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140. 19. Juni 1908. Nichtamtlicher Teil. «örlrlMlllld. Dychn. üuchdandkl. 6763 Besuch der französischen Berufsangehörigen die bestehenden Bande gemeinschaftlicher Arbeit noch enger knüpfen und fördern! Redner charakterisierte dann kurz die Aufgabe des Deutschen Buch gewerbevereins. Wie dieser als vornehmstes Ziel die technische und künstlerische Förderung des gesamten Buchgewerbes, also des Buchhandels und der Druckindustrie, verfolge, so erstrebe er als ein weiteres, Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu gemeinsamem Lernen zu vereinigen und jedes graphische Gewerbe in seinem Hause zum Worte kommen zu lassen. Möchten die Herren selbst prüfen, ob der Verein, der eine wichtige Ergänzung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler und des Deutschen Buchdruckeroeretns bilde, und seine Einrichtungen ihren Besuch verdienen! Namens des »Deutschen Buchdruckervereins- hieß dann noch dessen Vorsitzender Herr Wilhelm Bär die Gäste in Leipzig willkommen. Gleichzeitig mit der Freude über den Besuch gab er seinem Bedauern Ausdruck, daß der Vorstand des Vereins zum Verbandstag nach Posen abberufen werde. Die Reden waren von den Gästen mit Beifall ausgenommen worden. Vor dem Rundgang wurde von der bekannten graphi schen Kunstanstalt Dr. Trenkler L Co. eine photographische Auf nahme gemacht. Dann wurden alle die einzelnen interessanten Abteilungen des Hauses besichtigt, und die Herren waren hoch befriedigt von der im Hause vertretenen vielseitigen graphischen Kunst. Noch am Vormittag statteten die Gäste der Großbuchbinderei von E. A. Enders in der Salomonstraße einen Besuch ab. Sie wurden hier von dem Inhaber der Firma, Herrn Max Enders, empfangen und nach kurzer Begrüßung auf die Bedeutung und Leistungsfähigkeit des Hauses aufmerksam gemacht. In mehreren Gruppen wurden die Gäste dann durch die einzelnen Abteilungen des Großbetriebes geführt, wo sie für alles, was ihnen oorgeführt wurde, viel Interesse bekundeten. Sie verab schiedeten sich vom Besitzer mit dem Bemerken, daß das, was sie gesehen, ihre Erwartungen weit übertroffen habe. Der Nachmittag galt dem Besuch der Maschinenfabrik von Karl Krause in der Zweinaundorfer Straße. Hier wurden die Gäste in Vertretung des Chefs Herrn Kommerzienrat Heinrich Biagosch, der Anfang nächster Woche von seiner siebenmonatigen Weltreise zurückkehrt, von dessen ältestem Sohn, Herrn Karl Biagosch, sowie von den Prokuristen der Firma begrüßt. Die genannten Herren, sowie verschiedene der französischen Sprache vollkommen mächtige Ingenieure übernahmen die Führung. Besonderes Interesse erregten die Magazine und die ausgedehnten Montage räume, in letzteren speziell einige neue Kalander, neue große Prägepressen und Beschneidemaschinen, darunter der neue doppelte Dreischneider und die Rapid-Beschncidemaschine. Die große Maschinenhalle und alle Nebenräume, sowie auch die Wohlfahrts einrichtungen, vor allem das in der Einrichtung begriffene Schwimmbad und schließlich das neue Kesselhaus wurden besichtigt. Am Spätnachmittag besuchten die Herren Franzosen das neue Rat haus. Hier führte die Gäste das Stadtratsmitglied Herr Kaiserl. Wirkl. Geh. Legationsrat I)r. Göhring. * »uchhäudlerverband für das Königreich Lachsen. — Hierdurch sei auf die im amtlichen Teil der heutigen Nummer <S. 67S4) befindliche Einladung des Buchhändler-Verbandes für das Königreich Sachsen zu der am 5. Juli ^/,11 Uhr in Dresden, Hotel Bristol, stattfindenden ordentlichen Hauptversammlung noch mals aufmerksam gemacht. Für den Sonnabend den 4. Juli nachmittags 3 Uhr ist bereits ein gemeinsamer Besuch der Großen Kunstausstellung geplant (Karten zum ermäßigten Preise von SO besorgt Emil Weise's Buchhandlung, Waisenhausstraße 27), und abends schließt sich ein gemütlicher Bierabend an. Der Fest ausschuß, der auch für Sonntag nach der Hauptversammlung und dem Festessen noch allerlei vorbereitet hat, darf somit wohl auf recht regen Besuch rechnen. Handel mit Bayreuther BilletS. — Über die Mißstände, die sich vielen Buch- und Musikalienhandlungen bei der Be sorgung von Billets zu den Bayreuther Festspielen schon be merkbar gemacht haben, läßt sich das »Leipziger Tageblatt- aus Bayreuth schreiben: -Festspiele ausoerkauft-, dieses Plakat fällt dem Besucher des Städtchens, das das deutsche Nationaltheater besitzt, in die Augen. Wie gewöhnlich sind sämtliche zwanzig Festvorstellungen, die vom 22. Juli bis zum 20. August stattfinden, vollständig ausverkauft. In den Programmen sind die angekündigten Festspiel-Aufführungen rot durchstrichen, das besagt dem Bayreuthkundigen, daß Billets nicht mehr zu haben sind. Wer einmal hinter die Kulissen des Billethandels in Bayreuth gesehen hat, weiß es besser. Dieses Geschäft wird von den gewiegtesten Vertretern der Billethändlerzunft mit geradezu verblüffender Diplomatie ausgeübt. Die Zunft kauft einen großen Teil der Festspielbillets an, meist den Rest, der für die betreffende Aufführung noch vorhanden ist. Sobald Bayreuth das Signal: -Ausoerkauft- ausgibt, tritt die internationale Händlerzunft in Aktion. In der ganzen Welt wird ein schwunghafter Handel mit Bayreuther Fcstspielkarten getrieben. Da die Amerikaner und Engländer, die sich nicht rechtzeitig um ihre Festspielkarten gekümmert haben, gern jeden Preis dafür zahlen, kommen die Händler auch stets auf ihre Kosten. Es ist z. B. absolut keine Seltenheit, daß ein Billet zu »Parzisal», das ursprünglich 20 ^ kostete, für den zehnfachen Preis und darüber verkauft wird. Um den Handel unmöglich zu machen, hat die Festspielleitung bereits alles mögliche getan. Es nützt jedoch wenig, da die Billets von harmlosen Privatleuten, allerdings im Austrage der Händler, er> standen werden. Die Kontrolle ist von der Festspielleitung in diesem Jahre bedeutend verschärft worden. Trotzdem blüht in den Spalten der Tageszeitungen der Billethandel wie nie, und die Festspiele sind ausoerkauft! Geschäftsverkauf. — Ein Handelsbrauch, daß der Verkäufer verpflichtet ist, bei Übergabe eines verkauften Geschäfts ein Ver zeichnis des Inventars, der Warenvorräte und der Außenstände dem Käufer zu übergeben, mindestens aber gemeinsam mit dem Käufer die Bestände und das Inventar festzustellen, besteht nicht. Wenn sich jedoch der Kaufpreis nach dem Rechnungswert der Warenvorräte richtet, ist dem Käufer eine genaue Spezifikation der Waren zu übergeben. (Gutachten der Berliner Handelskammer.) Nachnahmepakete nach Rußland. — Vom 1. August ab können Pakete jeder Art zwischen Deutschland und Rußland mit Nachnahme bis 800 (in Rußland 400 Rubel) belastet werden. Die näheren Bedingungen für den neuen Dienst werden vom Reichs-Postamt später bekannt gegeben werden. * Zeitungsjubiläum. — Die Hallesche Zeitung, Landes zeitung für die Provinz Sachsen, für Anhalt und Thüringen, im Ver- läge der Firma Otto Thiele, Halle a/S., begeht am 25. Juni d. I. die Feier ihres zweihundertjährigen Bestehens. Das Blatt erschien im Anfang in dem damals üblichen kleinen Quartformat, wovon uns eine Reproduktion vorliegt. Seit einer Reihe von Jahren erscheint die Zeitung täglich zweimal; sie ist weit über die Grenzen ihres Bezirkes hinaus bekannt und seit vielen Jahrzehnten eins der bestangesehenen Blätter des Reiches. Fast sämtliche Jahrgänge der Halleschen Zeitung von der ersten Nummer an sind erhalten. Schon die ersten Bände stellen u. a. eine interessante geschichtliche Chronik dar, um so mehr, als die Gründungszeit des Blattes eine kriegerische war. Zu dem Jubiläum wird eine wissen schaftlich bearbeitete, etwa 12 Bogen starke Festschrift heraus gegeben, die für das Zeitungswesen Deutschlands wertvolle Bei träge enthält. Schwede« auf dem Internationale« Berlegerkongretz zu Madrid. (Vgl. Börsenbl. Nr. 16, 31. 48, 118, 126, 129, 131 und 132.) — Herr Verlagsbuchhändler Isidor Bonnier (Herausgeber von Lvsvslr bolrbanäslstiävivA) hat sich gegenüber einem Mit arbeiter von »Lrsvsira DaZbl.- über seine Eindrücke vom Madrider Kongreß, an dem er teilnahm, ausgesprochen. (Ferner sind aus Schweden die Verlags-Buchhändler Wahlström und Bohlin in Madrid gewesen.) Er erinnerte daran, daß in Schweden für das Urheberrecht schon eine Schutzdauer von SO Jahren nach dem Tode des Verfassers bestehe, wofür sich auch der Kongreß trotz Deutsch lands Einspruch, das nur 30 Jahre Schutzdauer wünschte, aussprach. Ferner hob Bonnier besonders hervor, mit welchem Beifall sein Vorschlag bezüglich Artikel 3 der Berner Konvention ausgenommen worden sei. Bereits vor 680'