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12830 «örs-nbl-u I. d. vtschn. vu«handcl. Fertige Bücher. 24«, 21. Oktober ISIS. m Ähnlich, wie das neulich hier abgedruckte Urteil des ,Kunstwart', lautet die gestrige Kritik der „MilWkll Muils: Es ist ein seltsamer, aber auch im tieferen Sinne unterhaltendes Buch, das wir literarisch nicht überschätzen, das wir aber doch an die Spitze unserer heutigen Romanbesprechung setzen möchten. Fürst Friedr. Wrede, von dem wir schon früher ein beachtenswertes Romanwerk gelesen haben, veröffentlicht einen Roman ,Die Goldschilds, Die Geschichte einer jüdischen Familie' .... Um eine böhmische Judenfamilie handelt es sich, die in einem kleinen Neste lebt. Ein sehr zweifelhafter Schnapswirt, ein ortho doxer Rabbiner und eine alte jüdische Witwe bilden die Spitze der Familie; aber der Roman handelt von der Entwicklung der jüngeren Generation, und aus dieser Entwicklung erwächst die künstlerische Darstellung der modernen Judenfrage. Da ist zunächst als Vorzug des Romans zu betonen, daß Fürst Wrede mit großem Geschick im Sinne des alten und wahrscheinlich auch des neuen künftigen Romanstils eine mehrfach gegliederte Komposition zu starker Einheit übersichtlich aufbaut und trotz des tendenziösen Grundzuges seiner Absicht gerade das vermeidet, was die Tendenzromane meist so empfindlich schädigt: die weitschweifigen Erörterungen über das grundsätzliche Thema. Fürst Wrede versteht die Kunst, Handlungen zu erfinden, zu verknoten und zu einem Ziel zu führen, eins Kunst, die heute gering geschätzt wird aus dem einfachen Grunde, weil gewiß moderne Berühmtheiten sie nicht bewältigen können... In dem Roman wird der Sohn des Schnapsbrenners im Laufe der Zeit zum welt beherrschenden Bankier mit dem Baronstiteh der aber einen in Blödsinn versinken den Schlemmer und Verschwender zum Sohn und einen im Knabenalter sterben den, kränklichen Enkel hat. Der Sohn des Rabbiners sällt vom Vater ab und studiert Medizin, wird Journalist, kehrt zu seiner ursprünglichen Wissenschaft zurück und ist materialistischer Philosoph voll Menschenliebe und barm herziger Güte. Ein weiterer Verwandter tritt zum Christentum über, wird Paramentenhändler in Wien, und sein Sohn wird katholischer Geistlicher. Alle diese Gestalten, die unser lebhaftes Interesse gewinnen, sind von dem einen Gedanken beseelt, den der Verfasser als den Grundzug des Judentums ansteht: alles das, was man erfaßt, mit der zähen Energie fanatischer Kraft durchzuführen, in der das Selbstbewußtsein der jüdischen Rasse be ruht, die sich bewußt oder unbewußt als das auserlesene Volk betrachtet. Charakteristisch dafür ist der Gedanke, den der aus dem Judentum stammende katholische Priester ausspricht, daß das Christentum erst dann zur höchsten Blüte komme, wenn alle Juden Christen würden und inner halb des Christentums in dem Sinne wirkten, daß sie die Auserwählten Gottes seien. Dieser katholische Priester ist noch stolz auf die Kraft, die ihm aus seiner jüdischen Abstammung kommt. Wir können hier nicht auf die Reihe höchst interessanter Entwicklungen eingehen, in denen Fürst Wrede seine Figuren bewegt. Von Antisemitismus ist in dem Buche nur sehr wenig die Rede, viel mehr von dem Gedanken, daß die innere Kraft des Judentums in Zukunft die Mängel, die sich in der Figur des Bankiers in hervortretender Weise offenbaren, überwinden und dann ein gewaltiger Faktor künftiger Kultur werden würde. Der Roman als Ganzes ist ein geistvolles, spannendes Zeitbild, das nicht kurzweg als Unterhaltuugsliteratur bei seite zu schieben ist. Die Zeit kommt heran, wo nicht mehr bloß unfrucht bare Ästheten das Wort haben in der Literatur, sondern auch lebenskundige Männer, die wirklich etwas zu sagen haben. ..." Berlin 35. Ernst Hofmann L Co. ^xel suncker Verlsg (A Soeben erschien: Hieodor Lsokor Oie Oevvslten Hin 6»sn6 Vnllncien Preis br. kvl. 2.50 orci., geb- ^1. 5.50 Iblum. l-uxussusgobe 1kl. 10.- Der blsme clieses jungen Österreichers sIsDsllsden- dictiter ist schon einem grossen verständnisvollen Publikum riihmlicbst be stürmt. bleue ffreie Presse in Vi^ien nennt ihn einen Kleister der Du11sde und Kurl ttsns Strobel schrieb unlssslich eines Vorlesungssbends: Hs ist eine gewsltigekVuctit in seinen Dichtungen, sticht und Schütten sind verteilt wie suk ulten stlolrsctmitten und der ptivttimus un kundiger Krstt pscstt in seinen Oedictrten. . . . ^ir bitten die Herren Kollegen sirdi dieses jungen Dichters in verdienter Vi'eise unrunetunen.