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Woche n ö 1 a t t Bischofswerda, Stolpe« mrd Umgegend Zur gemeinnützigen Unterhaltung rur alle Stände. . — . 7—^ '' -> - < - ' Dies« Zeitschrift erscheint «Schentlich 2 Mal, Mittwoch« »nd Sonnabend«, und kostet vierteljährlich t2f «gr» 9 Mittwoch, do« SV. J«««ar ^1856- Rundschau. Dürfen Wir hoffen, so fragen Diele, daß die bevor stehenden Conferenzen un« den Frieden in einem de finitiven FriedrnSvertrage bringen werden? Welche Bürgschaft haben wir dafür? Freilich wäre die ein zige sichere Bürgschaft die vollendete Thatsache de« abgeschlossenen definitiven Vertrag«, allein eine Bürg schaft haben wir doch schon jetzt. Es ist die Entschlos senheit Oesterreichs, dieselbe, der wir e« danken, daß demnächst schon der Abschluß eine« Präliminarvertrags bevorstehen kann; e« ist die von den Westmächten bewiesene Mäßigung, r« ist der Umstand, daß da« er schöpfte Rußland eS nicht wagen wird, ganz Europa au« seinen Friedenshoffnungen aufzuschrecken und bis zum äußersten durch einen nachträglichen Mangel an gutem Willen zu reizen, welcher den Frieden wieder in Frage stellen würde. Vor Allem aber ist eS die Ent schlossenheit Oesterreichs, welches jetzt auf dem festen Boden eines wohlformulirten Friedensprogramms steht, mit dessen Ausstellung und Aufrechterhaltung eS seine Verpflichtungen den Decemberverbündeten gegen über redlich erfüllt hat, indem eS zugleich damit Ruß land nicht« zumuthete, was nicht den vollendeten That« fachen deS GangS der KriegSereigniffe entsprochen, was Rußlands staatliche Ehre hätte verletzen können. Oesterrsich ist zum entscheidenden Gewichte in der Wage dersgegenwärtigen Geschicke Europa« geworren. Dieser Umstand beruhigt die Besorgnisse vor Rußlands nach träglichem Mangel an gutem Willen, er beruhigt di« Besorgnisse, daß die Westmächte oder eine derselben von dem ihnen nach Art. V der Propositionen zukehen- den Rechte, im europäischen Jmereffr weitere Forde rungen zu stellen, in einer den Frieden neuerdings ge fährdenden Weise Gebrauch machen werden. Die Frage, ob da« europäische Interesse eine neue Forde rung begründe, ruht nicht einseitig bei dieser oder jener Macht, sie ruht bei allen Mächten, die sich europäi sche Großmächte nennen dürfen. Hierin liegt dir Auf forderung an die Großmächte, die sich Preußen und deutscher Bund nennen, auch ihre Stimme bei den bevorstehenden Conferenzen vernehmen zu lassen und Oesterreich treulich zur Seite zu stehen. Roch ein mal ergeht oft diese Rächte der Ruf, st» dem ehren vollen Wirke; Europa den Frieden dauernd zu geben, SlfUr Jahrgang. anzuschließen. ES ist der Ruf de« europäischen In teresse, das alle Sonderintereffen in sich faßt Werden sie ihm folgen? Wir wagen kaum e« zu bezweifeln, und wir nehmen die Versicherungen de« Gegentheil«, welche die Zeitungen in neuester Zeit au« Berlin brin gen, ungläubig auf. Deutschland rechnet darauf- daß Preußen und der Bund diesem Rufe folgen werden, und wird es in diesen seinen Hoffnungen nicht ge täuscht,dann hatEuropa die über alleZwei- fein erhabene Bürgschaft de« Frieden«. Zu Friedensverhandlungen wird und muß es nun unbedingt kommen; denn die Logik erlaubt nun nicht, diese zu umgehen, seitdem Rußland beim Thorschluß noch alle«, wa« Oesterreich forderte, un bedingt angenommen hat. Wir werden also wieder FriedenSconferenzen haben, filuch Preußen wird an denselben seinen Antheil fordern. Nach dem Rußland au« Furcht nachgegeben, wollen alle Mächte Ursache davon sein. Don Berlin wurde jetzt nach allen vier Windentelegraphirt: „Preußen hat eindringlichst in St. Petersburg sein Ge wicht zur Friedensherstellung in die Wagschale gelegt,- Während doch alle Welt weiß, daß eS entschieden ab- lehme, den österreichischen sehr mäßigen Forderungen beizutreten. Kommt Preußen mit zu den Friedens- conferenzen, so hat Rußland, wa« für Petersburg sehr wichtig ist, einen Fürsprecher mehr, der dafür sorgen wird, daß der 5. Puncl nicht mit zu bitten» Arzneien für das theure Rußland auSgefüllt wird. Bei den FriedenSconferenzen hat Rußland fürs erst« Zeit ge wonnen ; Oesterreich kann so lange diese dauern nicht rüsten; ziehen sie sich einige Monate foft, so kann Oesterreich sich kaum 3 Monate am Kriege betdeiligen. Ein Haupttrost bleibt Rußland bei de» Friedensver handlungen , nämlich der, baß die Verbündeten unei nig werden, und die Uneinigkeit kqnn schon überhand nehmen, wenn man die Donaufürstenthümer mit einer neuen Verfassung beglücken will, wenn man ihr einen neuen Herrscher geben will. Wem soll man den neuen Thron schenken ? Gewinnt Rußland nur, daßOester- reich auch ferner neutral bleibt , so hat es alle« durch den sauren Apfel gewonnen, Oesterreich wird sich aber schwerlich nun in Krieg stürzen, seitdem ihm an der Donau alle Vortheile auf diplomatischem Wege zöge« standen find. Friedenskonferenzen find aber noch kein