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Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen mid Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Friedrich May. 2b. Mittwoch, den LO. Mai. 1848. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich 2 Mal und zwar Mittwochs und Sonnabends, in halben und resp. ganzen Bogen. — Bestellungen nehmen alle Postämter Sachsens an. — Pränumerations-Preis vierteljährlich 10 Ngr. — Annoncen werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet und für jede nächste Num mer bis Lags vorher Vormittags 9 Uhr angenommen. — Eine Annonce unter 4 Zeilen kostet 2 Ngr. 5 Pf. Zeitgeschichtliches. Sachsen. Umtriebe und Verdächtigungen sind jetzt an der Tagesordnung. Die Rcactionspartei entwickelt eine große Thätigkeit. Ihre Emissaire predigen aller Orten nicht allein die Gefahren der Republik und des Communismus, sondern auch Gefahr für den Glauben. Durch diese Lü gen werden die, welche das Gewebe zu durch schauen nicht im Stande sind, die Kurzsichtigen, deren es überall giebt, ängstlich gemacht. Die hieraus entstehende allgemeine Verwirrung sucht man nun zu benutzen, um Männer, welche das öffentliche Vertrauen besitzen, in den Augen des Volkes herunterzusetzen, dem Fortschritte entgegen zu arbeiten. So erzählt man als ganz gewiß, daß nach einem möglichen Abtreten des jetzigen Ministeriums die Abgeordneten Schaffrath und Joseph an das Ruder berufen werden, die alsbald eine allgemeine Theilung des Vermögens in's Werk setzen würden. Durch solche und ähnliche Fabeln sucht man die Liberalen zu stürzen, um — ganz natürlich — für sich Vortheil zu errin gen, mit einem Worte: Alles wieder in's alte Gleis zu bringen. Daß dies zu Nichts Gutem führen kann, ist vorauszusehen. Möge ein Jeder in seinem Kreise nach Kräften dazu beitragen, die Uebelwollenden in ihrem Treiben zu hemmen, durch Belehrung und gutes Beispiel die Ordnung aufrecht zu erhalten, damit das entschwundene Vertrauen wieder gehoben und der Friede unsers »heuern Vaterlandes nicht gestört werde. Leipzig, den 7. Mai. Heute wurde bei der Wahl eines Nationalvertreters Robert Blum mit 49 Stimmen gewählt. Als Stellvertreter erhielt vr. Wuttke 41 Stimmen. Dritter Jahrgang. In Rochlitz wurde am 6. Mai der Justiz amtmann Heisterbergk zum Nationalvertreter und der Bürgermeister Helbig in Borna zum Stell vertreter erwählt. Chemnitz, 8. Mai. Heute wurde hier Stadt rath Rewitzer mit absoluter Stimmenmehrheit zum Nationalvertreter erwählt. -f Preußen. Berlin) den 3. Mai. Leider sind alle Zeitungsberichte über den jetzigen poli tischen Stand der Dinge ül Europa keineswegs erfreulich. Selbst von dem Parlamente in Frank furt steht nicht das Beste zu hoffen. Von Baiern aus sind größtentheils nur Rückschritts männer und Finsterlinge, namentlich viele Geist liche und eine Menge von Anhängern des frühe ren Abelschcn Ministeriums und Abel selbst zur großen Nationalversammlung gewählt. Es ist diese Wahl insbesondere den Umtrieben der Pfaf fen zu verdanken. — Das Armeecorps, welches bei Frai.kfurt, Würzburg, Bamberg rc. zusammen gezogen werden soll, wird aus 20,000 Oesterrei chern, 20,000 Baiern, Würtembergern, Nassauern und 20,000 Preußen bestehen. Zu welchem Zweck nun diese ungeheuere Masse, zur Beschützung der Freiheit oder zur Unterdrückung derselben? Eine preußische Militairmacht ist endlich, um die Grenzen gegen Rußland zu besetzen, abmarschirt, weil man also doch Rußland nicht traut, und weil dessen letzte Erklärung einen kriegerischen Beigeschmack hat. — Die Wahlmänner in und bei Königsberg sind fast nur unter den Offizie ren und Beamten und sehr wenige aus dem Volke gewählt. So will es die Regierung haben. — Die blutigen Ercesse in Posen zwischen den Deut schen und Polen dauern fort. Deutsche Frei- schaaren bilden sich gegen Polen, auch auö Pom-