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Börsenblatt s. d. Ltschn. vuchhar.de.. Redaktioneller Teil. 116. 7. Juni 1919. Höhe des Steuersatzes durchaus uicht in Betracht kommt. — Der Deutsche Industrie- und Handelstag bittet daher, zu tz 1 Ziffer 4 der Ausführungsbestimmungen einen Z u s a tz dahin vorzunehmen, daß bei denjenigen Abgabepflichtigen, die nach den Leistungen versteuern, über die Lieferung von ausgeführten Gegenständen getrennt von den sonstigen Lieferungen Buch zu führen ist, und daß dies Buch den Ge genstand nach seiner handelsüblichen Bezeichnung, den Namen und Wohnsitz des ausländischen Empfängers, den Tag der Lieferung an bas Ausland und das vereinbarte Entgelt enthalten muß.« Die deutsche Wissenschaft und unsere Feinde. — Unter dieser Über schrift findet sich in der »Deutschen Zeitung« folgender Briefwechsel: »Deutsche Liga für den Völkerbund«, Berlin, Unter den Linden 78. Berlin, den 14. April 1019. Sehr geehrter Herr! Gelegentlich einer mehrmonatigen Anwesenheit in der Schweiz und in Holland während des letzten Halbjahres habe ich gesehen, wie unendlich schwierig die Wiederanknüpfung der wissenschaftlichen Be ziehungen mit dem Anslande nach dem Kriege sein wird. Von ruhig denkenden neutralen Gelehrten wurden mir etwa fünf Jahre als das Mindeste bezeichnet, die vor dem Zusammentritt von internationalen Kongressen zwischen Angehörigen der feindlichen Staaten noch vergehen müßten. Dabei wurde immer darauf hingewiese», daß die Unversöhn lichkeit der feindlichen Gelehrten zu einem recht beträchtlichen Teil auf den bekannten Aufruf der 93 Gelehrten und Künstler vom Jahre 1914 zurückzuführen sei. Ich habe mir daher die Frage vorgelcgt, ob es nicht möglich sei, die schweren Widerstände, die der Wicderanknüpfung wissenschaftlicher Beziehungen durch diesen Aufruf bereitet worden sind, in irgend einer Weise aus dem Wege zu räumen. Meine optimistische Auffassung in dieser Hinsicht ist bestärkt worden dadurch, daß ich eine Reihe von Gelehrten, die jenen Aufruf seinerzeit unterzeichnet haben, gesprochen und von ihnen die Mitteilung erhalten habe, sie ständen heute nicht mehr auf dem Boden jenes Aufrufes. Ich richte nun an Sie, hochgeehrter Herr, die Anfrage, ob Sie noch heute auf dem Standpunkt jenes Ausrufes stehen und ob Sie, falls dies nicht der Fall ist, es mit Ihrer Überzeugung vereinbaren können, Ihre Unterschrift von jenem Aufruf zurückzuziehen. Ich bin mir vollkom men darüber klar, daß die Erfüllung dieses Anliegens eine sehr hohe Selbstaufopferung Ihrerseits erfordern würde, doch bitte ich zu beden ken, daß es sich hierbei um die Wiederaufnahme des wissenschaftlichen Verkehrs mit den Gebildeten der ganzen Welt handelt, daß also hohe Dinge aüf dein Spiele stehen, und daß die Preisgabe Ihrer Erklärung, die in den damaligen Zeiten gewiß sehr verständlich war, Ihnen von allen Einsichtigen nur als eine mutige Tat angerechnct werden könnte.« Die »Deutsche Zeitung« gibt hierzu auszugsweise die kühl ableh nende Meinungsäußerung eines hochangesehenen deutschen Naturfor schers wieder, dessen wissenschaftliche Bedeutung auch außerhalb des Deutschen Reiches einen unbestrittenen Ruf genießt: Es könnte wohl dazu gesagt werden — was meine Überzeugung ist nach Erfahrung schon lange vor dem Kriege —, daß Deutschlands ,wissenschaftliche Bziehungen' mit dem Anslande, wobei ich besonders die .internationalen Kongresse' meine, für die deutsche Wissenschaft im Endresultat stets ein Schaden waren. Die Befriedigung persönlicher Eitelkeiten mochten sie deutschen Gelehrten wohl gebracht haben, eben so den Ausländern Geschenke an Ideen deutschen Ursprungs, die diese bei ihrer geringeren Sprachkenntniü aus den deutschen Veröffentlichun gen uicht so leicht entnommen hätten. Gleichzeitig aber ist allzuoft hei solchen Gelegenheiten irgendein nicht anwesender Deutscher ausge schlachtet worden, und zwar bei Gegenwart ganz angesehener deutscher Vertreter — sei es durch Ignorierung oder durch namenlose Preis- gebnug seiner Leistungen alles stets in äußerlich glatter, ans inter nationalem ,Gleichgewicht' beruhender Weise, doch eben so, daß cs auf die Beseitigung oder doch Verdeckung deutschen (wirklich vorhandenen) Übergewichts hinauskam. Da bin ich der Meinung, daß es viel nütz licher ist, das Ausland zunächst allein zu lassen; es könnte sein, daß es dann von deutscher Eitelkeit und Kleinlichkeit nicht unterstützt im Gegenteil sehr bald auf großzügigere Wege kommt, als sie - von deut schem Standpunkt aus gesehen - bisher ans .internationalen' Kon gressen befolgt wurden. Ich urteile natürlich nur von der Seite der Naturwissenschaft, aber ich zweifle nicht, daß auch andere Zweige der geistigen Kultur ähnliches zu sagen hätten, wenn sie rein der Sache nach- gchen, und zwar vom vaterländischen Standpunkte ans. Leicht wäre es zudem, die Ergebnisse und Strömungen des Auslandes in Wissen schaft und Kunst in einer der gegenwärtigen und folgenden Zeit ange messenen Weise für uns derart vermehrt in Berichte» und guten Wie dergaben zugänglich zu machen, daß wir nicht entfernt Gefahr liefen, durch Unkenntnis ausländischer Leistungen etwa znrückzubleiben. Etwas anderes sind persönliche Anknüpfungen einzelner, z. B. mit holländischen oder schwedischen Kollegen, mit denen tatsächlich Verkehr ans gleich und gleich und in Freundschaft möglich war, ohne undeutsch sich zu geben. Aber auch das muß von selber sich machen, und jedes öffentliche Entgegenkommen von unserer Seite müßte vom Ausland, das ersichtlichermahen den — der .Liga' fehlenden — Segen kräftigen Nationalgefühls genießt, mit innerlicher Yierachtung als von uns auf gesteckte Fahne betrachtet werden, die die Inschrift trägt: .Völkcr- dünger'.« Wir stellen mit Bedauern fest, fügt die Redaktion der Deutsche» Zeitung hinzu, nachdem sie die Zuschrift der Deutschen Liga als unver einbar mit der Ehre des deutschen Namens erklärt hat, daß — soweit wir die deutsche Presse übersehe» können niemand weiter als unser Gewährsmann Widerspruch gegen die in dem Schreiben der »Deutschen Liga für den Völkerbund - zutage tretende Nichtachtung des deutschen völkischen Ehrgefühls erhebt. Hoffen wir zunächst, daß die übrigen deutschen Gelehrten, die den Aufruf vo» 1914 mitunterzeichnct haben, die Anschrift zum mindesten in den Papierkvrb geworfen haben. Die Gesellschaft zur Förderung der buchhändlcrischeu Fachbildung i» Schlesien (Sitz Breslau) Geschäftsstelle: Albrechtstraße 52 veröffentlicht ihr Svmmerprogramm, dessen Reichhaltigkeit zeigt, daß es ihr weder an Ideen noch an dem Willen zu ihrer Durchführung fehlt. Im Vordergründe steht der 3. Werkunterricht für Buch händler a» der städtischen Kunstgewerbeschule zu Breslau, der sich in 3 Abteilungen gliedert: Schriftsatz und Druck, jeden Sonnabend, Beginn am 14. Juni, Buchbinden, jeden Freirag, Beginn am 20. Juni, »nd Lithographie und Steindruck, jeden Dienstag, Beginn am 17. Juni Jede Abteilung umfaßt 14 Abende zu je 2 Stunden. Der Unter richt findet von 7)^ bis 9V-« Uhr abends Klosterstraße 17 im Mittel haus statt und erstreckt sich von Inni bis Oktober (mit Ausnahme der Sominerfcrien) Als Teiluahmegebühr zahlen: 1. ordentliche und unterstützende Mitglieder für eine Abteilung 19 .//, für zwei Abteilungen 16 .// und für drei Abteilungen 21 .//; 2. Mitglieder der Iugendabteilung für eine Abteilung 8 .//, für zwei Abteilungen 12 .// und für drei Ab teilungen 15 .//. Vorgesehen ist ferner eine ziveite Führung durch die S t a d t b i b l i v r h c k in Breslau am Svnnrag, den 22. Juni 1919. von 9 bis 11 Uhr vormittags, deren Teilnehmergebühr für ordentliche und unterstützende Mitglieder l .//, fitr Mitglieder der Iugendabtei- lung 59 Pfg. beträgt. Die 9. Mitgliederversammlung ist auf Donnerstag, den 19. Juni, '148 Uhr im Kellnersaa! der kaufmännischen Fortbil dungsschule in Breslau, Junkernstraßc 38/49, IV, vorgesehen. Tages ordnung: Das Papier, die Geschichte seiner Entstehung und seine Her stellung (Herr Earl Müller). Eine freie Anssprache soll sich an schließen. Gäste sind willkommen. Personalnachrichten. Gefallen: am l Oktober 1916, wie erst jetzt bekannt wird, im Kampfe fürs Vaterland Herr E r n st Fürböter, Inhaber de? gleich namigen Firma in B r n n s b ü t t e l k o o g. Sein im Jahre 1998 gegründetes Geschäft hat er bis zu seiner erfolgten Ein berufung mit Umsicht und Fleiß entwickelt. Seine näheren Bekannten im Buchhandel werden seinen frühen Tod aufrichtig bedauern. Simon Schwendeucr ch Im Alter von über 99 Jahren ist in Berlin der Nestor der deutschen Botaniker Geheimer Regierungsral Pros. I)>. Simon Schwendeucr, ord. Professor an der Berliner Uni versität, gestorben. In ihm verliert die biologische Wissenschaft einen ausgezeichneten, als Forsckier und Lehrer gleich bedeutenden Vertreter. ^ ^ Sprechsaal. ^ Fakturen zu direkten Sendungen. Immer wieder gehen Postpakete ein, denen keine Faktur beiliegt. Oft muß man geduldig warten, bis das dazngehörende Paket ankommt, das die Rechnung enthält. Es wäre doch angebracht, mindestens in solchen Fällen die Faltnr direkt durch die Post zu schicken, da ja die Pakete häufig nicht gleichzeitig eintrcffen. Jeder Sortimenter wird gern auch noch diese goldene Last zu den andern Lasten tragen, — sofern ei» Verleger das Briefporto scheut. Stuttgart. P aul Nefs Sor t. Inh. W. Guttmanu. Verantwortlicher Redakteur: C m i l Tho m a S. — Berka«: Der Börsen»erein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches Buchhändlerhaus. ^ «>n „ Sämtlich in Leipzig. - Adresse der Ked«ktton und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 36 (Buchhändlerhaus). 472