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Wochenblatt 1 für Bischofswerda Stolpen und Ur gegend. Amtsblatt des Königlichen Verichtsamtes und -es Sta-trathes zn Uchofower-«. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei «al, Mitt»»»« m. ^nnabe«^! und k-stet »>.! ijährlich 12j Nge. / Inserate werden nur bi« Dienstag und Frettag früh 8 Uhr angenommen. S a ch s e n. Der Finanzminister Freiherr von Friesen ist am 5. Oct. von seiner Badereise nach Dresden zu« rückgekeh« und hat die Geschäfte de Finanzmini steriums wieder übernommen. Bischofswerda, 6. Oct. Die Kält« ist auch in unserer Gegend auf «ine so bedelltsame Weise etngezogen, daß sie bereilS nicht unerheblichen Scha de« an Gartengewächsen, Kraut, Kartoffeln und grünem Herbstfutter gemacht hat. Die Dächer sind dicht mit Reif belegt und zeigte heule Morgen der Thermometer 3 Grad unter 0. BieleS Obst wird, wenn die Kälte anvauern sollte, nicht zur Reife ge langen. Ein großer Theil deS SpalierweinS ist bereits erfroren. Bischofswerda, 7. October. Heute früh wurde unterhalb der Herrmann'schen Fabrik in der Wesenitz ein männlicher Leichnam aufgesunden. Daß die betreffende Person den Tod freiwillig gesucht hak, geht daraus hervor, daß dieselbe sich zuvor der Kleidung entledigt hatte, welche am Ufer lag; darunter befanden sich verschiedene Briefe und ein Zettel, aus welchem der Name: Koltwann, Echmtedemeiker aus Görlitz, geschrieben stand. I. Chemnitz, 6. Octbr. So sind denn die schö nen Tage der zwölften allgemeinen sächs. Lehrer versammlung vorüber und unsre lieben Gäste bereits wieder ihrer Heimath zugeeilt, um mit frischer Kraft in ihren Schulen zu wirken. Ganz Chemnitz nahm an dem Feste thrjl und eine Gastfreundschaft wurve den Lehrern erwiesen, die unvergeßlich bei allen Theilnehmern bleiben wild. Trotzdem, daß sich 1750 Gäste eingefunden hatten, waren doch für all« diese Männer Privatquartiere ^vorhanden, ja noch 150 Quartiere vacant. Ein jeder Wirth wetteiferte damit, seinen Gästen den Aufenthalt in Chemnitz so angenehm als möglich zu machen. Mehrere Fabrikbesitzer hatten 15—20 Lehrer aus genommen und führrn in den Stunden der Erho lung mit.denselben in den schönsten Equipagen zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Schon am Bahnhofe wurden die ankommenden Lehrer durch Neunzehnter Jahrgang. rin Mitglied deS Stadtraths begrüßt und dann von Knaben, vie eine weiße Binde mit der Inschrift: „Führer* trugen, in das Anmeldeburrau und hierauf in ihre Wohnungen geführt. Die Gartenbaugesell- schast zu Chemnitz halte während der Lehrerver« samwlung eine Ausstellung von Früchten, Blumen und Gewächsen veranstaltet, Herr Buchhändler Focke eine dergleichen von Büchern, Musikalien, Globe« ic. und in einem brüten Nebenzimmer der „Linde", wo selbst auch im großen Saale die Verhandlungen stattfanben, lagen nickt weniger als 211 kostbare Geschenke (z. B. 1 Pelz, 1 Physharmonika, 1 Schreibtisch, 1 Ruhestuhl, Uhren und Geigen «.) im Werihe von 1000 Thalern, welche auf Anregung deS Hrn. Bürgermeister Müller mehrere Lehrersreund« aus Chemnitz den anwesenden Lehrern dargereicht hatten und die nun unter die angemeldeten 1750 Lehrer verlooft wurden. Wie Mancher nahm daher aus Chemnitz kostbare Andenken mit! Concerte, Turnübungen und Hebungen der Feuerwehr fanden an verschiedenen Orten und an allen 3 Tagen des LehrerfesteS statt, so daß der Gast oft nickt wußte, wohin er sich zuerst wenden sollte. Und dabei die angenehmen Wirthe, die doch in ihrer Familie den Lehrer auch einige Stunden genießen lassen wollten, gewiß — die Zeit verstrick so rasch, daß man gern noch einen Tag hier verweilt hätte, wenn nicht die Pflicht die Gäste nach Hause gerufen hätte. Chem nitz bleibt daher allen Theilnehmern unvergeßlich. Sonntag Nachmittag 5^ Uhr fand «ine geistlich« Musikauffübrung unter der Direktion deS Herrn Mustkdir. Schneider in der Et. JohanniSkirche statt, welche mit so großer Präciston in den Chören und SoliS zur Ausführung kam , daß alle Pidcen mit gespannter Aufmerksamkeit und großem Interesse an gehört wurden. Kaum war dieses ausgezeichnete Concert zn Ende, so ward in dem mit frischem Laubgewindr geschmückten Saale der „Linde* Abends 48 Uhr die Dorsamwlung in Gegenwart von 1000 Lehrern unter Gesang eröffnet. Der um daS Fest hochverdiente Herr Bürgermeister Müller begrüßte dann in einer lief durchdachten Anrede im Namen der Stadt Chemnitz die versammelten Lehrer. Durch