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^ 229. 1. Oktober 1907. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Luchhanb-l. 9901 waren die Ergebnisse sehr zufriedenstellend. Die Frequenzziffer stieg wiederum beträchtlich an. Die Besucher rekrutierten sich aus allen Kreisen der Einwohnerschaft; ein besonders starkes Kon tingent von ständigen Gästen stellten Universität und Polytech nikum. Der Bestand umfaßt heute gegen 6100 Katalognummern — es sind also im Verlauf der zwei Lebensjahre, die das Institut zählt, an 4000 htnzugekommen. Für den nächsten Winter steht ein weiterer, nicht unbeträchtlicher Zuwachs in Aussicht. Durch Neu erwerbungen und Schenkungen sind jetzt die meisten Lücken aus- gesüllt; insbesondere haben die Abteilungen für Partituren, für biographische Literatur und für Kammermusik ansehnliche Ver stärkungen erfahren. Im verflossenen Arbeitsjahre — vom Ende Oktober 1906 bis Mitte Juli 1907 — sind 3747 Ausleihungen erfolgt. Davon ent fielen auf Richard Wagner 608, auf Beethoven 302, auf Mozart 234, auf Haydn 113. Weber, Schubert, Schumann, Liszt be haupteten sich mit guten Durchschnittsziffern. Für die italieni schen Komvonisten gab sich ein größeres Interesse kund als für die französischen. Von den Werken lebender deutscher Tonsetzer wurden am meisten umworben: Kloses -Jlsebill-, die -Jng- welde- unseres Schillings, die -Salome- von Richard Strauß und Pfitzners -Rose vom Liebesgarten-. Symphonien, sym- l phänische Dichtungen und Ouvertüren, die in den Volks, Swmphoniekonzerten zur Aufführung gelangten, wurden in Par teuren, wie in zwei- und vierhändigen Übertragungen für Klavier viel begehrt, so daß sich eine erfreuliche Wechselwirkung estrcnncn ließ. Werke für Violine, für Blasinstrumente, Kammer- nriusik in Stimmen zirkulierten Heuer in weitaus höherer Zahl «ils im Vorjahre, was auf ein begrüßenswertes Wiedererstarken tzuter Hausmusik gegenüber der lange bestandenen Vorherrschaft lves öden, einseitigen, Geschmack und Gehör verderbenden Klavier, rrommelns hindeutet. Auf dem Gebiet der Gesangslyrik waren ^Schubert und Hugo Wolf die ausgesprochenen Lieblinge der Be sicher der Bibliothek. Nächst diesen Meistern kamen als Lieder kjomponisten unter den Wiener Klassikern und den Romantikern hauptsächlich Beethoven, unter den Neueren R. Strauß, Pfitzner ycnd Thuille zu Ehren. l Zum Teil sehr wertvolle Gaben an Musikalicn und Büchern ^ wurden der Bibliothek in diesem Jahre gespendet durch Professor Beer - Walbrunn, Max Brockhaus (Musikverlag, Leipzig), Ge schwister Gocring, Grüninger (Verlag, Stuttgart), Freiherrn von Kaskel, Fräulein Kraepelin (Hamburg), 2r. Landshoff, Frei herrn von Menst, Frau Generalintendant Freifrau von Perfall, Max Reger, Professor Schillings, Schuster L Loeffler (Verlag, Berlin), Direktor Felix von Weingartner. Das Bibliothekslokal in der Amalienschule wurde dank der Fürsprache der Herren Bürgermeister vr. v. Borschl und Stadtschulrat vr. Kerschensteiner auch Heuer wieder kostenfrei zur Verfügung gestellt. Ebenso hat der -Verein für volkstümliche Kunstpflege» das Unternehmen auch in diesem Jahre durch einen Beitrag unterstützt. Die Verwaltung des Instituts wurde unter Leitung von Or. Paul Marsop geführt von den Herren Lehrern Hörmann, Breg, Gnadler, Mayer, sowie von Herrn Verlagsbuchhändler Gg. Müller und Herrn Eduard Thuille. *Geschäfts-Jubilär«. — Der heutige 1. Oktober ist für eine Reihe von geachteten Handlungen ein ehrenvoller Gedenktag. Das Jubiläum 75jährigen Bestehens feiert heute die ange sehene Kunsthandlung Hermann Vogel in Leipzig. Das Ge schäft ist aus der Firma Rudolf Weigels Buch- und Kunsthand lung erwachsen. Als deren Gründungstag ist im Offiziellen Buchhändler-Adreßbuch zwar der 1. Juni 1832 angegeben; doch ist es den Nachforschungen des jetzigen Firma-Inhabers beim Leipziger Amtsgericht nicht gelungen, diese Angabe als zu treffend nachzuweisen. Dagegen findet sich in seinem Besitz ein Mietsvertrag vom 1. Oktober 1832 für Räumlichkeiten im Hause Grimmaische Gasse Nr. 578, in denen Rudolf Weigel sein Geschäft eröffnet«. So ist denn auch die Jubiläumsfeier auf die heutige fünfundsiebzigste Wiederkehr dieses Tages gelegt worden, ^m Jahre 1835 wurde das Geschäft nach Auerbachs Hof verlegt, später dann nach dem Eckhause Königsstraße und Roßplatz und am 1. April 1879 mit Eröffnung des Kunstsortiments nach dem Hause Goethestraße 2 am AugustuSplatz, wo es einen besonders lebhaften Aufschwung genommen, sich räumlich ausgedehnt hat und noch heute befindet. — Hermann Vogel, der der Firma den Börsenblatt sür den Deutschen Buchhandel. 74. Jahrgang. Namen gegeben hat, übernahm am 1. Juli 1870 das 1832 gegründete Kommissionsgeschäft Rudolf Weigels und erweiterte dieses, seinen künstlerischen Neigungen folgend und gestützt auf tüchtige Fachkenntnisse, alsbald durch Hinzufügung eines Kunst verlags, dem er durch Erwerb einer Reihe von Pracht- und Mappenwerken aus dem Verlage von Julius Buddeus in Düffel dorf eine solide Grundlage schuf und dessen Bestand er mit Geschick zu vermehren sich angelegen sein ließ. Von hervorragenden Künstlern, die er in seinem Verlage vereinigte, seien hier nur die Namen Camphausen, Rethel, Ludwig Richter, Scheuren, Achenbach, Hasenclever, Genelli, Schwanthaler, Schwerdgeburth, Sonderland, I. E. Wessely, Rembrandt, Albrecht Dürer genannt. Am 1. April 1879 eröffnete er neben dem Verlag ein Kunst sortiment und hat auch dieses durch seine ausgesprochene Be fähigung für den Kunsthandel, seine unermüdliche Arbeit und den Zauber seiner liebenswürdigen Persönlichkeit zu schöner Blüte entwickelt. Daß er jahrzehntelang auch der schwierigen Auf gabe gedient hat, die Neuigkeiten des Kunsthandels im Börsen blatt zu verzeichnen, ist dem Buchhandel bekannt und sei ihm (wie auch seinem Sohne und Nachfolger) dankbar bezeugt. Er starb achtzigjährig am 21. November 1904. Das Geschäft ging an seine Kinder über, zwei Söhne und eine Tochter, von denen Herr Georg Rudolf Vogel allein zur Vertretung berechtigt ist. — Auf eine fünfzigjährige, sehr erfolgreiche Selbständigkeit im Beruf darf heute Herr Salomon Zickel (New Jork) zurück blicken, der seit einigen Jahren in Dresden-Blasewitz wohnt, der weiteren persönlichen Pflege seines deutsch-amerikanischen Verlags gewidmet, nachdem er am 1. Januar 1905 sein New Uorker buch händlerisches Importgeschäft an die dortige Ivtsrog.tiooal Nsrvs Oowpavzs verkauft hat. Er begann seine Selbständigkeit als Verleger und eröffnete seine New Dorker Verlagsbuchhand lung in bescheidenen, vorsichtigen Anfängen am 1. Oktober 1857 unter der im deutschen Buchhandel heute bestens be kannten und hochangesehenen Firma S. Zickel, trat aber erst, und zwar unter Erweiterung seines Geschäftsbetriebs durch Sortiment, am 15. Oktober 1865 mit dem deutschen Buch handel in direkten Verkehr. Zu wie bedeutendem Aufschwünge er im Laufe der Jahrzehnte seine Handlung geführt, in wie aneikennens- und dankenswertem Umfange er der Verbreitung deutscher Literatur in Amerika gedient hat und welcher großen geschäftlichen und kulturellen Erfolge er sich rühmen darf, ist den Fachgenossen bekannt, die mit ihm dieses letzte halbe Jahrhundert im Berufe durchlebt haben. In seinem Verlage erscheinen seit 1857 in jährlicher Fortsetzung das Familien-Unterhaltungsblatt -Nooellenschatz-, seit 1865 -S.Zickels illustrierter deutscher Familien- Kalender-, seit 1872 »S. Zickels deutsch-amerikanische Familien blätter-. Zahlreiche Kunstblätter, -S. Zickels deutsch-amerikanisches Handlexikon- (2 Bände) und manches andere gediegne Werk ver vollständigen den Verlag, an dessen inhaltlicher Gestaltung der heutige Jubilar in demselben Grade beteiligt ist, wie an der technischen Herstellung und dem verlegerischen Vertriebe. — Gleichfalls 50 Jahre vollenden sich heute seit Bestehen der angesehenen Sortimentsbuchhandlung Georg L Co. in Genf, deren Gründer, der hochbetagte, im deutschen und schweizerischen Buchhandel allgemein verehrte Herr Heinrich Georg in Basel, noch heute ihr Mitinhaber ist. Herr Heinrich Georg, der in Basel am 1. Januar 1854 sein Sortiment, am 1. Oktober 1855 eine Verlagsbuchhandlung gegründet hatte, eröffnete neben diesen beiden Geschäften am 1. Oktober 1857 ein Sortiment in Genf unter der Firma H. Georg's Sortiments-Buch- und Kunst handlung. Im April 1861 wurde ihm vom -Institut- in Genf der Vertrieb der von diesem hcrausgegebenen »Llsmoires» und »Lallotins« übertragen und der Titel -lübrairs äs 1'1v8titut cks dsvsvv- erteilt. 1894 wurde der Wortlaut der Firma geändert in: Georg L Co., nach dem der bisherige Geschästsleiter Herr W. Kündig als Gesellschafter eingetreten war. Dieser schied indessen Ende 1899 wieder aus der Gesellschaft aus; an seine Stelle trat der Sohn des Gründers und Mitinhaber des Baseler Geschäfts Herr William Georg als Teilhaber. Leiter der Handlung ist seit Oktober 1899 Herr Henri Benoit. Nach dem vorzeitigen Ableben William Georgs, der, 47 Jahre alt, am 2. November 1903 einem schweren Leiden erlag, ist (wie in Basel) seine Witwe, Frau Adsle Georg, Tetlhaberin der Firma. 1290