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. . - für - Bischofswerda , Stolpe» und Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stünde. Dies» Seitschrist erscheint wöchentlich 2 Mal, Mittwoch« und Sonnabends, und kostet vierteljährlich 12z Slgr. . 6-^ Sounabeud, de« LK. Januar s18SS- Der Vertrag zwischen Schweden und den Westmächten. Wenn man die mit Ostentation auSgeführte diplo matische Sendung eine- der berühmtesten französischen Generale nach Schweden mit dem äußerst dürftigen und geringen Vertrage vergleicht, welcher als Frucht der großen Mission gewachsen ist, so möchte der Gedanke nahe liegen, der Berg habe nach erschütterndem Kreisen ein Mäuschen geboren. Der kurze Inhalt deS magern Vertrag- sagt: Schweden verpflichtet sich, an Rußland keinerlei Gebietstheile auch keine HutungS- und Fische reirechte äbzutreten. Wenn ihm auf irgend eine Weise Rußland irgend Gewalt oder Schaden tbun will, ist die schwedische Regierung verpflichtet, dies sofort den Westmächten zu melden, welche dann Schweden unge säumt beistehen werden. Man sollte meinen, da dieser Vertrag nur Schwedens Vortheil bezweckt, so hätte letzterer Staat einen Gesandten nach Paris schicken und sich hier die Zusage so zarter Rücksicht für sein Wohl erwirken müssen. Da aber Frankreich so äußerst be sorgt ist um Schwedens HutungS- und Fischerreirechte, so muß auch noch etwa- anders hinter einer väterli chen Fürsorge, die sogar mit einer OrdenSgabe begleitet war, stecken. „Wenn man einen Strohhalm in die Höhe, wirst, kann man sehen, woher der Wind weht." In diesem Sprüchworte scheint unS am besten der Vertrag auS- gedrückt zu sein, welchen der „Moniteur" zur öffentlichen Kunde gebracht hat. Wenn dieser diplomatische Act aus die Börsen nur einen Eindruck gemacht hat, wie Mondschein auf da» Thermometer, so liegt die» darin, weil man vorher viel weitergehende Verabredungen zwi schen Schweren und den Westmächten erwartet hatte und daß man sich ziemlich enttäuscht fühlte, anstatt deS er hofften TrutzbündniffeS nur die Uebereinkunft zu finden, daß Schweden und Norwegen niemals den Russen ir gend eine Abtretung von Gebiet oder Realgerechtigkeiten bewilligen dürren, während Großbritannien und Frank reich sich verpflichten, die scandinavische Halbinsel gegen etwaige Uebergriffe Rußland» mit den Waffen zu schützen. Da man allgemein über den dürren Inhalt verstimmt war, der mager wie Stockfisch schmeckte, so vermuthet« man, daß „geheime Artikel" noch vorhanden sein müßten. ES ist aber doch wohl zu sanguinisch, Elfter Jahrgang. wenn man annimmt, die heimliche Uebereinkunft bezieht sich auf andere Gegenstände als den offenen Vertrag, er betreffe, um eS kurz z» sagen, Schweden» eventuell« Theil nähme am gegenwärtigen Kriege. Wäre daS letzt« wahr, so hätten di« Westmächte um de» gu ten Beispiels willen für andere Staaten ein handgreif liches Interesse gehabt, wenigsten» einig« Andeutungen in den offenen Vertrag aufnehmen zu lassen, wie e» mit dem Wiener Decembervertrage geschehen ist. Nun könnte man dagegen geltend machen, man scheue sich in Schweden vor dem Zorne deS nahen Petersburger CabinelS, welches einen solchen Vertrag dem schwachen Nachbar gewiß nicht in Gutem gedenken werde. Alki» wenn die Furcht vor vem Zorne des Haaren so groß war, so durfte man auch den offenkundig vorliegenden Vertrag nicht eingehen, der auch nicht freundschaftlich in seinen Rückgedanken gegen Rußland klingt und den man in Petersburg auch nicht mit besonverm Wohlge fallen betrachten kann. ES wird eine eventuelle Krieg»« Verpflichtung für Schweden, eben so wenig in ge heimen Artikeln zu finden sein, wie in dem seiner Zeit mit so viel Pomp angekündigten Wiener Decemberver« trage. Wenn wir aber auch die geheimen Artikel ganz außer Annahme lassen, so erscheint unS der zu Stock holm zu Stande gekommene Vertrag dennoch al» eine höchst bedeutsame politische Wendung. Jener Vertrag hat allerdings vorläufig nur den Eharacter einer Kundgebung; allein unter den obwaltenden Umständen ist eine derartige Kundgebung von Seiten Rußland- an der Ostsee offenbar weit mehr, al» eine blose Form, und vor den kriegführenden Mächten weit mehr, als eine diplomatische Prahlerei. Man hat zu erwägen, in welchem Verhältnisse Schweden seit einem Jahrhunderte zu dem Czaarenreich« gestanden hat und zu bedecken, daß dieser Staat der Sache nach von Rußland und seinem gebieterischen Einflüsse völlig abhängig gewesen ist, wa» hier um so mehr der Fall war, al» der schwache Staat Schweden, der vom Festlande keine Hilfe erlangen konnte, die Wünsche de» auch anderwärts einflußreichen Rußland» al» verdeckte Befehle annehmen mußte. Ueberblickt man die Geschichte Schweden», so wirb man finden, daß e» ihm nach dem letzten AufflackekN seiner Macht unter dem kühnen Karl Xll. von Seite«