8300 Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. ^ 197. 24. August 1907. Zur Einführung. Wir erlauben uns, dem deutschen Buchhandel ergebenst anzuzeigen, daß wir nun mehr mit unserm ersten Werk hervortreten werden, nachdem dies bereits seit 2 Jahren vorbereitet worden ist. Der literarische Sachverhalt und unsere Ausgabe. Die populärste deutsche Märchensammlung, die sogen. „Kinder- und Haus- märchen der Brüder Grimm", sind zum letzten Male als Ausgabe letzter Land von den Brüdern Grimm im Jahre 1857 noch selbst heraus gegeben worden. Dann nahm der Tod ihnen die Feder aus der Land. Nach dieser letzten Originalausgabe ist — abgesehen von einer ganz unbekannten und zur weiteren Verbreitung ungeeigneten „Bibliotheksausgabe" — keine einzige mehr erschienen, die den Anspruch erheben könnte, eine den alten Originalaus gaben gleichwertige Darbietung der Grimmschen Märchen zu bieten, obwohl diese längst ein klassischer Bestand unserer Literatur geworden sind. Man hat die Märchen entstellt, verzettelt, „bearbeitet", ausgewählt; man hat sie mit albernen, süßlichen Bildern angerichtet (von rühmlichen Ausnahmen abgesehen) — kurz, es war keine saubere Ausgabe mehr da, die zugleich ästhetischen und wissen schaftlichen Ansprüchen genügen konnte. Dem Mangel Hilst die vorliegende Ausgabe ab. Sie ist vollständig: sie bringt alle Kinder- und Lausmärchen. Sie ist genau nach der Ausgabe letzter Land gearbeitet und wird sür den Germanisten so gut wie sür die Familienbücherei sein. Der Lerausgeber ist vr. Robert Riemann. Sie ist illustriert von Dttv Mbelvhde, auf den der Gesamtplan dieser Monumentalausgabe zurückgeht. Abbelohde hat es seit langen Jahren als sein Lebenswerk betrachtet, die Grimmschen Märchen mit würdigen Illustrationen zu schmücken. Aus dieser Arbeit sind eine Fülle kostbarer, den Märchen ebenbürtiger Bilder entstanden, die zu dem Besten gehören, was an Buch schmuck auszuweisen ist. Dem enspricht die vornehme Ausstattung: sämtliche Märchen sind in großer Mainzer Fraktur gedruckt (Cicero). Damit übergeben wir denn dem Buchhandel ein Werk, das fortan ein Stand werk für das Zahresgeschäft, besonders aber zu Weihnachten sein wird. Die Bezugsbedingungen haben wir so lohnend gestaltet, daß Sie, nach einem Wort Wellmanns aus den „Mitteilungen", Ihr „literarisches Gewissen mit dem kaufmännischen in Einklang bringen" könneiü