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1,1854. Vrese Zeitschnft erscheint wöchentlich 2 Mal, Mittwochs und Sonnabends, und kostet vierteljährlich 12jRgr.— Destelluogeo nehiyen alle Postanstalten Sachsens an.— Annoncen werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pst berechnet und kür die nächste Rümmer bis Tags vorher Vormittags S Uhr angenommen.— Eine Annonce unter 4 Zeilen kostet 2 Rgr, S Pst Bischofswerda, Stolpen und Umgegend Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Verantwortlicher Redakteur: Friedrich May. — i " " — > I. -- . . . Sormabend, den 28. Januar Politische Umschau. Sachsen. DaS Ministerium des Innern veröffentlicht auf Antrag der französischen Regierung einige Bestim mungen über die Auswanderung nach Algier. Dar nach wüsten Auswanderer dahin, welche Grundbesitz erwerben wollen, 2000 Fr., Arbeiter mit Familie 400 Fr. und lebige Arbeiter 100 Fr. aüfzuweiftn im Stande sein. — Wiedie„D.A.Z." berichtet, ist die Untersuchung über verschiedene Fälle, betreffend die Befreiung poli tischer Gefangener, welche im Mai v. I. plötzlich auf- lauchte, von Oschatz aus geführt wurde und in ihrem Verlaufe eine Menge Verhaftungen in Leipzig, Wur zen, Altenburg und andern Orten veranlaßte, endlich zu einem vorläufigen Schluffe gediehen. Die Gchluß- verhöre selbst haben zwar noch nicht stattgesunden; allein sämmtliche inhaftirt Gewesene sind auf freien Fuß gesetzt worden. In der an Verwickelungen sehr reichen Oschatzer Untersuchung sind die vielen Bcthei- ligten, darunter eine ziemliche Anzahl Frauen, in ver schiedener Weise gravirt. Dresden, 26. Januar. DaS gänzliche Ver schwinden des SckneeS hat auch bei uns den Winter sehr still gemacht; bei der andauernden Kälte jedoch ist noch das meiste Leben auf der Elbe und den beiden Teichen im großen Garten und am Zwinger, wo Schlittschuhläufer und Stuhlschlitten in ungewöhnli cher Menge von früher Tageszeit an im lebhaftesten Gewirr sich amüsiren. Dieses winterliche Vergnügen, welches nun schon fast 2 Monate seinen Liebhabern geboten worden ist, hat, wie Einsender mit Bestimmt heit versichern kann, beisämmtlichenKurzwaarenhänd- lern den Schlittschuhvorrath aufgeräumt, wie Venn überhaupt durch dasselbe eine Menge Menschen in Nahrung gesetzt werden, da, je länger eS dauert, desto »ehr Liebhaber sich finden und heranbildrn. Dank ten zieht der EircuS von Renz jeden Abend ein sehr zahlreiches Publikum an sich, und die außerordentli chen Kunstleistungen, welche diese Gesellschaft produ- Neunter Jahrgang. cirt, befriedigen die Zuschauer im höchsten Grade. Herr Ren; wird in ungefähr 2—3 Wochen von hier nach Wien gehen, wo ein prachtvoller Circus km groß artigsten Maaßstaabe errichtet wird; wer daher die ses in der Thal sehenSwerthe Schauspiel noch genießen will, der beeile sich. — An Eoncerten und Bällen fehlt eS bei uns auch in diesem Jahre nicht, und die Ver gnügungssucht hält hier, wie immer, reiche Ernte, ob schon man bei der immer noch andauernden Höhe aller Produckenpreise glauben sollte, Vie Leute wüßten ihr Geld zu etwas Besserem anzuwenden. — Ein er freuliches Zeichen ist eS, daß sich die Diebstähle in neuerer Zeit und namentlich im Verhältniß zur wach senden Bevölkerungszahl und zu der vorhandenen Theuerung in auffallender Weise vermindert haben. Man hat dies wohl weniger der zunehmenden Morali tät und dem Mangel an schlechten Subjekten, als vielmehr den zweckmäßigen neuen Polizeieinrichtungen, sowie der Aufmerksamkeit der Polizeiofficianren und der beim Nachtwächterdienst angestellten Mannschaf ten zu danken. Denn an Strauchdieben würde eS bald nicht fehlen, wenn sie sich nur sicher wüßten. Als sehr zweckmäßig ist auch die Einrichtung gefunden worden, daß die geschehenen Diebstähle von Zeit zu Zeit im Anzeiger bekannt gemacht werden; durch diese Oeffentlichkeit sind schon mehrere Diebe entdeckt wor den, wenn sie die gestohlenen Sachen irgend sehen lie ßen oder zum Verkauf bringen wollten, indem jeder der concessionirten Händler bei strenger Ahndung jetzt verpflichtet ist, das Angekaufte sowohl/ als den Na men des Verkäufers ineiir Buch einzutragen, von welchem die Polizei zu jedem Altgenblicke Einsicht neh men kann. Eck wäre gut, wenn solche Maaßregeln auch anderwärts, je nach OrtSverhältniß, getroffen wür den. -- In Bezug auf die orientalischen Wirren hegt man hier allgemein die Ueberzeugung, daß eS zu einem europäischen Kriege kommerrwerde, deffenAuS- gang und Erfolg außer menschlicher Berechnung lie gen dürfte. Da- fottwährende Sinken »er Kurse giebt diesen Befürchtungen mehr Rau», weil di« Be hauptung wohl ihren guten Grund hat, daß die Leute,