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ReLMioniMer Teil. Unterftützungs-DereinDeutfcherVuchhändler und Vuchhandlungs-Gehülfen. Herr Arthur Geist in Firma Gustav Winters Buchhandlung Franz Quelle N a ch f. in Bremen spendete anläßlich «des 100jährigen Bestehens seiner Firma Mk. 500.—. Wir sprechen dem hochherzigen Spender für diese will kommene Zuwendung den wärmsten Dank aus. Berlin, den 23. Oktober 1929. Der Vorstand des Unterstützungs-Vereins Deutscher Buchhändler und Buchhandlnngs-Gehülsen. MaxPaschke. MaxSchotte. Re inhold Bor stell. Friedrich Feddersen. Or. Erich Berger. Hundert Jahre Friedrich Cohen in Bonn. Am 30. Oktober 1929 tritt die Firma Friedrich Cohen in Bonn in das zweite Jahrhundert ihres Bestehens ein. Bietet ein solches Jubiläum schon an sich Grund zu stolzer Freude, so hat die Bonner Firma doppelten Anlaß, stolz und froh zu sein: Neben der hundertjährigen Tradition der Firma steht eine eben solange Tradition der Familie. Die Firma befindet sich noch heute im Besitz der Familie des einen ihrer Gründer. Das in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts noch fast selbstverständliche Nebcneinanderbestehen von Verlags- und Sor timentsgeschäft finden wir auch bei der Firma Cohen. Der Anti- guariatsbuchhandel als gesonderter Geschäftszweig wurde 1861 hinzugenommen. Noch heute sind alle drei Zweige buchhändle rischer Tätigkeit als selbständige Abteilungen vereinigt, wobei zu betonen ist, daß der Verlag nicht auf das etwa schon früher bestehende Sortimentsgeschäft aufgesetzt wurde, sondern daß eher dem Verlag eine gewisse Priorität zukommt. Die erste Nachricht über die Firma bringen die Annalen des Archivs der Stadt Bonn: »Am 24. November (1828) ver einigen und verbinden sich Aimö Fidele Constant Henry, Stein zeichner aus Poppelsdorf, und Maximilian Cohen ans Cöln gegenseitig und gründen am 1. Mai 1829 im Hause Stern straße 308 eine Lithographische Anstalt--. Diese Lithographische Anstalt Henry und Cohen, deren Lithographien dem Sammler von Rheinansichten wohl bekannt sind, ist die Keimzelle der Firma. Das Bonner Wochenblatt vom 19. Juli 1829 bringt die Gründungsanzeige. Neben der Lithographischen Anstalt wurde ein Schreib- und Zeichenmaterialiengeschäst betrieben, zu dem sich bald eine Sortimentsbuchhandlung gesellte. In den Hinterräumen des Ladenlokals befand sich die Druckerei. Be reits im Jahre 1833 verlieh das Königliche Ministerium des Unterrichts und der Medizinalangelegenheitcn der Firma Henry und Cohen das Prädikat eines »Lithographischen Instituts der Rheinischen Friedrich Wilhelms-Universität«, und die Kaiserlich Leopoldinische Akademie der Naturforscher verfügte am 29. Mai desselben Jahres: «Das Lithographische Institut der Firma Henry und Cohen soll vom heutigen Tage an und für die Zu kunft Lithographische Anstalt der Kaiserlich Leopoldinischen Aka demie der Naturforscher sein und diesen Titel führen«. Eine 1839 erschienene Schrift über die Universität Bonn nennt bei der Aufzählung der Universitätsinstitute auch 'das Lithographische Institut von Henry und Cohen. Die noch heute bestehenden engen Beziehungen der Firma zu den Bonner Universitäts kreisen sind also schon in frühester Zeit dokumentiert. Ein im Besitz des Börsenvereins befindliches Rundschreiben vom Januar 1839 meldet den weiteren Ausbau des Sortiments geschäfts, für welches die damals noch nötige Konzession bereits »vor einer Reihe von Jahren« erteilt worden war, und nennt als Kommissionäre »Herrn A. Frohberger in Leipzig und Herrn Friedrich Wilmans in Frankfurt«. »Change Anerbietungen« anderer Verleger werden als besonders angenehm bezeichnet und ein Verzeichnis des eigenen Verlages beigefügt. Der 15 Seiten starke Katalog enthält zunächst eine Abteilung Bücher, im ganzen 18 Titel meist botanischen und heimatkundlichen Inhalts. Be sondere Beachtung verdient der Atlas der pathologischen Ana tomie von I. H. F. Albers, ein großangelegtes Lieferungswerk in Jmperialfolio, als Vorläufer der später so bedeutenden medi zinischen Verlagsrichtung. Es folgen die Lithographien, Rhein ansichten, Porträts bedeutender Zeitgenossen, unter ihnen 20 Bonner Professoren, Karten und Pläne, religiöse Blätter, Zeichenvorlagen, Studentenszenen usw. Ferner eine unbedeu tende Abteilung Musikalien und eine Abteilung Büsten und schließlich in Abteilung V »Verschiedene Gegenstände« alles, was der Tagesbedarf jener Zeit an Drucksachen forderte, vom Quit- tungs- und Rechnungsformular bis herunter zu Bonbondevisen (für Karneval!), Weinetiketten und Stammbuchbildchen. Unserem besonderen Interesse begegnet der gleichfalls beigefügte Novi tätenverlangzettel der Sortimcntsabteilung: »Henry und Cohen erbitten sich höflichst von allen Novitäten sogleich nach Erschei nen 1 Exemplar« und von einer ganzen Reihe einzeln auf geführter Gebiete sogar gleich mehrere. (Von Romanen jedoch ausdrücklich nur 1 Exemplar!) Wenn auch als selbstverständlich vorausgesetzt werden muß, daß mit einer so generellen Bestel lung nur Bedingtsendungen gemeint sein können, so läßt sich doch hieraus ein Schluß auf die Leistungsfähigkeit eines Sorti- meutslagers der damaligen Zeit ziehen, wo noch prinzipiell alle Neuerscheinungen des Verlages vom Sortiment ausgenommen werden konnten. Die beiden Gründer der Firma müssen sich in glücklichster Weise ergänzt haben. Maximilian Cohen, am 4. Juli 1806 in Köln geboren, hatte an der Bonner Universität Rechtswissen schaft studiert und das Auskultatorexamen abgelegt, bevor er sich dem kaufmännischen Beruf zuwandte. Neben dem Grün dungskapital von 2000 Silbertalern brachte er seine gediegene wissenschaftliche und literarische Bildung und kaufmännischen Weitblick in die Firma. Aims Henry war vorwiegend Künstler und Botaniker. In einer sechsjährigen Lehrzeit bei dem Stein zeichner Arntz in Düsseldorf hatte er die Technik des Zeichnens und Lithographierens gelernt. Seine hervorragenden Arbeiten erregten Aufsehen in der Bonner Gelehrtenwelt und trugen wesentlich zum Aufblühen der Lithographischen Anstalt bei. Me großenteils kolorierten Tafeln der ersten Vcrlagswerke ver dienen noch heute in ihrer unvergleichlichen Feinheit, Korrekt heit und Sauberkeit unsere volle Bewunderung. Henrys Be deutung geht auch daraus hervor, daß der berühmte Bonner Botaniker Nees von Esenbeck gemeinsam mit ihm ein »System der Pilze 'durch Beschreibung und Abbildung erläutert« heraus gab (1837—58) und zu Henrys eigenem Werk über die Gift- 1157