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Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Redigier unter Verantwortlichkeit des Verlegers Friedrich May. 40. Mittwoch, den 28. Juni. 1848. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich 2 Mal und zwar Mittwochs und Sonnabends, in halben und resp. ganzen Bogen. — Bestellungen nehmen alle Postämter Sachsens an. — Pränumerations-Preis vierteljährlich 1l> Ngr. — Annoncen werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet und für jede nächste Num mer bis Tags vorher Vormittags S Uhr angenommen. — Eine Annonce unter 4 Zeilen kostet 2 Ngr. 5 Pf. Zeitgeschichtliches. Aus Sachsen. Dresden, den 25. Juni. Zum Besten der erzgebirgischen Spitzenklöpplerinnen hatte der hie sige Fraucnverein für gestern (zum Johannistage) im_großcn Garten ein Concert arrangirt, daß an Großartigkeit wohl so leicht nicht übertroffen wer den dürfte, und welches um so mehr Anklang und Theilnahme fand, da eine Ausspielung von Spit zen gebirgischer Händearbeit mit dem Concert ver knüpft war. Schon von Nachmittags 3 Uhr an zogen zahlreiche Schaaren nach dem großen Gar ten, dessen herrliche wildromantische Anlagen sinn reich mit Blumen und Guirlanden ausgeschmückt waren. Nm 5 Uhr begann das Concert, welches von dem Königlichen Leibregiment mit der Ouver türe zu „Egmont" eröffnet wurde, worauf dann das Stadtmusikchor mit der Introduktion zu den „Hugenotten" und der Vortrag einiger Lieder des allgemeinen Dresdner Sängervereins folgten, und woran sich das Musikchor der Communalgarde und das Trompetcrchor des Königl. Garde-Reiter- Regiments anschloß. Das Aufhören deS einen Chors war immer das Signal zum Beginn des andern. Die Zuschauer und Zuhörer spazierten, während der ganzen Dauer des Concerts von der „großen Wirthschaft", wo das Leibregiment und das Stadtmusikchor spielte, bis zum Königlichen Palais, wo auf der Stavtseite die Communal garde und auf der Seite deS Teiches die Garde- Trompeter ausgestellt waren, immer auf und ab. Das war ein Drängen und Treiben, wie es kaum auf der „Vogelwiese" bunter sein kann, und dieses Bild der Ruhe und des Friedens mitten in den politischen Wirren der Jetztzeit gewährte dem Zu schauer recht heitere Betrachtung. Auch der König Dritter Jahrgang. und die Königin, der Prinz Johann, sowie sämmt- liche Prinze und Prinzessinnen nebst dem Hofstaate wohnten dem Concerte bei. Beim Erscheinen deS Königs erscholl ein donnerndes Hoch, in welches die Musik mit einem Tusch einfiel, und das unzäh lige Male wiederholt wurde. Auch vem Prinzen Johann wurde ein, wenn auch weniger donnern des , Vivat gebracht. Ein kleiner Platzregen, wel cher so unhöflich war, unsere Damenwelt, und selbst die hohen und allerhöchsten Herrschaften zu überraschen, und in einige Verwirrung zu bringen, erregte fast allgemeine Heiterkeit. Den Beschluß machte daS schöne Mcndelssohn'sche Lied: „DeS Jägers Abschied", dessen Echo einen wahrhaft be zaubernden Eindruck hervorbrachte. Die Anzahl der verkauften BilletS soll weit über 10,000, und die Einnahme gegen 3000 Thaler betragen. — Die altenburgischcn republikanischen Umtriebe haben auch in Leipzig Nachahmung gefunden und eine nicht geringe Beunruhigung unter den konsti tutionellen Bürgern veranlaßt. Am 24. d. M. verkaufte man öffentlich republikanische Cocarden, wodurch der größte Unwille rege wurde. Es fielen Schimpfreden von der entgegengesetzten Parthei und gleichzeitig dcmolirte man die Glaskasten der Verkäufer solcher Cocarden. Als nun Abends ei» nige Republikaner Katzenmusiken erhielten^ lärmte auch sogleich der Generalmarsch durch die Straßen. Patrouillen durchstreiften die Stadt und nahmen viele Arrctirungcn vor. Die Ruhe wurde jedoch bald wieder hcrgcstcllt und zur Beruhigung ängst licher Gemüther kann versichert werden, daß dieser nächtliche Spektakel zwar bedauerlich, aber keines wegs von ernsten, revolutionairen Character war. Frankfurt, 24. Juni. Die Bcrathuna über die Centralgewalt naht ihrem Ende und wir dürften im Stande sein, das hochwichtige Resultat in der