht alterirt werden darf, Die Diplomatie wird daS neugeschaffene Jnterimisticuyt be nutzen, um im Wege deS direkten Meinungsaustausche- eine Verständigung mit Preußen zu versuchen. Gelingt auch dieser Versuch nicht, dann stehen wir wiedet M» dem Bruche. Oesterreich dürfte dann seine Anträge ä» Bunde stellen, und dieser letztere dieselben mit Majorität annehmen. Die Verhandlungen, welche in diesem Augen blicke zwischen Baiern, Sachsen, Würtemberg und Hes sen-Darmstadt stattfinden, beziehen sich auf diesen Kall. SS kann heute mit Bestimmtheit gemeldet werden, daß die letztgenannten Staaten nicht zögern werden, Hqod in Hand mit Oesterreich zu gehen. Wahrscheinlich wäre eine dicSfällige Erklärung von dieser Seite schon früher abgegeben worden, wenn man nicht, und namentlich in München, darauf beharre» zu müssen glaubte, daß r« zumeist die Aufgabe Oesterreichs sei, ein klar sormulirte« Programm aufzustellen. Wenn man sich erinnert, wie während des ganzen Verlaufe» »er Herzogthümerfrage auch von Oesterreich der Bund bei Seite geschoben wurde, wenn man sich namentlich an daS Ende der BundeS-Erecution in den Herzogthümern, an di« Hinau«weisung der sächsisch-hannöverschen Truppen au» Holstein erinnert, so wird man diese Forderung kaum als unberechtigt betrachten können. Dank der vermit telnden Thäiigkcit de» königl. sächsischen Staatsminister« Herrn von Beust find manche Unebenheiten beseitig», und die Verständigung zwischen Oesterreich und deu Miltelstaaten angebahnt worden, so daß kaum mehr daran zu zweifeln ist, daß im entscheidenden Augenblick« Oesterreich und die Miltelstaaten gemeinsam handeln werden. I» Gastein wird man in diesem Augenblicke darüber bereit» im -klaren sein, und hat man abzuwarten, welchen Eindruck diese Nachrichten auf die Berliner Regierungskreise machen werden. Möglich, daß man dort auch jetzt noch glaubt, e» sei nicht so ernst gemeint, und man werde, wenn eS zur Entscheidung kommt, nicht wagen, den preußischen Prärensionen entgegen zu treten. DIeS wär« rin« für Preußen sehr verhängnißvolle Täuschung. Man kann sich in Berlin darauf gefaßt machen, daß mtm e» wagen wird.