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Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Friedrich May. 58. 1848 Mittwoch, den AO. August. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich 2 Mal und zwar Mittwochs und Sonnabends, in halben und resp. ganzen Bogen. — Bestellungen nehmen alle Postämter Sachsens an. — Pränumerations-Preis vierteljährlich 10 Ngr. — Annoncen werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet und für jede nächste Num mer bis Tags vorher Vormittags 9 Uhr angenommen. — Eine Annonce unter 4 Zeilen kostet 2 Ngr. 5 Pf. Zeitgeschichtliches. Sachsen. Dresden. Der Deutsche Ver ein hat eine Adresse an Minister Oberländer erlas sen, worin er sein tiefstes Bedauern über das Ge rücht einer möglichen Abdankung des Ministers ausspricht, zugleich aber auch die freudigsten Gefühle kund giebt, daß diese Befürchtungen ungegründet sind. Ehre, dem Ehre gebührt! — Die Geraer haben es sich doch gefallen lassen müssen, daß die vom Minister Oberländer für sie angeordnete Rcichsgarnison, bestehend aus einem Bataillon Infanterie und einer Schwadron Ca- vallerie sächs. Truppen dort eingerückt ist. Man steht die seltenen Gäste aber gern und das humane Benehmen, sowie die Genügsamkeit dec Solvaten haben den besten Eindruck hervorgebracht. So sind auch die gegen die Arbeitsscheuen auf dem Lande ausgesandtcn Strcifcorps mit Freuden aus genommen worden. — VorKurzem hat der Bürgermeister Meyer von Treuen im Voigtlande folgendes Gesuch um Aufhebung einer Hinrichtung an unfern König ge richtet: „Mein König! In einer am gestrigen Tage zur Veranstaltung einer Volksversammlung für das Voigtland abgehaltcnen Berathung ist von mir vorgetragen worden, daß d«m Vernehmen nach, nächsten Donnerstag in Plauen eine Hinrichtung stattfinden solle. Im Auftrage der Versammelten richte ich die Bitte an Sie, die anbcfohlcne Hin richtung auszusehen und statt derselben eine mensch liche Strafe eintrcten zu lassen. Mein König! Es ist eine furchtbare Strafe, die Todesstrafe! Ich könnte keine Ruhe in der Hand mehr haben, welche den Befehl unterschrieben hätte. Es greift in das Recht Gottes, des einzigen Herrn über Leben und Tod! Mein König! Der Volkswille hat der To desstrafe bereits das Urtheil gesprochen, und wird Dritter Jahrgang. sie fortan streichen aus dem Sündenregister der Menschen. Laßen Sie diese letzte Sünde nicht über sich kommen. Es ist ein quälendes Bewußt sein, das der Sünde; cs ist aber eine Wonne, wohl- zuthun, welcher keine Freude gleichkommt, welche Trost bietet wider jedes leidige Mißgeschick! — Mein König! Sie haben das herrliche Recht der Begnadigung, was Sie aus einem Menschen zu einem Gotte macht! Wir bitten Sie, weil wir Sie lieben und weil wir Menschlichkeit wollen, „begnadigen Sie jenen Verbrecher!" Es ist hohe Zeit. Er fühlt schon das Schwert in seinem Nacken. Wir fühlen eS mit ihm. Die Hefe des Volkes freut sich schon auf die Lust, zu der sie Bu den baut!" Preußen. In Bcrlin, wo in den März tagen zuerst der Freiheit eine Gasse gebahnt wurde und Hunderte für die gerechte Sache bluteten, ver handelt die Nationalversammlung über Mittel, „Volksversammlungen und Zusammenrottungen" zu verhindern. Das heißt auf gut deutsch, die alte Polizeiherrschaft wieder Herstellen, was ohnehin zum großen Theil schon wieder geschehen ist. — In dem Augenblicke, als der König von Preu ßen beim Dombaufeste zu Cöln an's Land stieg, fiel ihm die Spitze von seinem Helme. Man will dies als ein böses Omen ansel)en; ein Witzbold aber meint, cs sei doch immer besser, als wenn er den Kopf verloren hätte. Baiern. In München hat cs wieder ei nen Erceß gegeben, welchem mehrere Menschenleben zum Opfer fielen. Die Veranlassung war das Gerücht, man wolle den königlichen Hausschatz Heimlichwegbringen. , Frankfurt. Das deutsche Parlament wird den ganzen Winter beisammen bleiben, weshalb in der Paulskirche Heizungs- und Beleuchtungsappa rate angebracht werden. Bis dies vollendet, will man die Sitzungen in der Refsrmirtenkirche halten.