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Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Ernst oder wissenschaftlicher Würde erregt man in dieser behag lichen Abendstimmung nur Heiterkeit. Den stärksten Blickfang liefert stets ein nicht zu schablonen haftes fesselndes Bild. Eine frische Liebhaberausnahme, so recht aus dem Tag heraus, ist ganz besonders geeignet. Nur muß die Bildwirkung des Kernmotivs durch Wegschneiden nebensächlicher oder schwacher Seitenteile so gestärkt werden, daß sie sich auch einem persönlich Unbeteiligten einprägt. Von der späteren Wir kung des Dias kann man sich übrigens schon ein ungefähres Bild machen, wenn man die Hauptumrisse auf Pauspapier zeichnet, die Hauptfarben anlegt und diese Skizze durchleuchten läßt. Die hundertfache Vergrößerung stimmt oft durchaus nicht mit der Vorstellung überein, die man sich von dem Entwurf vorher ge macht hat, und so kann man noch die nötigen Änderungen treffen, bevor er als Diapositiv festgelegt ist. Der Gedächtniswert der Kinoreklame, der durch die anschließenden Filmvorführungen stark beeinträchtigt wird, kann schließlich noch gehoben werden durch zusätzliche Werbeanstren gungen. Man kann z. B. das Transparent am Buchladen bis nach Kinoschluß beleuchten oder eine aus Ölpapier gezeichnete Ver größerung des Diapositivs als »Transparent» ins Schaufenster stellen, die bei Tag als gewöhnliches Plakat wirkt. Solche »Ver ankerungen» der Werbowirkung gewährleisten erst den vollen Erfolg. Dabei kosten sie nur etwas Nachdenken! Iürke. Kontinentaler Reklame-Kongreß in Berlin Umfang der Werbewirtschaft — Plagiatbekämpfung — Internationale Werbekammer Vom 24. bis 28. November fand in Berlin der von zweiund- zwanzig Nationen besuchte Kontinentale Reklame-Kongreß statt, auf dem bedeutsame Referate gehalten und wichtige Entschließungen gefaßt wurden. Bei der Eröffnung des Kongresses, der unter der Schirmherr schaft des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda vr. I. Goebbels stand, sprachen der stellvertretende Reichspropa gandaleiter Hugo Fischer und Staatssekretär Funk vom Neichs- ministerium für Volksaufklärung und Propaganda. Das erste Referat hielt Prof. Or. Hunke, Stellvertreter des Präsidenten des Werberats der deutschen Wirtschaft, über: »Erneuerung der deutschen Werbung-«. Dabei machte Prof. Or. Hunke folgende interessante Angaben über den Umfang der Werbewirtschaft: »Im Jahre 1935 waren in der deutschen Werbewirtschaft tätig 6 000 Betriebswerber, 12 000 Gebrauchswerber, 6 000 Gebrauchsgraphiker, 2 500 Verkehrswerber, 171 Werbungsmittler, 8 000 Verlagsvertreter, 10 000 Propagandisten und Propagandistinnen, 800 Bogenanschlagunternehmer mit etwa 2000 Beschäftigten und 4 000 Adreßbuchverleger. Das sind mehr als 50 000 Personen, die hauptberuflich in der Werbewirtschaft ihr Brot finden. Dazu müssen aber noch gezählt werden die Beschäftigten in all jenen Berufen, die auf das engste mit der Wirtschaftswerbung ver knüpft sind und die ohne die Einkünfte aus der Wirtschaftswerbung gar nicht existieren, geschweige denn ihre kulturellen Aufgaben er füllen könnten. Es handelt sich dabei um 2100 Zeitungsverlage mit 2674 Zeitungen und 2800 Zeitschriftenverlage mit an die 5000 Zeitschriften und nicht zuletzt große Teile des graphischen Gewerbes, der Filmwtrtschaft und vieles andere. Schließlich darf nicht übersehen werden, daß zu einem großen Teil — wenn nicht in der Hauptsache — auch die 75 000 Bezieherwerber und 220 000 Handelsvertreter und Geschäftsreisende Werbung treiben. Das deutsche Volk gibt — selbst wenn man die Ausgaben für diese letzte Gruppe außer Ansatz läßt — jahraus, jahrein etwa 1 Mil liarde NM für Zwecke der Wirtschaftswerbung aus. Professor Seyffert schätzte die Reklamekosten für bas Jahr 1924 aus 1026 Millionen RM. Das Institut für Konjunkturforschung berechnete die Reklame kosten für das Jahr 1929 auf etwa 960 Millionen RM. Davon ent fielen auf den Einzelhandel 543 Millionen RM oder 13°/» seines Umsatzes, auf die Industrie 350 Millionen NM oder 0,5"/o des Um satzes, auf den Großhandel 52 Millionen RM oder 0,1°/» des Umsatzes und schließlich auf das Handwerk 15 Millionen RM oder 0,1°/o des Umsatzes. Nach meinen eigenen, völlig unabhängig davon angefertigten Be rechnungen hat das deutsche Volk im Jahre 1935 zwischen 1000 und 1100 Millionen RM für Reklamezwecke ausgegeben, und zwar — wiederum der Größe nach geordnet — für Schaufensterwerbung mindestens 300 bis 350 Millionen NM für Anzeigenwerbung in Zeitungen, Zeitschriften, Kalendern und Adreßbüchern 276 „ „ für Werbung durch Drucksachen, Postwurfsendungen, Geschästspa- piere und Warenproben 250 „ „ 1082 für Werbung durch den Händler und Vertreter in Gestalt von soge nannten Händlerhilfen für Werbung durch Messen und Aus stellungen für Filmwerbung für Werbung durch Daueranschlag für Verkehrsreklame für Werbung durch Bogenanschlag Dazu müssen gerechnet werden die Ausgaben für Gehälter und Hono rare für Betriebswerber, Gebrauchs werber, Gebrauchsgraphiker und Pro pagandisten in Höhe von mindestens 50 Millionen RM 40 bis 50 „ „ 26 „ 16 „ 15 „ 15 „ 50 Das bedeutet — um einen Vergleich zu gebrauchen —, daß die deutsche Werbewirtschaft schon in diesem kleineren Ausschnitt hin sichtlich ihrer Größe dem Wert der gesamten deutschen Automobil produktion entspricht. Das ist eine Feststellung, die manchen über raschen wird. Mit Hilfe dieser Wirtschaftswerbung in Höhe von etwa ^ °/o des Umsatzes und fast 2°/o des Volkseinkommens wurden mehr als 200 Milliarden RM umgesetzt. Die Umsätze auf der Leipziger Messe allein erreichten im Jahre 1935 eine Höhe von mindestens 485 Mil lionen RM, auf allen Messen und Ausstellungen zusammen aber die stattliche Größe von mindestens 1200 Millionen NM. Die Arbeitstagung des Kontinentalen Reklame-Kongresses am 25. November begann mit einem Referat des Geschäftsführers des Werberats der deutschen Wirtschaft Vr.v. Braunmühl über: »Werbe- regelung im neuen Deutschland«. Er führte dabei aus, daß die Werbung heute in allen Kulturländern zu einem allgemein anerkannten Wirtschaftszweig herangewachsen ist. Je stärker jedoch die Entwicklung wurde, um so klarer erwies sich auch die Notwendig keit, Auswüchse zu beschneiden und falsche Wege zu versperren. Die Notwendigkeit hierfür war um so zwingender, nachdem die Wirt schaftswerbung heute zu einem großen, volkswirtschaftlich wichtigen Glied der Wirtschaft geworden ist — sowohl als Triebkraft als auch umsatzmäßig nach den in der Werbung arbeitenden Werten. Aus dieser Erkenntnis heraus entstand in Deutschland der Werberat der deut schen Wirtschaft. Der Werberat der deutschen Wirtschaft hat einen ganz neuartigen Aufbau. Seine Mitglieder, etwa 80, sind in der Mehrzahl führende Persönlichkeiten der Wirtschaft. Von der Negie rung mit einem hoheitlichen Zwangsmittel ausgestattet, kann der Werberat für alle in der Werbung tätigen Personen und Körper schaften Genehmigungen erteilen, versagen, zurücknehmen oder mit Bedingungen ausstatten. Aus dieser Möglichkeit beruht die rechtliche Konstruktion der Werberatsbekanntmachungen. Dabei sieht der Werbe rat jedoch seine Aufgabe nicht nur darin, Mißstände zu verhindern, sondern läßt sich andererseits auch die positive Förderung der Wer bung angelegen sein. Nach Vorträgen des Geschäftsführers des französischen Reklame verbandes Martial Buisson und des Leiters der Höheren Neichs- werbeschule H. M. Lorz nahm der Geschäftsführer des Neichs- verbandes der deutschen Zeitungsverleger, Curt M i x, das Wort zu seinem Referat über »Das Organisation 8- und Ver bandswesen im deutschen Werbefach« Die Sektion Deutschland des Kontinentalen Reklameverbandes, sagte der Redner, setzt sich aus elf Organisationen zusammen, die so wohl den Kreisen der Werbungtreibenden und Werbunggestaltenden sowie den Werbern und Werbungsmittlern angehören. Die Werbung-