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werden könne. Es bestand Übereinstimmung in der Überzeugung, daß Scheerbarts Bücher bei der gegenwärtigen Generation auf viel stärkeres Verständnis rechnen können als bei der früheren, die mit dem respektlosen Humor und der kosmischen Lebensauffassung des Dichters nichts anzufangen wußte. Um das bedeutende Werk durch Neuausgaben. Pressehinweise, Aufführungen, Vorträge und andere Mittel zu neuer Lebendigkeit zu erwecken, wurde eine Scheerbart- Gesellschaft gegründet, deren geschäftsführendcr Ausschuß sich aus folgenden Herren zusammensetzt: vr. Adolf Behne, Alfred Richard Meyer, Erich Mühsam, Bruno Taut, Herwarth Walden. Auskunft erteilt Der Sturm, Bismarck 2370. Aufgehobene Beschlagnahme. — Durch Urteil des erweiterten Schöffengerichts Berlin-Tempelhof vom 11. Januar 1929 ist der Be schluß des Amtsgerichts Berlin-Tempelhof vom 11. Dezember 1927, betreffend Beschlagnahme der Druckschrift »Die Kirche in der Karikatur«, aufgehoben. Tgb.-Nr. 883 I ^ 1/28. Berlin, 31. Januar 1929. PP. (Deutsches Kriminalpolizeiblatt Nr. 252 vom 2. Februar 1929.) 'kersonainacstrickten. Jubiläum. — In unserer schnellebigen Zeit ist es nur wenigen vergönnt, gesund und noch in voller Tätigkeit auf ein KOjähriges Berufsleben zurückzublicken. Herr Georg Schmidt i. Fa. Hahnsche Buchhandlung in Hannover feiert am 6. Fe bruar den Tag, an dem er vor nunmehr 50 Jahren in den Buch handel eintrat. Als Sohn eines preußischen Beamten in Potsdam 1863 geboren, trat er 1879 in Rob. Schitting's Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung in Potsdam eine dreijährige Lehrzeit an, war nach Beendigung derselben weitere fünf Jahre als Gehilfe in Ber liner Sortimenten tätig und trat dann in die Herberger'sche Buch- bruckerei und Verlagshandlung in Schwerin ein, wo er sich mit dem Druckerei- und Verlagswesen vertraut machte. Kurz danach wurde ihm die Geschäftsführerstelle der damaligen Welt-Firma Franz Lipperheide in Berlin für Leipzig übertragen, die er volle zehn Jahre innegehabt hat. Auf diesem verantwortungsvollen Posten hatte er die gesamte Herstellung der damals den ganzen Weltkreis umspan nenden Moden-Zeitungen der Firma zu überwachen und den Verkehr mit den Druckereien usw. zu besorgen. Was das heißt, zehn Jahre bei Franz Lipperheide gewesen zu sein, können ältere Kollegen beur teilen, die Franz Lipperheide, zu jener Zeit schon Franz Freiherr von Lipperheide, und die Ansprüche kannten, die er an seine Ange stellten in gehobenen Stellungen zu stellen pflegte. Nach Übergang dieser Firma in andere Hände war Herr Schmidt in Leipzig und Berlin tätig, folgte dann dem Nus seines alten Chefs Herberger in Schwerin, bei dem er weitere vier Jahre wirkte. Danach kehrte er nach Leipzig zurück, um sich selbstständig zu machen. Mit einem Freunde übernahm er eine Buch- und Steindruckerei, die er aber nach dem plötzlichen Hinscheiden seines Teilhabers aufgab. Am 1. Oktober 1908 trat er als Prokurist in die Hahnsche Buchhandlung in Hannover ein. Hier fand Herr Schmidt ein weites Feld für buchhändlerische Tätigkeit vor. Wer kennt nicht diese angesehene Firma in Hannover mit der Gründungszahl 1792 und ihrem alter tümlichen Hause, aus dem so viele Werke hervorgingen, die in allen Weltteilen bekannt sind? Die IVlonumovta Oermsniae Histo- rioa. die ^oriptoreg- und k'onies-Sammlungcn, Georges' lateinische Wörterbücher, die Original-Ausgaben von Heyses Fremdwörterbuch und von Knigges Umgang mit Menschen, — Ebeling, Wörterbuch zum Neuen Testament, — Billroth, Briese, — Stenzel, Seekrieg. — Grotefend, Zeitrechnung, — Wagner, Geographie, — Meinardus, Länderkunde u. v. a. Bereits im Frühjahr 1911 gab der Besitzer der Firma Herrn Schmidt sein Vertrauen und die Anerkennung seiner Leistungen öffentlich auch dadurch zu erkennen, daß er ihn zum alleinigen Leiter des Verlags und des Sortiments bestellte und ihn gleichzeitig damit als Mitinhaber in die Firma aufnahm. Ein sel tener Erfolg! Unter Herrn Schmidts Leitung wurde das gute, aber im Laufe der Jahre etwas altväterisch gewordene Sortiment den neuzeit lichen Forderungen entsprechend um- und ausgestaltet, räumlich er weitert, eine Bücherstube für Pädagogik und Handelswissenschaft so wie eine ständige Ausstellung der Neuerscheinungen auf diesem Ge biete eingerichtet und schließlich eine Lehrmittel-Ausstellung ange gliedert. Im Verlage wurde eine einheitlichere Richtung neben dem bedeutenden Schulbuch-Verlag eingeschlagen und besonderer Wert auf wissenschaftliche Werke und auf Pädagogik und Handels wissenschaft gelegt. Während der Kriegs- und Jnflationsjahre ver stand es Herr Schmidt, das ihm anvertraute Schiff durch die zahl reichen Klippen und Untiefen glücklich zu führen, und wenn die un erfreulichen wirtschaftlichen Verhältnisse auch die Hahnsche Buchhand lung nicht unberührt lassen, so ist doch der Boden für eine künftige Ernte vorbereitet. Herr Schmidt hat sich stets auf das lebhafteste für den Buchhandel und seine Lebensbedingungen in Wort und Schrift eingesetzt. Als regelmäßiger Besucher der Ostermesse in Leipzig, zurzeit als Schriftführer des Verbandes Hannover-Braunschweig, zu letzt noch als Vorsitzender des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine, ist er eine im Buchhandel wohlbekannte Persönlichkeit, nicht zuletzt auch durch seine Artikel im Börsenblatt, in denen sein reges Interesse an allen Fragen des Buchhandels zum Ausdruck kommt. Seine vielen Freunde und Kollegen werden ihm an dem Tage, an dem er die Feier seiner 50jährigen Berufstätigkeit begeht, gleich uns ein »Herzliches Glückauf für noch viele weitere Jahre« zurufen. Gestorben: am 17. Januax Herr H. I. N a hr, Inhaber der Firma H. Rahr in Utrecht im hohen Alter von 84 Jahren. Der Verstorbene, eine sehr beliebte und geschätzte Persönlichkeit, war 50 Jahre Inhaber der 1835 gegründeten Musikalienhandlung, die tn den Niederlanden großes Ansehen genießt. Sprecksaal Duchtage in der Westmark. Schon Wochen vor dem Bekanntwerden der Berliner Absichten zur Festlegung eines »Tag des Buches« (warum nur ein Tag?) haben sich im Kreise des Vereins der Buchhändler zu Aachen ähn liche Gedanken zu einem festen Plane verdichtet, der in der ersten Woche des März unter verständnisvoller Unterstützung des Jugend amtes der Stadt Aachen zur Ausführung kommen wird. Im Hin blick darauf, daß dem, der die Jugend hat, die Zukunft gehört, wer den mir unsere Werbung auf diese ganz besonders einstellen. Einem erwachsenen Menschen, den nur Radio, Kino oder Sport beschäftigt, wird man schwer die Freude am Buche oder am Lesen einreden kön nen. Diese Freude bildet sich tn den Zetten der Jugend und muß gepflegt und gestärkt werden, um gegenüber der heutigen Sportmanie nicht in den Hintergrund gedrückt zu werden. Eine Ertüchtigung des Geistes tut uns ebenso not wie die körperliche, wie das Minister Strcsemann vielfach mahnend ausgesprochen hat. Aus dem Grunde wollen wir an die Herzen der Jugend heran, nicht nur durch eine achttägige Buchausstellung, sondern auch durch das gesprochene Wort. Wir haben zu dem Zwecke einen hervorragenden Redner, Professor vr. Zilchert, Prag, gewonnen, der in unserer großen Städtischen Festhalle vor der Schuljugend feinen Vortrag »Uber das Lesen« halten wird. Mit seiner bekannten, glänzenden, hinreißenden Redner gabe, die »aus der Seele dringt und mit urkräftigem Behagen die Herzen aller Hörer zwingt«, wird er der jungen Welt eindringlich sagen, was das Buch und das Lesen für das Leben des Menschen, seine Zukunst, seine geistige Entwicklung bedeutet und welche Freu den daraus blühen. Am Abend wird derselbe Redner auch im Auf träge unseres Vereins für weitere Kreise in derselben Festhalle seinen Vortrag über »Goethe und die deutsche Kultur« halten, der eingeleitet wird von mehreren Gesangvorträgen Goethescher Gedichte verschiedener Komponisten durch erste Künstler. Hierdurch wird auch des in den März fallenden Todestages Goethes gedacht. Professor vr. Zilchert, in der Goethe-Literatur durch »Goethe als Erzieher« usw. bekannt, wird Mitte Februar seine Vortragsreise beginnen und hat in dieser Zeit bis zum 23. März noch eine Reihe von Tagen frei, um zunächst in Schlesien, Sachsen, Hannover und später vom 1. März ab in Westfalen, Rheinland, Süddeutschland Vorträg.e hal ten zu können. Sollten sich Kollegenkreise dafür interessieren, dann wende man sich an die Werbestelle des Börsenvereins. Aachen. Georg Schumacher. Verantwort!. Schriftleiter: Franz Wagner. Druck: E. H e d r i ch N a chs. Samt!, tn Leipzig. — Verlag: Der Börsenverein der Deutschen Buchh — «„Ichrtsl d, Schiistliltung u.Erp-dtttoin Litpzig T 1. s-r> ändler zu Leipzig, Deutsches Vuchhändlerhaus. chtswcg 28 lBuchhändlerhaus), Postschlicsrs. 274/75.