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130, 7. Juni 1907. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 5809 launiger Rede die Verdienste des Kommerzialrats Müller bei der Beratung des Bücherzolls und sein energisches Eintreten für die Herabsetzung der Telephongebühren. Er erhob sein Glas auf den Börsenverein der Deutschen Buch händler und auf den Verein der österreichisch-ungarischen Buchhändler. Konsulent Junker erhob sein Glas auf die österreichische Presse. Er erinnerte daran, daß im Jahre 1788 und im Jahre 1848 die Kolportage frei gewesen sei; er sprach die Hoffnung aus, daß auch im Jahre 1908, wenn sich aber mals der sechzigjährige Turnus beende, ein neues Preß- gesetz eine weitere Enfaltung der österreichischen Presse ermöglichen werde. Herr Dachauer toastete auf die Damen. Herr kaiserlicher Rat Gubrynowcz brachte ein Hoch dem Wiener Buchhandel. Herr Oberkommissär vr. Hecke pries die Wechselwirkung der Zentren des deutschen Buchhandels Leipzig und Wien. Während des Banketts wurden das Album der Stadt Wien und Zieglers Stimmungsbilder, welche durch Ver mittlung des Herrn Wiedling von der Stadt Wien gespendet worden waren, dann eine Serie wunderhübscher illustrierter Postkarten, die Herr Philipp, der Herausgeber der österreichischen illustrierten Zeitung gewidmet hatte, sowie ein Kalender für das Jahr 1908 der Firma Carl Fromme verteilt. Dieser Kalender enthält das Bild Johann Thomas von Trattners, dessen Befugnis, die ihm im Jahre 1752 von Maria Theresia verliehen wurde, den Ursprung der Konzession der Firma Carl Fromme bildet. Nachdem Herr Deuticke den Spendern dieser Geschenke gedankt hatte, wurde noch eine Reihe weiterer Toaste ausgebracht, von denen insbesondre der des Herrn Feiler auf Frau Deuticke, sowie die von Herrn Fep-Felber ge sprochenen Worte lebhaften Beifall fanden. Nach Mitternacht schloß die schöne Feier. Die Festrede ist in erweiterter Form als Festschrift erschienen. Diese ist auf besonders starkem, von der »Schlöglmühlr eigens Hergestelltein Büttenpapier von der Firma Christof Reißers Söhne in Wien gedruckt worden und bildet in ihrem eleganten, vom Architekten Urban ent worfenen Umschlag ein Prachtstück moderner Buchtechnik. Kleine Mitteilungen. Schweizerisches Vereinssortiment in Olten. Jubiläum. — Am 3. d. M. konnte das Schweizerische Vereinssorti ment in Olten unter Teilnahme der an demselben Tage in Olten zur Generalversammlung vereinigten Mitglieder des Schwei zerischen Buchhändlervereins das Fest seines fünfundzwanzigjährigen Bestehens feiern. Vor wenigen Tagen ist uns der 2b. Jahresbericht über das Geschäftsjahr 1906/07 (I.März bis 28. Februar) zugekommen, der nicht nur geschäftlich wieder ein erfreuliches Bild gibt, sondern auch durch einen ausführlichen Bericht des Herrn Alexander Francke (Bern): -Die Anfänge des Schweizerischen Vereinssorti- ments-, auch durch Ansichten des Geschäftshauses und durch zwei lehr reiche tabellarische Übersichten sich zur Festschrift gestaltet. Die Lektüre dieser Festschrift darf eindringlich empfohlen werden, der außer ordentlich lehrreiche Entwicklungsgang dieses Vereinssortiments verdient die regste Aufmerksamkeit aller Kollegen im Sortiment wie im Verlag. Wir entnehmen ihr vorläufig folgende Angaben: Das Ergebnis der ersten beiden Jahre 1882 und 1883 war je ein Verlust von 835 bezw. 3572 Fr. Aber schon im dritten Jahre (1884) ergab sich ein Gewinn von 2063 Fr. 1885 brachte zwar einen Rückschlag mit nur 901 Fr. Gewinn, aber schon mit 1886 setzen höhere Gewinnziffern ein, freilich auch mit einigen be deutenden Schwankungen. Nachfolgend seien die weiteren Jahresgewinnsummen verzeichnet: 1886: 5300 Fr. — 1887: 5091 Fr. — 1888: 4648 Fr. — 1889: 4405 Fr. — 1890: 8029 Fr. — 1891: 5749 Fr. — 1892: 3444 Fr. — 1893: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 74. Jahrgang. 846 Fr. — 1894: 576 Fr. — 1895: 3649 Fr. — 1896: 5888 Fr. — 1897: 8494 Fr. — 1898: 8377 Fr. — 1899: 3373 Fr. — 1900: 4111 Fr. — 1901: 3749 Fr. — 1902: 5926 Fr. — 1903: 8012 Fr. — 1904: 8003 Fr. — 1905: 9281 Fr. — 1906: 8357 Fr. Das Betriebskapital, das im Jahre 1882 32 000 Fr. betrug, ist inzwischen auf 71000 Fr. gewachsen, der Reservefonds von 0 auf 34566 Fr., der Absatz von 75076 Fr. auf 515638 Fr. Der Wert des Warenlagers war im Jahre 1906: 169 051 Fr. 80 Ein. fest und 75548 Fr. 55 Ein. in Kommission. Die Zahl der Mitglieder begann 1882 mit 45, die der Anteil scheine mit 69. Im Jahre 1906 waren diese Ziffern auf 91 Mit glieder und 142 Anteilscheine gestiegen. Die Gründung des Vereinssortiments namentlich die Wahl des zentral gelegenen Olten begegnete manchen Widersprüchen und vollzog sich unter großen Schwierigkeiten erst nach jahrelangen Beratungen. Herr Francke schildert diese Schwierigkeiten mit ge wohnter Anschaulichkeit und Lebendigkeit, Tatsache ist, daß das Schweizerische Vereinssortiment für den Schweizerischen Buchhandel von grundlegender Bedeutung geworden ist, und selten wohl sind anfängliche Gegner eines Unternehmens in der Folge so begeisterte Anhänger des zuerst verworfenen Planes geworden, wie es hier der Fall ist. Das kam auch beim Fest beredt zum Ausdruck. All seitig wurde anerkannt, daß der schweizerische Sortimentsbuchhandel einen nicht geringen Teil seiner Leistungsfähigkeit und seiner Blüte dem Vereinssortiment zu danken hat und daß dieses zu gleich ein starkes Band für den Zusammenhalt der schweizerischen Buchhändler bildet. Weiteres aus der Festschrift und über den Verlauf des Festes bleibe Vorbehalten. (Red.) Verein Deutscher VahnhofsbnchhLndler. — Der an erkennenswerten Teilnahme des Vereins Deutscher Bahnhofs buchhändler am Kampfe gegen den Schmutz in Wort und Bild ist hier schon mehrfach gedacht worden. Der -Germania» Nr. 126 vom 5. Juni 1907 entnehmen wir folgende Mitteilung, die die energische Verfolgung dieser Ziele erkennen läßt: (Red.) Der Verein deutscher Bahnhofsbuchhändler hat in seiner General versammlung am 15. Mai d. I. beschlossen, sich in einer Eingabe an den Eisenbahnminister zu wenden, um diesem seine Zwecke und Ziele in bezug auf die Bekämpfung sittlich anstößiger Literatur und Kunst darzulegen. Unter Hinweisung auf einen Artikel in der Germania, sowie einen solchen in der Deutschen Tages zeitung, die in der Eingabe im Wortlaut wiedergegeben werden, teilt der Verein dem Minister mit, daß seine Bemühungen bei den einzelnen Verlegern illustrierter Zeitschriften, sie möchten mit Rücksicht auf die bestehenden Vorschriften für den Bahnhofsbuch handel anstößige Bilder usw. unterlassen, gute Erfolge gezeitigt habe. Die Eingabe führt weiter aus, der Verein möchte den Eisenbahnbehörden eine Vertrauensstelle und sachverständige Aus- kunftstelle für alle in das Fach des Bahnhofsbuchhandels ein schlagenden Fragen werden und, wenn erforderlich, nach bestem Wissen fachmännische Auskünfte erteilen. Der Verein wünscht ferner, daß seine Dienste bei einem etwa beabsichtigten Verbot eines Blattes in Anspruch genommen werden möchten. Schließt z. B. der gesamte deutsche Bahnhofsbuchhandel ein Blatt zum Verkauf aus, so wird dieses Vorgehen einen Verlust für das Blatt bedeuten, wird jedoch ein Blatt seitens der Behörde auf den Bahn höfen verboten, so ist dies erfahrungsgemäß für die betreffenden Blätter bisher eine Reklame gewesen, und der Absatz des betreffen den Blattes ist namentlich durch den Straßenhandel bezw. durch die Straßenhändler, die ja oft unmittelbar vor den Bahnhöfen stehen, bedeutend gestiegen. Der Reisende aber, der vor dem Bahnhof ein im Bahnhofsgebäude selbst nicht geduldetes Blatt kauft, wird auch seinen übrigen Bedarf an Zeitungen usw. bei diesem Händler decken, wodurch dem Bahnhofsbuchhändler dann ein doppelter Ausfall erwächst. Sphymx, Verein jüngerer Wuchhändler Hamdurg- AStonas. — Die zum 1. Juli nach Hamburg-Altona kommenden Herren Kollegen wollen sich freundlichste schon jetzt um Rat und Auskunft an die »Sphynx« wenden. Wir sind gern bei Aus wahl einer Wohnung, Mittagstisch usw. behilflich. Die Vereins abende werden auch im Sommer ununterbrochen abgehalten, uvd 761