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442 zurückzuziehen. Der Großherzog versprach Abän derung des Wahlgesetzes. Rendsburg, 8. September. Der in der Nationalversammlung zu Frankfurt gefaßte Be schluß, daß der Rückmarsch der Reichstruppen zu sistiren sei, ist bereits offiriell hier angezeigt. In Folge dessen ist heute Morgen der Präsident der provisorischen Regierung, Herr Beseler, in Gemein schaft des bei dem preußischen Hofe accreditirten Bevollmächtigten der provisorischen Regierung, Herrn Schleiden, in vas Hauptquartier des Gene rals Wrangcl abgereist, um, wie man sagt, densel ben zu veranlassen, das Reichsheer unverzüglich zurückkehren und nach Norden aufbrechen zu lassen. Friede mit Dänemark? Folgender Artikel der A. A. Z. unter obiger Ueberschrift darf wohl als der Ausdruck der großen Mehrheit des deutschen Volkes angesehen werden, mit Ausnahme jener Partei, der das Geld mehr gilt als die Ehre: „Ja, aber kein unnützer, gefährlicher, ehrloser, schimpflicher, verderblicher Friede. Wer ist Schuld an dem Uebermuth der Dänen? Ihre insularische Lage, ihr Besitz von Schiffen, aber vor Allem die lang hergebrachte Schwäche der deutschen Fürsten und des deutschen Volks. Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung, das warder Titel der Schrift, wofür Palm erschossen wurde, während der größte Feldherr mit Hunderttausenden mitten in Deutsch land stand. Und wenn ich morgen erschossen wer den sollte, so würde ich heute sagen: Deutschlands größte Erniedrigung ist dann, wenn ein deutsches Herzogthum an das kleine Dänemark abgetreten wird, als Eigenthum der dänischen, der antideut schen Krone. Das ist geschehen. Das deutsche Herzogthum Lauenburg ward an Dänemark ge geben, wie die Dänen sagen, als jämmerlich kleiner Ersatz für das Königreich Norwegen. Genug, aus Deutschland ward ein Stück herauSgeschnittcn, und dies ward der fremden, der feindlichen Hand hin gegeben , die eben noch Krieg geführt hatte gegen Preußen, Oesterreich, Rußland u. England l 1813). Solchen Lohn erl.ielt Dänemark für seinen Trotz, und diesen Lohn bezahlte Deutschland mit seinem eigenen Blute. Was Wunder denn, wenn die Dänen jetzt trotzig sind gegen Deutschland, und hoffen wiederum belohnt zu werden von Deutsch land? Preußen gab Lauenburg an Dänemark, und entsagte dadurch jedem Einfluß auf die Mün dung der deutschen Elbe. Hingegen die Dänen hatten immerdar ein dänisches Wachtschiff eben unterhalb Hamburg, das einzige armirte Schiff auf der deutschen Elbe, die dadurch in täglicher Gefahr war, blokirt zu werden. Virtuell war die Blokade da seit 50 Jahren, und jetzt wundert sich der deutsche Michel, daß die Elbe blokirt wird effektiv. Woher entspringt die Flotte der Dänen? Von dem Sundzoll. Die Hälfte des Sundzolls bezahlen die deutschen Küsten, und diese Hälfte, sammt dem was die deutschen Herzogthümer her geben, reicht hin, damit der Däne die Flotte hält, die unsere Häfen blokirt. Am Cap schneiden die holländischen Bauern dem Ochsen den Schwanz ab und peitschen ihn mit dem, was sein war. Aber was zu thun? Eine Flotte bauen ist nicht möglich binnen Jahr und Tag, wie eifrig wir auch entschlos sen sein mögen, künftig eine Flotte zu haben. Es giebt nur eine Macht außer den Schiffen, die über's Meer reicht. Jst's nöthig, daS Geld zu nennen? Die Dänen haben den Schweden zwei Millionen geboten, um die Hülfe der schwedischen Armee zu haben. Die Schweden sind gekommen, haben das Gewehr im Arm gehalten, und verlangen nun zwei Millionen. Dre Dänen können nicht bezah len und verlangen, daß Deutschland, wenn es Frie den haben will, diese zwei Millionen bezahlen solle. Dafür, sagen sie, seien die gekaperten deutschen Schiffe den Schweden verpfändet. Wie, wenn ein deutscher Diplomat früher nach Schweden geschickt wäre, und hätte vier Millionen geboten? hätten wir nicht Hülfe haben können von schwedi schen Schiffen? Wie, wenn wir den Holländern 6,000,000 geboten hätten, würden wir nicht Hülfe von holländischen Schiffen erlangt ha ben ? Wie, wenn wir acht, oder zehn, oder zwölf Millionen daran wenden, um von der General- Stcam-Navigations-Compagnie oder von Nord amerika ein halb Dutzend Dampffregatten zu er langen ? Den Tag, da zwei solche Maschinen in den dänischen Gewässern sind unter deutscher Flagge, haben wir gewonnen Spiel und nicht eher. Wenn Deutschlands Abgesandte nach Malmö oder nach Kopenhagen kommen und bittweise Frieden erlan gen wollen, so erlangen sie nimmermehr Frieden, sondern nur — Schande! — den Verlust eines deutschen Herzogthums und bald darauf — des linkenRhcinuscrs. Schiffe haben wir nöthig, aber noch mehr einen Steuermann. Der Kriegsministcr Tsherning ist virtueller Diktator und verdientes zu sein. Trotz allerseinerkriegerischen Tugend wird doch der Untergang Dänemarks sich von seiner Regie rung datiren. Dänemark hätte in Frieden noch hun dert Jahre bestehen können. Ernstlicher, fortgesetzter Krieg Dänemarks gegen Deutschland muß ihm das Schicksal der Bretagne bereiten." Vermischtes. t Der Abt zu Ossegg in Böhmen, als Visitator der Klöster Marienstern und Marienthal, hat an die erste Kammer ein Schreiben gerichtet, in wel chem sich derselbe gegen den Beschluß der zweiten Kammer bezüglich die Aushebung der Klöster er klärt. Klostervoigt von Posern hat diese Eingabe bevorwortet, nach der Melodie: „weß Brod ich esse, deß Lied ich singe." (S. Post.)