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Bischofswerda, Stolpen und ÜDqWM Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. verantwortlicher Redakteur: Friedrich May. < > Sonnabend den A. Deeember 11854. Kiese Zeitschrift erscheintwSchentlich 2 Mal, Mittwochs und Sonnabends, und kostet vierteljährlich 121 Ngr.— Bestellongm „ehiyen alle Postanstalten Sachsen« an.—Annoncen werden die gespaltene Zeile «der deren Siamn mttSPf. berechnet und fste die nächste Nuurmer bi« Lag« vorher Vormittags S Utzr angenommen.— Sine Annonce unter 4 Zeilen kostet 2 Ngr. S Pf. Politische Umschau. Der Kriegsschauplatz in Bessarabien. Nach den neuesten Bukarester Zeitungen concentrirt Omer Pascha seine Armee an der Serethlinie und bereitet sich zu einem Einfalle in Bessarabien. Dadurch wird ein neues KriegStheater aufgeschlossen, und es wird un sere Aufgabe, dasselbe näher ins Auge zu fassen. Das Gouvernement Bessarabien steht erst seit 1812 unter russischer Herrschaft. Der Friere von Jassy 1792 hatte den Dniester zur Grenzlinie zwischen Rußland und der Türkei gemacht; schon 20 Jahre später bestimmte der Bukarester Friedensschluß den Pruth zur Grenze, von diesem Zeitpunkt an datiren die direkten Bestrebungen Rußlands gegen die Moldau und Walachei (Aleranver hatte sie schon bei den Bukarester Verhandlungen ab getreten haben wollen), von dem Adrianopler Vertrag 1829 sein Protektorat über die Donaufürstenthümer. Das Land Bessarabien ist nach drei Seiten von natür lichen Grenzen umschlossen: im Westen scheidet eS der Pruth auf einer Linie von 105 Meilen Länge von der Moldau; von seiner Einmündung bei Reni bildet im Süden die Donau und nach deren Verzweigung der versandete St. Georgsarm die Grenze gegen die Dob- rudscha. Diese Linie hat eine Länge von 30 Meilen; etwas Mehr beträgt die Küste des schwarzen MeereS, welche von da bis zum Liman des Dniester bei Akjer- man reicht. Im Osten trennt der Dniester das Land von den Gouvernements Podolien im Norden, von Cher son im Süden; von dem Punkte, wo er die LandeS- grenze bildet, bis zur Mündung durchläuft er eine Strecke von 135 Meilen. Da, wo die Povhvrza in den Dniester fällt, streicht die Westgrenze von Chotim bis östlich von Czernowitz nur 8 Meilen laug über einen südöstlichen Ausläufer der Karpathen. Dieser GebirgSast bildet die Wasserscheide zwischen Dniester und Pruth und füllt die nördliche Hälfte deS Landes mit seinen waldbedeckten Zweigen. In der Höhe von Bender verflache» sich dieselben zur fruchtbaren Ebene, welche im Süden von jener Salz» und Sandsteppt Neunter Jahrgang. begrenzt wird, welche unter der allgemeinen Be zeichnung „taurische Steppe" in einer Breite von 20 bis 30 Meilen den ganzen Nordrand deS PontuS Eurinus und deS asow'schen Meere- umschließt und ost nur einen schmalen grünen Küstensaum übrig läßt; Ovessa z. B. liegt hart am Saume dieser Steppe und seine nördlichen Häuserreihen blicken unmittelbar in die bäum- und wasserlose Einöde. Zn Bessarabien reicht die Steppe südlich bis an den Trajan-Wall, der sich westlich bei Wadului an den Pruth lehnt, von da östlich streichend die Nord'spitze deS großen JalpuchseeS bei Bolgrad, die deS Katlabug- und des KitäiseeS be rührt und im nördlichen Drittel deS SsaffykseeS endet. Von da an bis zum Kilia-Arm ist der Distrikt der Seen und Sümpfe, von diesem bis zur Südgrenze das Donaudelta, mit der Sulinamündung in der Mitte. Die Bodenbeschaffenhkit scheidet sich also in drei scharf characterifirte Regionen: im südlichen Viertel unfrucht barer Steppen- und Suinpfboden, das anstoßende Viertel von äußerst fruchtbarem, aber mangelhaft be wässertem und dürftig bebautem Ackerlande ausgefüllt, die Nvrdhälfte eine üppige Wald- und waidereiche Berg region. Den Flächengehalt schätzt man aus900.0..-M., also gerade so hoch als den der Moldau; die Ein wohnerzahl höchstens auf 900,000 Seelen, so daß 1000 Bewohner auf die Quadkatmeile kämen, während der Boden die vierfache Zahl zu ernähren vermöchte. Dies« Bewohner, ein Gemisch von Moldauern, Armeniern, Juden, Zigeunern, Griechen und nur wenigen Russen, sind die Abkömmlinge der alten Skythen. Ihr« Ur väter, jene kriegerischen Nomaden, wurden nie von dem Römerreiche bezwungen, vielmehr mußte Trajan zum Schutze gegen ihre Einfälle die oben erwähnte Mauer bauen, deren Trümmer noch jetzt sichtbar sind, und später, als ihre Horden sie überwältigten Und über die Donau vordrangen, an der schmälsten Stelle der Dobrudscha zwischen Czernawoda und Küsteüdsche, die unter dem Namen deS TrajanSwallS früher geschilderte Befestigung errichten. Zur.Zeit der Bulgarenherrschast gehörte Bessarabien zu diesem großen Reiche, seit dem dreizehnten Jahrhundert zur Moldau (eine- ihrer