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Bischofswerda, Stolpen «ad Itmgegenk Z'' « Amtsblatt des Königliche» Verichtsamtrs und des Stadtrathes zu Kischofswerd«. Diese Zeitschrift erscheint wSchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabends, und kästet vierteljährlich I2j Agr. Inserate «erden nur bk« Dienstag «ad Freitag früh 8 Uhr angenommen. 58. I Mittwoch, »e» »«. Z«U. s 1WS. Etwas über Rußland. Es dürste für unsere Leser nicht ohne Interesse sein, wenn wir ihre Aufmerksamkeit einen Augenblick lang auf da« in Cuftur und Bildung riesenhaft fortschreitende Rußland lenken. Da bereiten sich Dinge, die bald die allgemeine Theilnahme rege erhalten und von Neuem den Beweis liefern werden, daß den unaufhaltsamen Forderungen »er Zeit schließlich kein Damm wirksam entgegengesetzt werden kann. Der »Koloß auf thönernm Füßen" fängt eben an, selbstständig di« Bahn des Fort schritts zo betreten, gewiß zu seinem eigenen Heile! Wir regiftriren in der Kürze nur folgende Beschlüsse einer Adelsversammlung in Reval: 1) Da« Gerichtsverfahren wird dasselbe sein für Stadt und Land; 2) die Land gemeinden find in Angelegenheiten von lokalem Interesse von der Verwaltung frei, mit Au-nahme gewisser De tails, die wegen der unzulänglichen Bildung der Dorf beamten ter Verwaltung überlassen bleiben; 3) die Bauern, die bisher ihre Klagen beim Krei«richter an bringen mußten, können es jetzt bei den Kirchspielgerich- ren, »je bisher nur di« Vermittler zwischen Bauern und Grundelgenthümern waren; 4) daS Recht »er Herren, ihre Diener körperlich zu züchtigen, sowie dar der Po lizei, bäuerliche Grundbesitzer am Körper zu strafen, ist aufgehoben; 5) zur Herstellung der Eisenbahn zwischen Petersburg, Reval und Baltisch Port mitzuwirken, das Terrain unentgeldlich herzugeben und die Ausgaben zu eontroliren. Der esthländische Landtag bat diese Be schlüsse zum größten Theil adoptirt, zum Th eil noch er weitert. Aebulichr Resolutionen faßte der livländische Landtag. Wir theilen folgende mit: 1) Di« Frohn- Pacht hört b - zum 23. April 1868 definitiv auf; alle Eontracte über bäuerlich« Frohnleifiungen find von je- nr« Tage an ungültig; 2) bäuerliche «rundelgenlhümer und Sestndewirthe sollen nicht mehr körperlichen Poli- zeiftrafen unterworfen werden, vorkommenden Fall« find Geldstrafen zu verhängen; 3) Gut-Herren, denen die HauSzucht zusteht, dürfen dieselbe nicht mehr gegen er wachsene Personen al» körperliche Züchtigung au« üben; minderjährige Dienstboten und Zögling« dürfen auch fernerhin körperlich bestraft «erden; 4) abziehead« Ge- findewirihe und Pächter müssen entschädigt »erden, wenn Zwanzigster Jahrgang. fie auf die neuen Pachteontraete nicht eingeheo wollen; 5) mit de« vom Seneralgouverneur ausgestellten Grund sätzen in Betreff ausgedehnter, von »er gutSherrlichen Betheiligung unabhängiger autonomer Befugnisse in Gemeindeangelegenheiten hat sich der Landtag einver standen erklärt. Schließlich wollen wir noch auf einen Artikel in der.VierteljahrSschrist für Volk«wirthschaft und Culiurgeschichte" (von Fancher und Michaeli«) auf merksam machen, enthaftend Mittheilungen über da» Project eine» neuen auf voller Sewerbefreiheit beruhen den Gewerbegesetzes für Rußland und über da» Dtr- hältniß desselben zu «er bisherigen Gesetzgebung und die gewissermaßen im Gegensatz zu derselben erwachsenen gewerblichen Zustände Rußland«. Schließlich sei noch erwähnt, »aß kürzlich auch ein sehr liberale«, auf hu manen Grundsätzen ruhende« Gesetz über gemischte Ehen erschienen ist und bald «in auf voller Gewerbefreiheit beruhende« Gewerbegesetz erscheinen wird. Sachsen. Bischofswerda, 23. Juli. Ein lang« Trauerzug bewegte sich heute früh 6 Uhr durch die Straßen der Stadt nach dem Friedhof«; eS wa ren die sterblichen Ueberreste unseres entschlafenen hochverehrten und treuverdienten Herrn Bürgermeister Johann August König. Dankbare Liede, herz liche Theilnahme un» Anerkennung seiner vielfachen Verdienste um unser ganze- städtische- Wesen ge leiteten den schlichten, einfachen aber besonnenen und klar um sich schauenden Mann in einer großen Anzahl seiner Bürger, unter denen er jederzeit io gern gelebt, zur stillen Giuft. Ein Jeder fühlte jetzt in dieser ernsten feierlichen Stunde, waS er an war und waS wir in ibm verloren. Da- Schützen- rorpS in Uniform geleitet« ihn zu Grade und trug auch seinen Sarg zur Gruft; der Eängerclub, der schon AbendS vorher unter Fackelschein ein letzte- erhebendes Trauerlied vor seiner Wohnung ge sungen, stimmte während der Beerdigung in Ver bindung einiger Schulkinder eine Motette an und leitet« auf dem Wege zum Friedhöfe den Gesang. Sämmiliche Behörde«, köntgl und städtische, Geist liche und Lehrer und eine große Zahl der Bewohner«