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^ 21b, 15. September 1908. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 9789 »über die lieblichen Blicke- und »norddeutsche Tanzstücke un bekannter Meister aus der Zeit von 1610—60-, die den vom Vortragenden, Professor Buchmayer, wiederaufgefundenen Lüne burger Sammlungen entnommen sind. Außerdem Stücke von Georg Böhm, Georg Philipp Telemann und I. S. Bach aus dem der Leipziger Stadtbibliothek angehörenden Andreas Bach-Buch. Das am Abend desselben Tages unter Kirchenmusikdirektor Franz Mayerhoff stattfindcnde zweite Kirchenkonzert in der Jakobikirche bringt selten gehörte Kantaten, Motetten und Orgel stücke von Bach und seinen Zeitgenossen. Das Schlußkonzert am 5. Oktober leitet der städtische Kapellmeister Professor Max Pohle: Orchesterwerke, Geigen- und Klavierkonzert, Motette und Kantate (Maffenchor). Als Solisten sind für das Fest ge wonnen: Frau Buff-Hedinger (Sopran), Frl. Agnes Leydhecker (Mezzosopran), Frau vr. Adrienne von Kraus-Osborne (Alt), Herr George A. Walter (Tenor), vr. Felix von Kraus (Baß), Professor Carl Halir (Violine), Professor Jul. Klengel (Cello), Professor Richard Buchmayer (Klavier), Professor Georg Schumann (Klavier), Herr Pfannstiehl (Orgel), Herr Freiberg (Flöte) usw. Das Festbureau hat die Hofmusikalienhandlung von C. A. Klemm in Chemnitz übernommen, an die alle Be stellungen auf Eintrittskarten zu richten sind. Ausführliche Pro gramme, die über alle Einzelheiten Auskunft geben, werden von dem Bureau kostenlos abgegeben. * Deutscher Juristentag. — Der 29. Deutsche Juristentag ist unter außergewöhnlich starker Beteiligung am 10. September in Karlsruhe (Baden) eröffnet worden. Erster allgemeiner -Österreichischer »uchbtndertag. — Die Wiener Buchbinder-Genossenschaft veranstaltete in den letzten Tagen in Wien einen Buchbindertag, der einen sehr zahlreichen Besuch aufwies. Die Hauptversammlung fand im Saale des Ntederösterreichischen Gewerbcvereines statt und wurde mit einer herzlichen Begrüßungsansprache des Präsidenten Gemeinderatcs Schlechter eröffnet. Anwesend waren Se. Exzellenz der Herr Minister für öffentliche Arbeiten vr. Geßmann, Vtzebürgermeister vr. Neumayer, LandssauSschuß Bielohlawek, als Vertreter des Handelsministeriums Genossenschafts-Instruktor vr. Fuchs. Vor Eingehen in die fachlichen Beratungen gedachte Präsident Schlechter des sechzigjährigen Regierungs-Jubiläums Sr. Majestät des Kaisers und brachte ein dreifaches, begeistert aufgenommenes Hoch auf Se. Majestät den Kaiser aus. Sodann nahm Se. Exzellenz der Herr Minister vr. Geßmann das Wort und führte u. a. auS: -Aus einer ganzen Reihe von Gründen bin ich der Einladung gefolgt, an dem ersten Verbands tage teilzunehmen. Zunächst aus einem Grunde, welcher ein rein persönlicher ist — aber solche persönlichen Gründe spielen oft eine nicht zu unterschätzende Rolle — weil ich durch eine lange Reihe von Jahren speziell mit dem Buchbindergewerbe in sehr enger Be rührung gestanden bin. Ich habe nämlich in meiner Stellung als Beamter der Universitäts-Bibliothek in Wien durch viele Jahre die Verhandlungen zu leiten gehabt, die mit der Buch bindung im Zusammenhangs standen, und habe daher die Leistungen des Gewerbes in sehr gründlicher Weise kennen zu lernen Gelegenheit gehabt. Ich kann es daher vollkommen schätzen und würdigen, wenn Sie der Anschauung sind, daß Ihr Gewerbe vielfach gerade als Kunstgewerbe zu betrachten ist und daß gerade die Zukunst des Buchbindergewerbes vielfach auch auf dem Ge biete kunstgewerblicher Produktion zu suchen sein wird.» Schließ lich dankte der Herr Minister den Mitgliedern der verschiedenen Genossenschaften für ihre Zustimmung zur Organisation und schloß seine Ausführungen mit der Versicherung, daß die Regierung, speziell auch sein Ressort, alles aufbteten werde, um die Interessen dieses Gewerbes, das ja eine bedeutende künstlerische Entwicklung speziell in Österreich erlangt habe, auch fernerhin mit allen Kräften zu unterstützen und zu fördern. (Stürmischer Beifall.) Sodann hielten Landes-Ausschuß Bielohlawek und Vize bürgermeister vr. Neumayer Begrüßungsansprachen. Zum ersten Punkte der Tagesordnung: Bildung von Buchbinder-Fach gen ossensch asten für die einzelnen Kronländer und der Handelskammerbezirke, berichtete Vorsteher-Stelloertreter Grünauer, über die Gründung eines Reichsverbandes Genossenschafts-Aus schuß Lysakowski. Uber die Abänderung der Gewerberechte der Buchbinderei gegenüber den Angriffen der Buchbinder- Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 7K. Jahrgang. druckereicn, sowie der Institute, Banken und Staatsbetriebe, die Errichtung von Fachschulen und die Schaffung eines Gewerbe beirates sprach der Präsident Genossenschafts-Vorsteher Schlechter, über die Frage der Konkurrenz durch die Straf- und Zwangs arbeitsanstalten sprach Vorsteher Rixner (Linz). Reichsrats-Abgeordneter Pabst erstattete sodann den Bericht über die Forderung nach Schaffung eines Alters- und Jn- validitäts-Versicherungsgesetzes für den Gewerbestand und schlug nach eingehender Begründung dieser Forderung nachstehende Resolution zur Annahme vor: -Der am 6. und 7. September d. I. in Wien tagende Erste österreichische Buchbindertag erkennt die Notwendigkeit einer durchgreifenden Reform der gesamten Arbeiter-Versicherung, ins besondere des Ausbaues derselben zu einer Jnvaliditäls- und Altersversicherung gern an; er verlangt aber mit Rücksicht auf die Tatsache, daß durch den immer schärfer werdenden Kon kurrenzkampf im Gewerbebetriebe die wirtschaftliche Lage der selb ständig Erwerbenden bei eintretender Arbeitsunfähigkeit mit we nigen Ausnahmen sich ebenso traurig und unhaltbar gestaltet wie bei den eigentlichen Arbeitern, daß gleichzeitig auch eine gesetz liche Alters- und Invaliditäts-Versicherung für die selbständigen Gewerbetreibenden geschaffen werde. Die Angehörigen des selbständigen Gewerbestandes müßten es als eine bittere Zurück setzung, ja geradezu als eine Entwürdigung ihrer Staatsbürger schaft betrachten, wenn sie in ihrem Alter oder im Falle ein tretender Arbeitsunfähigkeit auf die öffentliche Armenpflege an gewiesen wären, während ihre Arbeiter sich im Genüsse einer rechtmäßigen Rente befinden. Der Erste österreichische Buch bindertag richtet daher an die gesetzgebenden Faktoren, an die hohe Regierung und den hohen Reichsrat die begründete Forderung, die Jnvaliditäts- und Altersversicherung im Ge setzeswege nicht bloß für die Arbeiter, sondern gleichzeitig auch für die selbständigen Gewerbetreibenden einzusühren.» Alle vorgeschlagenen Resolutionen wurden einstimmig zum Beschlüsse erhoben. Mit den üblichen Dankesansprachen fand der Erste allgemeine österreichische Buchbindertag seinen Abschluß. (Wiener Zeitung.) * I« Österreich Verbote«. — Das Amtsblatt zur Wiener Zeitung (Nr. 210 vom 12. September 1908) gibt folgendes Er kenntnis bekannt: Im Namen Seiner Majestät des Kaisers! Das k. k. Landes gericht Wien als Prcßgericht hat mit dem Erkenntnisse vom 9. September 1908, Pr. XXXV 217/8/3, auf Antrag der k. k. Staats anwaltschaft erkannt, daß die in der Nummer 23 der periodischen Druckschrift: -Simplicissimus-, 13.Jahrgang, vom 7. September 1908 auf Seite 387 befindliche Abbildung mit der Überschrift: -Gesegnete Mahlzeit!» samt dem begleitenden Text das Verbrechen nach Z 63 des Strafgesetzes begründe, und es wird nach 8 493 der Strafprozeßordnung das Verbot der Weiterverbreitung dieser Druckschrift ausgesprochen, die von der k. k. Staatsanwaltschaft verfügte Beschlagnahme nach 8 489 der Strafprozeßordnung be stätigt und nach Z 37 des Preßgesetzes auf die Vernichtung der saisierten Exemplare erkannt. Wien, am 9. September 1908. «roß« japanische Ausstellung 1« Tokio. (Vgl. Nr. 202 d. Bl.) — Laut einer Mitteilung der japanischen Gesandtschaft ist die in Tokio für das Jahr 19l2 geplante große japanische Aus stellung durch Beschluß der Regierung auf das Jahr 1917 ver schoben worden. Als Hauptgrund für die Verschiebung wird er wähnt, daß die Zeit bis zum Jahre 1912 nicht ausreichen würde, um die zahlreichen Vorbereitungsarbetten, die den Erfolg des Unternehmens sichern sollen, zu Ende zu führen und anderseits die für die Bequemlichkeit der zu erwartenden Ausstellungs- besucher wünschenswerten Anordnungen zu treffen. (Schweizerisches Handelsamtsblatt.) » Post-ÄberWeisungS» und -Scheckverkehr. — Der Post- überweisungs- und -Scheckverkehr, wie er im Reichspostgebiete am 1. Januar 1909 eröffnet werden wird, soll auch in Bayern und in Württemberg eingeführt werden; doch ist es nicht sicher, ob die Einführung dort gleichfalls am 1. Januar 1909 erfolgt. Das Postscheckamt in Leipzig, das am 1. Januar 1909 für 1279