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Vits« Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabend«, und testet vierteilIdrlkb 121 Mae, Sonnabeud, de« LA Juli tzlechl rischen hümer d Zn- 'esitzer e erst achten nach chten, ttlieb «als e, so ttl ilm Sachsen. In der Sitzung der ersten Kammer am 20. Juli wurden verschiedene mit der zweiten Kammer be stehende Differenzen durch Beitritt zu den Be schlüssen der zweiten Kammer ausgeglichen, wogegen die erste Kammer in mehreren andern Punkten, namentlich bet den die Jagdkarten, die Schonzeit, die Ausübung der Jagd an Sonn« und Festtagen und die Maßregeln gegen revierende Hunde be treffend, ihre frühem Beschlüsse aufrecht erhalten hat. Auch in Betreff der Vermehrung der Armee um 59 Offiziere rc. hat das VereinigungSversahrrn zu keiner Einigung geführt, indem jede der beiden Kammern bei ihren früheren Beschlüsse stehen geblieben ist. lieber die Hinrichtung des Mörders Thonig in Bautzen am 19. Juli 1864 berichtet ein Augen zeuge Folgendes: Als ich den Verurtheilten Carl Gottlob Thonig am Montag sah, da war sein Ge sicht kalkweiß. Er saß vor dem Geistlichen fesselfrei, die Hände über'S Kreuz gelegt, kein Tropfen Blut schien in seinen Adern zu rollen. Er sprach kein Wort, er hat überhaupt nie viel gesprochen. Er überließ sich ruhig seinem Schicksal; denn er war ein reuiger Sünder, der sich mit seinem Schicksal versöhnt, und ebenso ergeben empfing er zum letzten 'Mal das heilige Sacrament deS Abendmahls. Seine Reue beweist folgender Brief, den er am 15. Juli an seine Angehörigen nach Reukirch geschickt: Bautzen, den 15. Juli 1864. Alle meine liebm Freunde! Geschwister, Schwager und alle Angehörigen! Ich schreibe an Euch zum letzten Male und ich wünsche noch gern mit Euch Allen zu sprechen und daö so bald als möglich; denn meine Lebenszeit ist kurz. Ich will die böse Welt verlassen, um «ich auf die Reise zu meinem himmlischen Vater vorzubereiten. Künftigen DienStag Vormittag 9 Uhr werde ich abscheiden. Sagt'» vor Allen der Caroline, auch mit der wünsche ich hauptsächlich gern zu sprechen. Carl Gottlob Thonig. Carl Gottlob Thonig, 37 Jahre alt, aber aus« «nmzehoter 1-hrgan,. sehend, als wäre er 67 Jahre alt, deS Mordes be schuldigt und deshalb zum Tode verurthrilt, den er wegen des furchtbaren Verbrechen-, das er an dem Weber Thomsch am 8. August 1863 dadurch begangen, daß er denselben wegen der Liebe zur Frau mit der Art und mit dem Strick hingemordet, trat am DienStag früh um Punkt 9 Uhr auS sein« Zelle heraus. Die Ketten raffelten, sie wurden ihm abgenommen, denn jetzt ging er ja seinen letzten Gang — und an wem ging er vorbei? Er ging an der Zelle Pech'S vorbei, den ja das Königliche Ober - AppellationSgericht vor Kurzem zu Dresden auch wegen Mordes zum Tobe verurthrilt hattet Pechen gegenüber sitzt seine zu 6 Jahr verurthrilt« Geliebte, die 21jährige Clara Kretzschmar. Ob Ar daS Kenengeraffel Thonig- gehört? Es schlug aus den Thürmen Bautzens 9 Uhr. Der Gerichtshof trat in den Hof deS Bezirksgerichts. Ein grüner Tisch war die Stelle, von welcher aus Herr Ge- richtSdirector Hensel erklärte, daß Er. Mazestät der König in diesem Falle keinen Gebrauch von seins« Gnadenrecht gemacht, sondern daS TodeSurtheil be stätigt habe. Die Dautzner GertchtSdiener Böhm und Zimmer, die den Delinquenten die ganze Rächt bewacht, führten ihn um 9 Uhr unter Vortritt dd» WachmeisterS Roll heraus. Ein GerichtSttsch irr grüner Farbe stand unweit der Guillotine, die zwischen weißen und rothen Rosen im Hose aus gestellt wär. Der Scharfrichter Fritsche, der t« schwarzen Frack am Orte stand und der mit mög lichster Schnelligkeit seine amtliche Thätigkeit glücklich vollendete, war mit zweien seiner Leute zur Hand. Thonig trat vor die Richter hin. Ja demselben Augenblicke winkte Herr GerichtSdirector Hensel mit dem weißen Taschentuch«, aus dem Fenster de« Be zirksgericht- fuhr eine Fahne heraus und sofort läutete die Glocke de- LauenthurmrS dm letzten Grabgesang Thonig'S. Der Priester begleitete ihn an die Stufen der blutroth angestrichenen Guillotine. Fünfhundert Köpfe richteten Ihre neugierigen Augm nach dem 72 Pfund schweren Fallbeil, da- herab fallen mußte auf eia schuldige- Haupt. Thonig hatte eine halbe Minute vorher, ehe er die verhäng- Bischofswerda, Stolpen und Umgegend —is!> Amtsblatt des Königlichen Gerlchtsamtes nnd des Stadtrathes z» Dischsfowerda. lokpen.