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Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Friedrich May. 4. Sonnabend, -en SL Januar. 1848. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich 1 Mal und zwar jeden Sonnabend ein Bogen in 4. — Bestellungen nehmen alle resp. Postämter Sachsens an. — Pränumerations-Preis vierteljährlich 7 Ngr. 5 Pf. — Mittheilungen werden unter der Adresse: „An die Expedition des Sächsischen Erzählers in Bischofswerda" erbeten.— Annoncen wer den die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet und für jede nächste Nummer bis Freitag 1V Uhr Norm, angenommen. — Eine einzelne Nummer kostet 8 Pf. — Zeitgeschichtliches. Dresden. Die längst gewünschte Auf merksamkeit der königlichen hohen Kreisdirection auf unsere städtische Behörde hat sich dadurch kund gegeben, daß sie eine scharfe Rüge an den Stadtrath über den langsamen Geschäftsgang, besonders wegen der HaushaltungSplüne erlassen hat; sie verlangt Beschleunigung, wenn sie nicht selbst revidiren solle, was nun auch hoffentlich bald geschehen wird. An den Stadtverordneten liegt es nicht, diese werden sich rechtfertigen und der Stadtrath wird seine Verschuldung auf die richtigen Schultern, auf die Kämmerei, schieben. Es ist fürwahr an der Zeit, daß es bald anders, d. h. besser werde, daß die enormen städtischen Abgaben sich vermindern, welche der Mittelstand kaum, geschweige der Arme mehr zu erschwingen vermag. — So eben erfahre ich, daß von höhe rer Behörde dem Stadtrath aufgegebcn worden ist, bis Ende März Rechnung über die Gasan stalt und das. steinerne Wasserröhrcnlager abzu legen, und mit dem Baue inne zu halten, bis diese erfolgt sei. Diese Mchnungen selbst haben sich nun, abgesehen von ihrer außerordentlichen Mangelhaftigkeit, zu einem Berge gehäuft, den zu übersteigen dem Stadtrath in dieser kurzen Frist schwer fallen dürfte. Er hat deshalb meh rere Anträge stellen lassen, augenscheinlich um die Sache in die Länge zu ziehen, allein die Stadtverordneten verharren ausdrücklich dabei, das Rechnungswert in der bestimmten Zeit, wie cs hohem Orts verlangt worden sei, herzustel- len. — Der bis jetzt aufgewendete Bedarf für Dritter Jahrgang. beide Anstalten kann wohl zu einer Million veranschlagt werden. Die Rechnungsablegung dürfte über die Fühmng unseres städtischen Fi nanzwesens, welches schon mehrfach als der faule Fleck unserer städtischen Verwaltung bezeichnet worden ist, ein sehr interessantes Licht verbreiten. Zu beklagen ist es jedenfalls, daß dadurch die Einmischung der Regierungsbehörden in com- munliche Angelegenheiten herbeigeführt worden ist. h In Löbau soll ein Gcwerbverein in's Leben treten. Die Statuten sind entworfen und zählen bereits 38 Unterschriften. — Der im vo rigen Jahre verstorbene Gerichtsherr auf Nieder- strahwalde mit Friedensthal hat seiner Gemeinde ein Legat von 2500 Thlr. hinterlassen, dessen Zinsen als Schulgeld für arme Kinder und zu sonstiger Unterstützung Hülfsbcdürstiger verwendet werden sollen. Abermals ein Denkmal, besser als von Stein und Eisen. f Die Leipziger Neujahrsmesse ist zu Ende; die Berichte darüber sagen: „sie leistete mehr, als vorausgesehen wurde, und weniger, als zu wün schen gewesen wäre. Ersteres in der Beziehung, weil mehr fremde Käufer zugegen waren, als es an andern Neujahrsmessen der Fall war; letzteres, weil die Preise unendlich gedrückt wa ren und den Fabrikanten aus ihrem Absatz we nig oder gar kein Vortheil erwuchs. Der Um satz in Leder war nicht unbeträchtlich. Die Preise kamen denen der Herbstmesse ziemlich gleich, von 2500 Bünden Sohlenleder blieben kaum 400 ohne Käufer. Im Tuchgeschäft wa ren die Verhältnisse sehr abweichend. Blaues Tuch wurde viel und zu guten Preisen verkauft,