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Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Friedrich May. 10. Sonnabend, den 4. Marz. 1848. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich 1 Mal und zwar jeden Sonnabend ein Bogen in 4. — Bestellungen nehmen alle resp. Postämter Sachsens an. — Pränumerations-Preis vierteljährlich 7 Ngr. 5 Pf. — Mittheilungen werden unter der Adresse: „An die Expedition des Sächsischen Erzählers in Bischofswerda" erbeten.— Annoncen wer den die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet und für jede nächste Nummer bis Freitag 1v Uhr Vorm. angenommen. — Eine einzelne Nummer kostet 8 Pf. — Zeitgeschichtliches. Dresden. Wie man vernimmt, ist jetzt wohl nicht mehr zu bezweifeln, daß die Vermäh lung der Prinzessin Elisabeth, — Tochter Sr. königl. Hoheit des Prinzen Johann, geb. den 4. Febr. 1830 — mit dem Herzoge von Genua — Ferdinand Marie Albert Amadeus Philibert Vinzenz, zweiter Sohn Sr. Maj. des Königs von Sardinien, geb. den 15. Nov. 1822 —, welche die Theilnahme des Publikums so lebhaft be schäftigt, zu Stande kommen werde. Nach dem in solchen Angelegenheiten üblichen Geschäfts gänge werden zunächst Verhandlungen über die Ehepacten geführt werden, worauf eine feierliche Anwerbung stattfinden wird. Daß letztere bis jetzt noch nicht erfolgte, ist als der Grund zu betrachten, warum über die Angelegenheit in öf fentlichen Blättern bisher noch Nichts verlautet hat. Allgemein wird bedauert, daß die bewegten Zeitverhältnisse Italiens dem Herzoge von Genua bis jetzt noch nicht gestattet haben, persönlich in Dresden zu erscheinen. Die Ausstattung ist, wie verlautet, bereits in Angriff genommen und in Uebereinstimmung mit dem bisher festge^altenen Verfahren sollen die Erzeugnisse des inländischen Kunst- und Gewerbstcißes dabei vorzugsweise berücksichtigt werden. — Am 26. d. M. starb der Hofrath und Justizamtmann Pech mann, nach dem er am Abend zuvor noch seinen Berufsge schäften abgelegen, hatte. Dieser um den Staat wie um die hiesige Stadt hochverdiente Mann wird von Allen, welche seine großen Vorzüge kennen zu lernen Gelegenheit hatten, schmerzlich vermißt werden. — Die Abdankung des Rectors Dritter Jahrgang. Gröbel an der Kreuzschule scheint nunmehr ent schieden zu sein. Man hofft, daß sonach auch eine gründliche Reform des Schulwesens sowie des Gebäudes stattfinden werde. f Leipzig, den 1. März. Es herrscht seit einigen Tagen in dem zeitunglesenden Publikum unserer Stbdt eine Aufregung, wie sie seit lan ger Zeit nicht dagewesen. In den Restauratio nen werden die neuesten Blätter stürmisch ver langt, auch wohl laut vorgelesen, besprochen und commentirt. — Die Liberalen Leipzigs versammeln sich heute Abend zu einem Mahl im Schützen hause. — Heute Vormittag 10 Uhr begann bei überfüllten Galerien in einer außerordentlichen Versammlung der Stadtverordneten die Bcrathung über die Uebcrreichung einer Adresse an Se. Maz. denKönig wegen Preßfreiheit und über Ver tretung des deutschen Volkes bei dem Bundestage. Die vorzüglichsten Redner wa ren Blum, Biedermann und Koch. Rach 11 Uhr kam dieselbe zur Abstimmung und wurde ein stimmig angenommen. Eine Deputation begab sich sofort auf das Rathhaus, um dem Stadt- rathe den Beschluß der Stadtverordneten mitzu- theilen, und ihn zu bitten, dieser Adresse beizu treten, was nach kurzer Berathuüg einstimmig geschah. Morgen den 2. März wird eine De putation nach Dresden reisen, um wo möglich den 3. März dem Könige die Adresse zu überreichen*). ') Nach dem „Dresd. Anz." vom 3. März haben die dortigen Stadtverordneten ebenfalls eine außerordentliche Berathung über den Beitritt zu der Adresse der Leipziger angeregt. Privatnachrichten zufolge scheint aber die öf fentliche Stimme in Dresden sich nicht dafür autzusprechen.