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Nichtamtlicher Teil. ^ 171. 27 Juli 1909. Inventar, welches Zeitungsunternehmen samt Inventar von den Gesellschaftern einverständlich mit dem Pauschalbeträge von 60 000 bewertet wird, um den Betrag von 60 000 I( als Stammeinlagen ein. Vom 31. Dezember 1916 angefangen er lischt der Anspruch des Rudolf Stürzer, beziehungsweise seiner Rechtsnachfolger auf Auszahlung des fixen Betrages. Wien, 16. Juli 1909. (Zentralblatt für Eintragungen in das Handelsregister, Hrsg, vom K. K. Handelsministerium in Wien, Nr. 58 V. 20. Juli 1909.) * Gedenktafel. Der Magistrat von Berlin hat beschlossen, an dem Hause Hoheuzollernstraße 14, in dem Ernst von Wilden bruch lange Jahre gewohnt hat und auch gestorben ist, eine Gedenktafel anbringen zu lassen. Personalnachrichten. * .Hoftitel. — Herrn Hugo Müller (Verlag, Buchhandlung und Buchdruckerei) in Georgenthal (Herzogtum Gotha) ist der Titel eines Hoflieferanten Seiner Königlichen Hoheit des Herzogs Carl Eduard von Sachsen-Coburg-Cotha verliehen worden. * Erinnerungen eines Buchhändlers an Detlev von Liliencron. — Im »Generalanzeiger der Stadt Frankfurt a. M.« widmet unser dortiger Kollege Herr Karl Schulz-Euler dem am 22. d. M. unerwartet verstorbenen Dichter Detlev von Lilien cron die nachfolgenden persönlichen Erinnerungen: Zum Hinscheiden Liliencrons. Liliencron und Frankfurt. (Aus persönlichen Erinnerungen) Detlev v. Liliencron hat stets mit besonderer Freude seine Schritte nach Frankfurt gelenkt. Er kannte sich in .der Altstadt gut aus, als ob es gestern gewesen, da er der Stadt Lebewohl gesagt, als ob es gestern gewesen und nicht vor 30 Jahren, daß er hier als Leutnant in der Garnison manch echten jugendlichen Streich vollführt. Noch als er im Frühlingsanfang vorigen Jahres einige Tage in unserer Stadt weilte, erinnerte er sich mit seinem außergewöhnlich guten Gedächtnisse der kleinsten Geschehnisse. Ich selbst war einmal Zeuge zweier kleinen charakteristischen Liliencron-Episoden. Auf seinen Streifzügen (im November 1905 weilte er acht Tage bei uns) in der Stadt besuchte er mich eines Morgens in meinem Geschäftslokal. Ich stellte ihm meine Mit arbeiter vor; als er vor meinem alten Prokuristen stand, sah er diesem einen Augenblick in die Augen, dai^n reichte er ihm die Hand, schüttelte sie nach seiner herzhaften Art kräftig und sagte: »Sie haben mir hier an dieser Stelle vor 30 Jahren den Heine verkauft!« Noch drastischer gestaltete sich einen Augenblick nachher folgendes: Der Diener einer hiesigen Familie war eingetreten, erblickte Liliencron und blieb in strammer Haltung stehen. Einen Augenblick Schweigens, da stürzt Liliencron vor: »Sie sind's wirk lich, mein lieber . . .« (Der Name ist mir entfallen.) Der frei herrliche Hauptmann vergas; vor Freuden seinen militärischen Rang, ergriff hastig die Hand des Bedienten und legte seine Linke auf dessen Schulter. Es war ein ergreifender Augenblick für uns Umstehende, zu sehen, mit welchem Stolz auf seinen ehemaligen Untergebenen und Kriegskameraden der Dichter erfüllt war und wie groß seine Freude über das unverhoffte Wiedersehen nach dreißig Jahren. Bei seinem letzten Aufenthalt bei uns im Vorjahre hatten wir eine Automobilsahrt in den Taunus unternommen. Es ent ging ihm nicht die kleinste Naturschönheit, trotz der rasenden Fahr geschwindigkeit. Am Schloß Friedrichshof stieg er selbst aus, schaute durch das Einfahrtstorgitter in den Park und begeisterte sich in lauten Rufen. Und dann ging's in sausender Fahrt durch den Wald, Oberursel zu. Da stellte der Lenker und Besitzer des Kraftwagens aus Übermut oder guter Laune Kurzsch uß ein Ein Geknatter schallte durch die Luft, als ob ein Gewehrfeuer in un mittelbarer Nähe statthabe. Und mitten in dem rasenden Tempo sprang Liliencron von seinem Sitz auf und rief: »Das ist ja wie bei Gravelotte, wunderbar, wunderbar!« Er wollte sich kaum beruhigen, und immer wieder mußte diese heillosen Lärm verursachende Prozedur, die sich in dem dichtbestandenen Gebirgs- wald besonders laut ausnahm, wiederholt werden. Damals war es auch, daß er seinen letzten Lieblingswunsch äußerte: einmal den Seinen noch die Schlachtfelder zeigen zu können, wo er gegen den Feind gekämpft, wo er für das Vater land geblutet habe wenn ihm — der niemals mit Glücks gütern gesegnet war — einmal aus seinem letzten Buche die Ernte es erlaube, sich und den Seinen diese Freude zu bereiten. Es ist wie ein Schicksal: der Wunsch ging ihm in Erfüllung. Wohl hat ihm sein Verleger ein ausreichendes Sümmchen über- »ANes geben die Götter, die unendlichen Ihren Lieblingen ganz, Alle Freuden, die unendlichen, Alle Schmerzen, die unendlichen, ganz.« Die Liebe, die Sorge für die Seinen gab ihm den Tod. Man muß annehmen, daß der Dichter, der, nie krank, ein Bild der Kraft war, durch das schreckliche Unwetter auf der Reise den Krankheitskeim erhielt, der nun jählings seinem Leben das Ziel setzte. Liliencron hat zumal in den letzten Jahren oft genug an den Tod als Erlöser gedacht; nicht, daß er sich feige dem sich oft beängstigend häufenden Ungemach und Dichterschicksal gern entzogen hätte — auch er hat es oft ironisch, oft in seiner ganzen Härte ausgesprochen, daß er erst nach berühmten Mustern lange tot sein müsse, um von dem »lieben teutschen Publikum« ge- das Leben, das Arbeiten verbittert durch die zahllosen Heim suchungen, durch lästige Besuche und vor allem die unheimlich umfangreiche Briefpost, die er jeden Tag durchzuarbeiten hatte. »Ich hatte«, schreibt er am 22. April 1908, »am 2. Ostertage nicht weniger als 31 (einunddreißig!) Briefe, die, alle, von mir irgend eine literarische Gefälligkeit haben wollten. Da Hab' ich endlich mal den ganzen Krempel in rasender Wut zusammen- geknäult und vor die Füße geworfen und zertrampelt . . .« Ein Jahr vorher schrieb er einmal, als er in der Arbeit seines Romans durch die Störungen sehr aufgehalten wurde: »Wo sind die Ritter, die mich auf eine Wartburg entführen!!! Wo ich ein Jahr wie verstorben leben könnte!« Oder kurz vorher (er hatte 83 Briefe bekommen!): »Nachbar, Euren Revolver!« Am 8. April 1907 schreibt er auf den Vorschlag, die Korre spondenzen nicht mehr zu beantworten oder kategorisch zu ver- fahren (wie er es daraufhin tat, durch Versendung der bekannten gedruckten Ablehnungskarte!): »Aber selbst meine Brutalität: nicht zu antworten, hilft nichts. So sehen Sie hier das vielleicht einzig dastehende Beispiel, daß ein Dichter von seinem eigenen Volk gehindert wird, für sich zu arbeiten!« Detlev v. Liliencrons Lebenswerk ist schon zu seinen Leb zeiten abgerundet und vollkommen gewesen. Nachdem im Vor jahre sein letzter Roman »Leben und Lüge« die verschieden artigsten Meinungen erregte (das Buch wird jetzt sicherlich besser verstanden werden, wo über den Dichter so mancherlei bekannt werden wird, worüber er bescheiden schwieg!), war es für alle Eingeweihten zweifellos, daß der Dichter selbst nicht mehr an das Gelingen eines weiteren größeren Werkes glaubte. Aus seinem Nachlaß wünscht er einen Gedichtband, betitelt »Gute Nacht«, nach seinem Tode veröffentlicht, wie aus einem der letzten Briefe her vorgeht. Zum Schluß sei es gestattet, noch einen Vorschlag auszu sprechen: wir haben in unserer Stadt manchem Manne, ja sogar Lebenden, die kaum nennenswerte Beziehungen zu Frankfurt haben, wie Grillparzer, Anzengruber, Rosegger, Ganghofer, durch Straßenbenennungen geehrt. Detlev v. Liliencron, der Frank furt so sehr geliebt hat, — verdient er diese Ehre nicht weit eher? Vielleicht daß die verehrlichen Stadtväter sich dazu verstehen, eine der neuen Straßen in der Gegend des Palmengartens, den der Dichter stets als einen Lieblingsplatz bezeichnet, den er jedesmal durchwandert hat, nach Liliencron zu benennen? Karl Schulz-Euler. * Hermann Bek-Gran -j-. — Einer der hervorragendsten Künstler in Schrift und Buchschmuck, Professor Hermann Bek- Gran, Lehrer an der Kunstgewerbeschule in Nürnberg (geboren 20- September 1869 in Mainz), ist am 9 Juli in Nürnberg im Alter von 39 Jahren gestorben. Von ihm stammt die von der Schriftgießerei D. Stempel in Frankfurt a. M. in den Handel gebrachte Charakterschrift »Bek-Gran« nebst Schmuck.