Volltext Seite (XML)
BWhofswerda, Stolpe« und Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. 7 Verantwortlicher Redakteur: Friedrich May. 102 ) Sonnabend ven LA. December Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich^ Mal, Mittwochs und Sonnabends, und kostet vierteljährlich l2j Rgr.— BestpLmgm nehmen alle Postanstalten Sachsens an.— Annoncen werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet und für die nächste Nummer bis Tag« vorher Vormittags 9 Uhr angenommen.— SineAnnonce unter 4 Zeilen kostet 2 Ngr. 5 Pf. Zum Weihnachtsfeste 1854. D heilig Fest der ganzen Christenheit, Dem unsre Herzen froh entgegenschlagen, Wo nur der Freude unser Sinn sich weiht Vergessend selbst der Qual von trüben Tagen, Und wo vom Schmerz ver Gegenwart befreit DaS Herz zur Hoffnung wird emporgelragen, O, sei gegrüßl und laß in Aller Herzen Die Freude thronen, bannend alle Schmerzen! Ja, tröstend senkt aus lichter HimmelShöh' Der Glaube sich mit leuchtendem Gefieder Und wo ich gehe, wo ich sinnend steh' Scballt mir sein Ruf der heil'gen Wahrheit nieder Und, wenn ick auch die Engelschaar nicht sch', So hallt es doch in meinem Innern wieder: „Aus düstrer Nacht sollt Ihr errettet werden; DerRetter lebt! D rum Friede nun auf Erden'." — Laß durch die Nacht, die unsre Zeit umschwebt, Und die mit Sorgen unsern Geist umlauert, Die unser Glück mit Zweifeln untergräbt, Daß daS Gemüth in Kümmerniß vertrauert. So oft ein Weh die bange Brust durchbebt. Daß die Verzweiflung unser Hirn durchschauert, Durch diese Nacht laß Deinen Stern uns blinken Und Muth und Kraft aus seinem Lichte trinken! — Und eine Thräne stiller Freude fließt Auf die in Andacht noch gefalsnen Hände; Der Rührung-Strom, der meine Brust durchfließt Erhebt mein Herz — die Sorge hat em Ende; Denn gläub'gen Hoffens heil'ger Segen ist: Daß alles Unglück sich zum Besten wende! Des Lichtes Glanz bat hell die Nacht durchdrungen; Der Retter lebt! Ihn preisen unsre Zungen ! — Politische Umschau. Die preußische Politik. .Durch daS Bündniß Oesterreichs mit Englanv und Frankreich ist Preußen in eine mehr isolirte Stellung gekommen, und eS entschwindet nun für den vierten der europäischen Großstaaten immer mehr die süße Gewohn heit des AbwartenS, und es tritt die unbequeme Sache immer näher, die man Entscheidung nennt. ' Man fragt sehr häufig: „warum tritt Preußen nicht entschieden auf die Seite der Weltmächte?" Die andere Frage: „warum erklärt sich Preußen nicht offen für Rußland?" vernimmt man fast nirgends und doch- ist sie im Grunde viel interessanter. Wenn man gegenwärtig von Preußen und seiner Politik redet, so kann man dabei nicht an die preußi schen Kammern denken, sondern an die Regierung. Preußen ist nicht wie England ein parlamenta risch regierter Staat. Wenn man sich jetzt auch in den einzelnen Fractionen der Kammer ohne Erfolg dar über gestritten bat, ob man in einer Arreste der Re gierung die Wünsche des Landes in Bezug auf aus wärtige Politik darlegen soll, so hätte eine solche Er klärung keine große Bedeutung. Ein Paragraph dieser Art hat nur dann Gewicht, wenn man die Kammern als Vertreter der preußischen Nation ansehen darf. Denn wie einige hundert Unterthanen, selbst wenn sie alle daS dritte StaatSeramen gemacht hätten, über den orientalischen Conflict denken, ist für die Welt im All gemeinen und für Preußen insbesondere sehr gleichgül tig. Wenn die Ansicht ver Kammer zufällig mit der Ansicht der Nation übereinstimmt, so ist daS nur »in Zufall, ver sich eben so gut zum Gegentheile wenden könnte. Bekanntlich denken die preußischen Kgtnmern auch gar nicht daran, eine parlamentarische Htzm zu spielen und einen Einfluß auf die Regierung zu üben, wie ihn etwa das englische Parlament hat. Auch find sie nicht berufen, der Krone einen Maßstab für die Stimmung des Volks zu liefern, Im Gcgentheil, der Neunter Jahrgang.