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W>--- , Ge Umgegend LeranNvortlicher Redacteur: Friedrich May. Mittwoch, de« LV. September mehr Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich 2 Mal, Mittwochs und Sonnabends, und kostet vierteljährlich 12jNgr.— Bestellungen nehmen alle Postanstalten Sachsen« an.— Annoncen werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet und für die nächste Nummer bi« Lag« vorher Vormittags 9 Uhr angenommen.— Eine Annonce unter 4 Zeilen kostet 2 Rgr. 5 Ps. Bischofswerda, Stolpen und Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. ibnmn. nttfeste, stk, achter. >tze eine ein tfch. schäften. i«N nidtmstr. l- jüngste !- 11 L. t/ tter, staane ,«g.Pf. «13 S Der Kampf der Gegenwart ist gegen das bedenkliche und gefährliche Uebergewicht Rußlands gerichtet, welches den Frieden Europas un aufhörlich bedroht und welches die selbstständige Ent wickelung der einzelnen Nationen gefährdet, gegen ein Uebergewicht, welches seither wie ein Alp auf den mei sten übrigen Staaten Europas gelegen hat. Wenn daS wahr ist, so find bei dem AuSgange dieses Kam pfes auch folgerichtig alle Staaten Europas interes- firt. Eine Abstufung dieses Interesses könnte man nur in zwei Beziehungen gelten lassen. Einmal näm lich wird man zugeben dürfen, daß derjenige, welcher am meisten zu verlieren hat, auch am meisten berufen ist, den Verlust abzuwendcn. England, Frankreich, Oesterreich und Preußen haben die Stellung einer Großmacht auf dem Spiele; sie sind daher näher be iheiligt, als Weimar und Toscana. Zum Zweiten kommt die geographische Lag« in Betracht. Die Grenznachbarn Rußlands haben von dessen Ehrgeiz mehr zu besorgen, als entlegener« Völker; alsoOester- reich mehr als England, Schweden mehr als Portu gal, Preußen mehr als Frankreich. Die preußischen Regierungszeitungen müssen selbst einräumen, daß es auch für Preußen und fürDeutschland vortheilhaft sein würde, wenn die Friedensgarantien, welche die Wrstmächte von Rußland gefordert haben, verwirklicht werden könnten. „Aber", fügen sie mit leidigem Tröste hinzu, „eS giebt in diesem Leben manche Dinge, di« an sich sehr wünschenSwerth und nützlich sein mögen, auf die man aber gleichwohl verzichten muß." Einen schlechtem Grund für eine stillsitzende Politik hat man noch nicht gehört. ES liegt offenbar auf der Hand, daß genau daS nämliche Argument im Jahre 1813 gegen den Kampf wider Napoleon, überhaupt gegen jede Maßregel zum Guten und Rechten vorge bracht werden kann. ES kommt eben nicht darauf an, ob die Beseitigung der nordischen Gefahr „vor theilhaft" und „wünschenSwerth", fondem darauf, ob sie nothwendig ist; e- kommt darauf an, ob diese Gefahr lediglich eine Unbequemlichkeit und ein Hrmm- Neuxter Jahrgang. niß, oder ob sie eine Calainität ersten Ranges ist, welche auszehrend und vernichtend auf allem Gedeihen und Fortschritte Europas zu lasten droht. Wir wollen die höhern und idealem Fragen ganz aus dem Spiele lassen, obwohl diese Fragen für daS Leben der Staaten mindest eben so wichtig sind, wie die sogenannten Mes ser- und Gabelfragen. Aber man wird eS wahrschein lich besser verstehen, wenn wir aus den unsäglichen materiellen Druck Hinweisen, welchen eine V er- schleppungder Kriegsgefahr und des jetzigen Zu standes im Gefolge haben muß. Bevor Europa über diese Frage, jetzt da sie einmal aufgeregt ist, nicht voll kommen zur Ruhe kommt, ist an Sicherheit in Handel, Gewerbe und Landwirthschaft, an Wohlfeilheit des Getreides nicht zu denken. Die großen NahrungS- qucllen der Völker werden fortfahren für daS äußerste Bedürfniß nothdürftig zu fließen; aber die An sprüche der Staaten an die Finanzkräfte der Un- terthanen werden inmitten der steten Unruhe sich un aufhörlich steigern, diedoppelten Steuern werden nicht mäßiger werden und alles Elend eines Krieges ohne seine Früchte wird daS Schicksal des Welt- cheilS sein, wenn man sich nicht entschließt, Rußland so zu bekämpfen, daß eS ihm unmöglich wird, Europa in Kurzem wieder in Kriegsgefahr zu stürzen. Mit einem Zustande, wie dem gegenwärtigen, der zwischen Krieg und Frieden mitten inne steht, kommen Fragen dec furchtbarsten Tragweite auf dr'e Oberfläche ge schwommen. Noch stehen wir erst an der Schwelle deS KriegS-JanuStempelö; aber eS wird nicht länge währen, und auch uns wird jenes tief menschliche Ge fühl beschleichen, daß ein Ende mit Schreckest hMr sei, als ein Schrecken ohne Ende. (P.'WH Politische Umschau. Vom Rhein. Es sind nun sechzig Jahre her, als der französische Convent in Paris »in Decket be kannt machte, durch welches streng verboten ward, Engländern und Hannoveranern in den gegen Eng-