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Bischofswerda, Stolpen und Umgegend: Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamtes und -es StaÄtrathes zu Kischofswerda. vtefe Seitschrist erscheint wSchentlich zwei Mal, Mittwoch» und Sonnabend«, und testet vierteljährlich 12j S-r. Inserate werden nur di« DieaStag und Freitag früh 8 Uhr angenommen. ' Mittwoch, den L4. August.1884. Sachsen. Bischofswerda, 20. August. Unsere Stadt prangte noch im vollen Festschmucke deS so eben vorübergegangenen Gustav-Adolph Festes als TagS darauf, Donnerstag, den 18. dies. MlS., für unsre sämmtliche Echuljugmd «in Schulfest abgehallen wurde. Der über 700 Kinder zählende Zug be wegte sich von der neuen Schule aus nach der Stadt, um hier so ziemlich alle Straßen und Gaffen zu passiren. Er machte auf alle die zahlreichen Zuschauer, die sich eingefunven hatten, einen an genehmen Eindruck, da er mancherlei Abwechselung dem Auge darbot. Voran ging ein Mustkchor, dann folgten 3 große Fahnen, hierauf die kleinen Kinder, dann die Mädchen, fast alle im weißen Festschmucke und zum Schluß sämmtliche Knaber.claffen, welche alle kleine Fähnchen von verschiedenen Farben trugen. Der Zug ging endlich zum Schießhause, woselbst jede Claffe ihren angewiesenen Spielplatz erhielt und sich daselbst mit ihren Lehrern mehrere Stunden durchSpiel, Adlerschießen ».vergnügte. Gegen 7 Uhr AbendS erfolgte der Einzug, welcher sich dann auf dem Markte auflöste. DaS Fest war durch die schönste Witterung begünstigt und Jung und Alt freute sich über die große Kinderschaar der heule durch die Liebe der städtischen Behörde rin so angenehmes Fest bereitet worden war. — Di« zum Gustav Adolph-Feste allhiec eingesammrlte Kirchenrollecte hatte durch mehrere nachträgliche Taben die erfreuliche Höhe von 82 Thlr. 15 Ngr. erreicht, welche bereits nach Dresden an den Haupt verein adgesendet worben ist. Aw 17. Aug. Nachmittag gegen 6 Uhr entzweite sich der Gemeindevorstand und Bauergutsbesitzer P. in Plötzen bei Hochkirch mit seiner Frau, an geblich wegen einer Jagdverpachtung und schlug in der Aufwallung dabei mit dem geladenen Gewehr dergestalt auf den Boden, daß sich das Gewehr ent lud, wobei ihm der Schuß in den Unterleib ging, woran er am 18. d. M. gestorben ist. Der am 18. August AbendS j8 Uhr von Tharandt nach Dresden abgegangrne Personenzug «euuzehater lahrgan,. gerieth im Dorfe Plauen auf da» NebengrleiS, wo drei mit Mehl beladene Wagen stauben. Ein Wagen davon ward sofort zertrümmert, die andern beiden wurden stark beschädigt und in da» nahe Bahnwärterhaus gestoßen, welches ebenfalls in Trümmer ging. In diesem Hause saß der 52- jährige Kohiensuhrmann Borrmann mit seiner drei jährigen Enkelin. Beide wurden stark beschädigt aus dem Trümmerhaufen hervorgezogen. (Ersterer ist nach neueren Berichten an den erhaltenen Verletzungen gestorben.) Durch eine HilsSlocomotive ward nach einer halben Stunde der Zug weiter befördert. Di« Untersuchung gegen den betreffenden Bahnwärter und die dort beschäftigten Arbeiter ist eingeleitet. Am 17. August wurde Nachmittags in der sechsten Stunde der dritthalbjährigr Knabe «ine» HandarbriierS in den VolkSmarSdorfer Straßen häusern bei Leipzig, welcher im Eifer deS Spiele» jählings unmittelbar unter daS linke Vorderrad eine» DüngerwagenS gerannt war, von letzter« überfahren und sofort getödtet. ES ist dies wiederum ein« ernste Mahnung an die Eltern, ihre Kinder nicht, wie im vorliegenden Falle geschehen, ohne Aufsicht an oder in der Nähe der Fahrwege spiele« zu lassen. Munöschau. Auf dem Welttheater sieht e» gegenwärtig im Ganzen ziemlich friedlich au». In Nordamerika freilich dauert die Schlächterei zwischen Norden un» Süden seit dem 12. April 1861 unausgesetzt und ohne Ergebnis fort, obgleich nach zuverlässigen Be rechnungen seit jenem Tage 730,000 kräftige Män ner und Jünglinge deS Nordens allein rr'chlagen oder verstümmelt worden sind. Such in Unteritalie» kann daS Räuberwesrn, das seit der Annerion zu voller Dlüthe rmporgeschoffen ist, nicht auSgerottet werden. Dagegen scheint sich der Aufstand der ge treuen Untffrthanen des Bei von Tunis seinem gänz lichen Endtz zu nahen, wie denn auch die, überlegene Kriegstüchtigkeit der Franzosen die aufständisch«» Arader in Algerien wieder zu Paaren getrieben hat.