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Wochenb l n t t für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Verantwortlicher Redakteur: Friedrich May. 11.^ Mittwoch, den 8. Februar ^1854» Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich 2 Mal, Mittwocks und Sonnabends, und kostet vierteljährlich 12j Rgr.— Bestellungen nehmen alle Postanstalten Sachsens an.— Annoncen «erden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet und für die nächste Nummer bis LagS vorher Vormittags S Uhr angenommen.— Eine Annonce unter 4 Zeilen kostet 2 Rgr. 5 Pf. Wöchentliche Rundschau. Die Friedensaussichten werden nach den neuesten Nachrichten immer bedenklicher und schwächer. Die Krisis naht ihrem Ende und die Stunde der endlichen Entscheidung kann jeden Augenblick schlagen, wenn sie nicht schon geschlagen hat. Wien, 3. Februar. Ueber die bereits telegraphisch gemeldete Rückkehr der vereinigten englisch-franzö sischen Flotten auS dem schwarzen Meere sind heute auS Constantinopel, vom 23. Januar, nähere Nach richten eingetroffen. Hiernach sind am 22. Januar 17 Schiffe der combinirten Flotten in den Bosporus «ingelaufen und bei BcikoS vor Anker gegangen. ES wird versichert, daß dieselben hierher gekommen, um einen türkischen Truppen- und Munitionstransport abzuholen und in Begleitung dieses Convoi bereits am 25. Januar in das schwarze Meer zurückgehen würden. Die Schiffe der russischen Flotte sind jetzt sämmtlich im Hafen von Sebastopol vereinigt; der Eingang diese» Hafens ist mit Ketten gesperrt. — Die heute aus Paris und London telegraphisch hier her gelangten Nachrichten lassen keinen Zweifel mehr übrig, daß die russischen Gesandten infolge der erhal tenen Antwort ihre Pässe fordern werden. Unter die sen Umständen und da die neuesten Schritte in der orientalischen Frage überhaupt einen Bruch zwischen Rußland und den Seemächten als fast unvermeidlich erscheinen lassen, hat der Artikel der „Oesterr. Corrc- spondenz", welcher auf Grund der englischen Thron rede die Hoffnung auf Erhaltung des Friedens neu zu beleben suchte, im Publicum allerdings nur einen sehr schwachen Eindruck zu machen vermocht. (Dr.J.) Aus PeterSb urg, 26. Januar, schreibt man dem „Fr. I.": Für Rußland wird die orientalische Angelegenheit ernster als man bisher gemeint hat. Man glaubt hier nichts Geringeres, als daß bereits ganz Europa gegen Rußland rüste. Veranlassung zu diesem Glauben gab besonders die außerordentlich« Bewegung im Generalftabe des Kaisers. Im ganzen Reiche gilt rS all« Wehrkraft unter die Waffen zu bringen. Grnr- Neunter Jahrgang. rale und Couriere fliegen hin und her. Der General der Garde und DivisionSchefOwander ist nach Narwa abgereist, um Vorbereitungen zum Marsche der Garden zu treffen. Tschernischew und Betancour find mit Specialbcfehlen nach Moskau entsendet, wohin auch der Chef der Reserve (Xspssnüje >voMs) abgereist. ES scheint, daß die Donauarmee wie die transkaukasische auf'S Dringendste weiterer Verstärkungen bedarf, um auS einer höchst prekären Defensive herauSzukommen. Die türkischen Ueberfälle längs der ganzen Donaulinie lassen den Russen weder Rast noch Ruhe, was nyth- wcnbig die Armee schwächt und aufreibt. Die andau ernden Scharmützel ergeben ungemein viel Kampfun fähige. Die Lazarethe sind überfüllt. Seit dem Einlaufen der vereinigten Flotten ins schwarze Meer ist man in Petersburg kleinlauter geworden. Der schönste Theil der russischen Flotte, die besten Schiffe einem Conflicte und vielleicht der Vernichtung preisgegeben — das ist ein Alp, der auf der Brust deS russischen Patrioten lastet, man mag sagen, was man will. Selbst die wiederholten Besprech ungen der Schlacht beiSinope, die durch das ausführ liche Bülletin deS ViceadmiralS Nachimoff angeregt worden sind, sind nicht mehr im Stande, die Besorgnisse zu zerstreuen, die man in Betreff der zwei Divisionen im schwarzen Meere hegt. (N.-Z.) Die neuesten Nachrichten aus Petersburg bestäti gen die Einberufung der Reserven und Ersatzmann schaften. Gerüchte aus Petersburg lassen die russischen Gar den bereits zum 1. März marschiren. Sie sollen die Ostküste besetzen und Riga zum Hauptquartier neh men. (?) Unter den wallachischen Dauern wird die Stim mung gegen die Russen immer gereizter, und rS sind schon mehrere Fäll« vorgekommen, daß einzelne Kosaken und Feldjäger aus ihren Ordonnanzritten von den Bauern überfallen, todtgeschlagen und die Depeschen den Türken zugeschickt wurden. Die nettesten Nachrichten vom Kriegsschauplätze gehen bis zum 29. Januar. Damach hat ein all-