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Mo chendla t t , v' ' /für ' - Bischofswerda, Stolpe« und Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Liese Zeitschrift erscheint wöchentlich 2 Mal, Mittwoch- und Sonnabend-, und kostet vierteljährlich 12tz Stgr. ^^14-^ Sonnabend, de« IS. Februar ^1858- Friedenszurüstungen. Rach der russischen Zeitung „Le Nord" ist Rußland militärisch unbesiegt, aber politisch geschlagen. Hierin liegt eine äußerst feine Verdrehung der Wahr heit, welche Emopa bei den bald beginnenden Verhand lungen, wo «S sich um politische und diplomatische Siege handelt, in Sicherheit wiegen soll. Die Wahrheit liegt im. Gegentheil, im umgekehrten Satze: Rußland ist militärisch geschlagen aber politisch unbesiegt. Mit der urplötzlichen Annahme der fünfPropofitionen ist nament lich England in dir Fichten geführt. DaS Petersbur ger Cabinet hat begriffen, daß daS nächste KriegSjahr militärisch ihm sehr gefährlich werden könnte, eS hat «iogesehen, daß alle von ihm verlangten Opfer keine wahren Opfer find und eS sorgt nun dafür, daß diese Erkenntniß in den urtheilSfähigen Schichten Rußlands verbreitet und gewürdigt werde. Der „Nord" wird auch im Auslande dazu benutzt. Auf den Conferenzen wird Rußland sehr spröde sei» und namentlich seinem Erb feinde England keinen Vorthril zugestehen, von dem r- im Voraus weiß, daß er weder von Oesterreich noch von Frankreich unterstützt wird. Verlaufen die Conferenzen nach Rußlands Erwartung, so ist eS gar nicht unmög lich, daß eS auf Grund deS 5. Artikels „im Interesse Europas" und seiner „Gleichgewichts" zu seinem Vor theile Friedensbedingungen aufstellt, die England nicht besonder» munden werden. Zn England schweigt daS Ministerium über die Kriegs- und FriedenSfrag«, um die Verhandlungen nicht zu stören und Napoleon III. schweigt auS Prineip, da er fich in einer Umgebung weiß, dir jedes seiner Worte an der Börse sofort auSbeutet. Dieses doppelte Schweige» die-seitS und jenseits deS Canal» hat die Börsen wieder ein wenig nachdenklich gemacht und die österreichischen StaatSpapierr, welche nach dem Fluge der ersten Friedenstaube mit rapider Schnelligkeit in dir Höbe gingen, find wieder etwa« gefallen, ebenso andere Papiere, welche man nicht sicher genug fundirt glaubt. Noch ein Punct ist hinjugetreten, welcher die Bör sen nachdenklicher gemacht hat. Früher hieß r«, Sar dinien solle auf den'Friedenskonferenzen gar nicht ver treten sein, au- dem nicht« sagenden Grunde, weil e- nicht eine Großmacht sei. E« würde darin ein« unge meine Ungerechtigkeit gegen «inen Staat gelegen haben, Elfter Jahrgang. der den Weltmächten auf ihr Andringen bedeutende Opfer an KriegSkrästen brachte. Beiläufig bemerkt, ist »S eine große Thorheit, wenn rin Staat au« bloftr Sympathie für eine andre Regierung fich in den Krieg stürzt; denn jeder fremde Staat ist undankbar und nur auf seinen Vorthril bedacht. Kein Voll er warte sein Heil von einem fremden Staate; den» alle Staaten find von Narur geborne Feinde von Denen jeder seine eignen Interessen verfolgt; eS ist «ine Albern heit zu erwarten, ein fremder Staat werde «nS unfern Vorthril auf dem Präsentirteller bringen. Darum müssen alle Sachsen mit Dank anerkennen, dass »ns« Minister v. Beust, den der Ruf eine-tüchtigen Diplo maten bewährt hat, von vorn herein dahin erfolgreich wirkte, daß Sachsen und Deutschland nicht in den KriegSstkudel hineingezogen wurde. Hätte fich Sachsen, hätte sich Deutschland am Kriege mit bethriligt, wa- HStten wir jetzt davon? Einige tausend Leute wären auf dem Schlachtfeld« umgekommen oder zum Krüppel geschossen worden, von den Steuerpflichtigen hätten Opfer gebracht werden müssen, welche in der Zeit dar Lheuerung und Stockung der Geschäfte doppelt drückend gewesen wären, und der Gewinn hätte darin bestanden, daß Sachsen als „kleiner Staat" keine Vertretung aiss den Friedenskonferenzen erlangt hätte, daß höchsten» Deutschland al- Bund einen Gesandten nach PariS HStte schicken dürfen. Unserm weise« König und unfern politisch scharfblickenden Minister v. Beust ha ben wir «» namentlich mit zu danken, daß Demschland in den verschiedenen Stadien tz«S orientalischen Krieg- nicht in einzelne L heile zerfiel und nicht »ine zweite Auflage deS Rheinbünde- zum furchtbaren Nachtheile Deutsch lands entstand. Mögen fich da- diejenigen merken, weiche die politische Wirksamkeit unsrer Regierung «ft vorschnell tadeln, wenn sie dir Situation nicht so über blicken können, wie dir Regierung von ihrem Stand punkt« au». Möge man nicht vergessen, daß Sachsen erst in neuerer Zeit unter dem Ministerium Beust in auswärtigen Fragen zu einem Einfluss« gelangt ist, den unser Vaterland früher nie besaß und daß Sachsen in Verbindung mit Kaiern erst in neu«« Ast'eine politische Machtstellung errungen hat, di« den deütsche» Mittelstaatrn gebührt; Möge man nicht vergeffra, daß di« Bemühungen d«S sächsischen Gesandten v. Seebach, de» Schwiegersöhne« de« Grafe» Neffrlrode wesentlich