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aus mehreren andern deutschen Städten schon geschehen, auch eine bittere Protestation gegen Len sogenannten Reichsgrundgesetzentwurf nach Frankfurt gesendet. ES wird dabei gesagt: Will der Bundestag auf eine solche Weise die deutsche Nation hintergehen und das alte System herauf beschwören? Da ist er im starken Jrrthum! Das Volk wacht, sowohl gegen anarchische Ueber- griffe, als auch gegen jesuitische Reactionsbestre- bungen, und wehe denen, die schuldig sind, soll ten unse,e Fluren durch irgend einen Frevel mit dem Herzblute der deutschen Nation gefärbt wer den! Der deutsche Michel hat ausgeschlafen. 1- Frankreich. Paris, 12. Mai, 4H Uhr, Abends. Der Minister des Innern an die Com- miffaire der Republik. Nachstehend die Zusam mensetzung des von der Commission der Erccu- tivgewalt ernannten neuen Ministeriums: Justiz, Cremieur; auswärtige Angelegenheiten, Jul. Bastide; Unterstaatssecretair (der auswärtigen Angelegenheiten) Jul. Favre; Krieg, interimi stisch CharraS, Unterstaatssecretair; Marine, Casy; Inneres, Recurt; Unterstaatssecretair (des Innern), Carter et; öffentlicher Unterricht, Carnot; öffentliche Arbeiten, T r e l a t; Handel, Flocon; Cullen, Bethmont; Finanzen. Du cke rc; Maires von Paris, Mar rast; Polizei- präfcct, Caussidieres; Pagnerre, Secretair der Erecutivcommission mit berathender Stimme im Ministerrathe. — Zu Besannen ist der Befehl angelangt, den Platz auf den Kriegsfuß zu brin gen. Man schickte sich an, die Redouten und FortS mit Kanonen zu besitzen. — Aus Grenoble schreibt man, daß Alles zu einer Concentrations- Bewegung gegen die Alpen hin vorbereitet werde. Alle Generale sind dort und harren nur der letz letzten Befehle; täglich treffen Kriegsmunition und Mundvorrath ein. Neue Bataillone, aus dem Inneren kommend, ziehen nach Macon; eine Masse Pferde werden angekauft. Am 13. Mai sind in Paris zu dem großen Feste der Verbrüderung (den 14. Mai) bereits 80,000 Fremde aus allen Theilen des Landes eingetroffen. Es werden allein 400,000 Mann Truppen und Nationalgarde unter den Waffen stehen. Die Polen wollen jedoch nicht Theil nehmen. Sie sagen: während man in Posen, in Krakau u. a. O. die Bevölkerung mit Kano nen decimire, während die_ russischen Heere auf Warschau lasteten, könnten sie nicht bei einem Feste erscheinen, das ihren theuerstcn Gefühlen Hohn spreche. Diese Sprache, auf einem großen An schläge bekannt gemacht, erregt ungeheuere Sen sation und entflammt die Franzosen immer mehr für die Sache Polens. h Oesterreich. Die aufgeregte Stimmung der Bevölkerung des gesammten österr. Staates, die wiederholten Demonstrationen der einzelnen Provinzen, aus denen nicht undeutlich hcrvorgeht, wie bereit zur Losreißung von Oesterreich sie alle sind, haben, nach Berichten aus Wien, auf den Kaiser einen sehr betrübenden Eindruck gemacht, welcher ganz besonders noch durch die brutale (?!) Weise, in welcher der Gras Fiquelmont aus dem Ministerium des Auswärtigen vertrieben wurde, erhöht worden sein soll. Se. Majestät hat in Folge dessen den Wunsch ausgesprochen, seine Re sidenz so bald als möglich nach Schönbrunn zu verlegen. Das dortige Schloß wird zur Hälfte von Bürgern, zur Hälfte von Militair bewacht. Im Kreise Temeswar (Siebenbürgen) spricht man sich fast allgemein für die Abschaffung des Cölibats (Ehelosigkeit der katholischen Geistlichen) aus. Unter den Geistlichen selbst hat man in dieser Angelegenheit sehr erfreuliche Stimmen vernommen. — Nur immer vorwärts! i Italien. Aus Mailand wird geschrieben, daß England dem Könige Albert erklärt habe, er solle nicht weiter gegen Oesterreich vorschreiten, überhaupt wünsche England als Friedens-Ver mittler (?!) für Oesterreich einen Theil der ita lienischen Länder zu erhalten. In Rom scheint sich Alles friedlich zu lösen; der Papst hat das Recht der Kriegserklärung und somit eigentlich die ganze weltliche Herrschaft dem Ministerium übertragen. Dies s hat in Folge eines erlassenen sehr liberal gehaltenen Programms Lac- allgemeine Vertrauen erworben. Die Bildung einer neuen Kriegsreserve von 6000 Mann ge gen Oesterreich wurde sofort angeordnet. — In Neapel hingegen sieht's noch sehr trübe aus. Der Krebsschaden des Landes sind die schlechten und verworfenen Beamten, gegen welche fast täglich Demonstrationen stattfinden. Mißtrauen und Befürchtungen herrschen. Handel und Wan del, sowie die Staatsverwaltung sind gelähmt. Eine Zwangsanleihe von 4,000,000 Ducati, zum großen Aerger aller besitzenden, erwerbenden und geistlichen Korporationen, ist ausgeschrieben. Uebcr die Handlungsweise des Königs ergehen nur un erfreuliche Gerüchte. In Neapel soll das Ministerium in Folge einer Volksbewegung gestürzt sein. 11,000 Mann neapolitanische Truppen marschiren in die Lom bardei, um gegen die Oesterreichcr zu fechten. — Die Gefahr durch die Slaven. Es ist kaum 20 Jahre her, daß man mit dem Worte Panslavismus das Streben der sla- vischcn Völkerschaften bezeichnet, sich einander zu nähern, und der Herrschaft der-Deutschen und anderer Völker zu entziehen. Von Rußland aus gegangen, welches dieses besänftigende Mittel zu erst gegen das 1831 besiegte Polen anwandte, ist die Idee von einem slavischcn Bunde seitdem durch Emissaire verbreitet, durch Literaten in rns-