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Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt des Königlichen Verichtsamtes und des Stadtrathe» -« Difchs^swwdck. Diks, steitschrist erscheint »Scheuttich zwei Mal, Mittwoch« und Sonnabend«, und testet viertetzttzrttch 12z «kgr. Inserat« werdea uur dl« Dienltaa und Anitas trüb 8 Ubr anaenvmmar. Das deutsche Sängerbundesfest in Dresden. Montag, den 24. Juli. Mit ungeduldiger Erwartung wurde dem dritten Festtag entgegengesehen. Gleichsam der Gipfelpunkt de» ganzen Feste«, der große Festzug sollte an diesem Tage ftattstnden. Au« weiter Entfernung führte der Dampf wagen Schaulustig« »er Residenz zu, und ebenso strömt« in dichten Zügen ^u Fuß und zu Wagen di« Bevöl kerung »er Umgegen» vom frühen Morgen an zum Thore herein. Die überfüllten Wagen, wenigsten» di« Omnibus, waren ml« Guirlanden und Fähnchen ge schmückt, und die abgetriebendsten Droschkengäule selbst schienen heute einen freudiger» Festlrab einschlagen zu wolle». Welche» Wogen und Drängen in den Straßen schon stundenlang, bevor der F-stzug begann; boten roch auch di« Straßen in ihrer Dekoration »och einen reichern, prachtvoller» Anblick al« an den vorhergehenden Fest tagen, indem Manche, die »em Fest« bisher kühl gegen» übergestanden, von der allgemeinen Feftstimmung fortge- rissen, sich noch zur Dekoration entschlossen hatten. Die Dekoration »er Stadt ist ein« großartige, großartiger noch, al» ste sonst bei ähnlichen Gelegenheiten der letzten Jahre in anderen Stätten vorgekommen ist; großartig ist sie besonder» durch ihren Umfang, indem der üblich« Blumenschmuck bi» in die letzten Häuser der Vorstädte sich erstreckt und Fahnen, überall von Kirchen und Palästen, wie von niederer Hütten Dächer, den Sängern, stumm aber > roch verständlich, ein „Lier hoch!' entgegen flattern. Jede Arbeit, jede« Gewerk schien an diesem Lage zu ruhen, und schon am Morgen wurden di« meiste» Läden geschloff-n. E» liegt etwa« Großartige« darin, wenn eine ganze groß« Stadt mit den Bewoh nern ihrer nähern un» ferner» Umgebung, mit »en Tausend«» von Fremden, welche in ihren Mauern weilen, wenn Alle, wenn mindesten» über 300,000 Menschen, von «ine« Gedanken bewegt, einem großen Schauspiel« entgeg,»sehen. Die Introduktion diese« Schauspiele» bildet« der Lranlport der Fahnen von »er Festhalte »ach »er Stadt durch zwei Dampfer. Di« schmucken Fahnen waren auf »en, Deck »er beiden Schiffe ausgepflanzt »n» e« war «in prachtvoller Anblick, die Schiffe mit den vielen, luftig flatternden Fahnen freudig floh auf dem im Sonnenschein blitzenden Strome unter schmettern den Trompetenklängen dahingleiten zu sehe». Bald darauf sah man die Lheilnehmer am Festzuge ihren Sammelplätzen in der Pirnaische» und Seevor stadt zu eilen und nach 2 Uhr endlich setzt» sich der Zug aus gegebene Trompetenstgnale vom .Virtoriahoiel' au» in Bewegung. > . E» ist schwer, ja unmöglich, »en ioiposanten über wältigenden Eindruck de» Festzuge» za schildern. Da» Ueberwäliigende lag in »er Joee, in dem Gedanke», daß gegen 20,000 Sänger au» allen Gauen und Stäm men de» großen deutschen Vaterland«», greint im deut schen Liede, in einem Zug« vorüberfchritten. Und welch« Begeisterung, welch« Freud«, welcher Jubel auf allen Gesichtern! Nicht ein Auge, da« nicht erglänzt wäre von dem ergreifenden Gefühle dieser Stunde, nicht «in Mund, der nicht begeistert eit» »Hoch' ge- gerufen hätte, nicht eia Herz, da» nicht schneller und höher geschlagen. Ein fortwährender taufendstimmiger Jubel begleitete den Zug. Alle Straßen, durch welche derselbe ging, waren richt mit Menschen besetzt; die, an verschiedenen Stellen aufgebauten Tribünen brachen fast unter der Last der darauf befindlichen Zuschauer; in den Fenstern überall Kopf an Kopf blühend» Mädchen un» Frauen, di« mit Tüchern h»rnirdergrüß««n und Blumen und Kränze auf die Vorüberziehenden warfen. Hier wurde «in seinem Quartierwirth schnell liebge- wordener Säugergast erblickt und begrüßt, »ort rin alter Freund oder Lan»«mann plötzlich erkannt und freudig umarmt. Bald warf ein Sängerzug, wie die Magdeburger Sängerschaft, in gedruckten Gedichte» »Fest grüße an DreSven' in da« Publikum; bald wiederum wurden »en von der Soaaengiuih erschöpften Sängern ein kühler Trunk au« »em Fenster dargereicht »der gar von d«ch oberen Stockwerken herabgelassen— überall da« Bemühen, den Sängern in irgend einer Weise eine Freundlichkeit hu erweisen, un» bei de» Sängern die unverkennbare Begeisterung über die Aufnahme, die ihnen in Dresden zu Theil wir». Der Zug, obgleich di« Sänger in gewöhnlicher Elvilkleiduitg gingen, «ar »och keinelweg« eintönig zu nennen. Schon di» diele» wehenden Fahnen, daneben die von Turnerknaben getragenen größeren und kleinere« Swanzigster Jahrgang.