Volltext Seite (XML)
4846 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Fertige Bücher. ^ 108, II. Mai 1907. ^ ^ Kaiser Wilhelm 8 8 wohnte kürzlich bei seinem Besuch in Darmstadt in Begleitung des Großherzoglichen Paares sowie des Prinzenpaares Heinrich von Preußen der Aufführung des Schauspieles von 8 8 8 Anton Ohorn, Die Brüder von St. Bernhard Z X bei und applaudierte zum Schluß lebhaft. ^ Wir empfehlen das bereits in 8. Auflage vorliegende Werk, das schnell Repertoirestück der angesehensten V Bühnen geworden ist, sowie auch die beiden Stücke desselben Autors „Der Abt von Gt. Bernhard" und „Unlösbar" ^ ^ Ihrem fortdauernden Interesse. WH — Bestellzettel liegt dieser Nummer bei. — WH ,.Ma" veulsAtt OeHagtdcuiz. 6. m. b. ff., SeHln-ei) 8 8 Das Schicksal des russischen Priesters G. S. Petrow bildet den Stoff zahlreicher Feuilletons in- und ausländischer Blätter. Dazu dürfte es interessieren, einige Urteile über die deutsche Ausgabe seines kürzlich erschienenen Buches: Schule uncl Leben zu hören. So urteilt z. B. dim. Gymnasialdirektor Gotth. Schweder in der „Rigaschen Rundschau": „Der feingebildete Autor, der vielfach Gelegenheit gehabt hat, auch ausländische Lebensverhältnisse zu beobachten, deckt die großen Fehler des russischen Schulwesens und die daraus hervorgehenden Mißstände im sozialen Leben zwar mit rücksichtsloser Schärfe auf, er tut cs aber mit dem Ausdrucke tief empfundenen Schmerzes; er schildert in bilderreicher Sprache mit schönen Vergleichen aus dem Gebiete der Geschichte, der Literatur und Kunst nicht nur die Übelstände, er forscht den psychologischen Ursachen nach, er sucht nach Mitteln zur Abhilfe und wirbt um Mitarbeiter. Fest hofft Petrow, daß auch die hochbe gabte und begeisterungssähige russische Jugend sich durch arbeiten wird, da es an wahrhaften Helden nicht fehlt, die im Verborgenen, ohne Streben nach Anerkennung, sich den Werken der Nächstenliebe widmen. Viel verspricht er sich davon, wenn auch die Frauen als Lehrerinnen und Ärztinnen, sich selbstloser Liebesarbeit hingebend, veredelnd Mitwirken werden. Mögen diese Hoffnungen sich erfüllen! Auch der deutsche Leser wird die geistvoll entwickelten Bilder nicht ohne Befriedigung und Vorteil an sich vorüberziehen lassen. —" vr. pdil. Ernst Seraphim in der „Düna-Zeitung": Eine Sammlung von geistvollen und eindringlichen Reden, die den edlen russischen Priester G. S. Petrow zum Urheber haben, der in den letzten Jahren in immer wachsendem Maße das Inter esse nicht nur seiner eignen Landsleute, sondern auch all derer auf sich gezogen hat, die mit Anteil den inneren Kämpfen folgen, die das russische Volk heute durchleben muß. Die Ausführungen „Schule und Leben" enthalten des Wahren und Verständigen sehr viel, sie sind mit leidenschaftlicher Liebe und brennendem Herzen für Rußland geschrieben. Durch jede Zeile zittert die Erregung über die Sünden der Vergangenheit und das Elend der Gegen wart. Petrow hat den heiligen Glauben an den Sieg des Guten Roter Zettel lii Auslieferung bei Herrn E. F. Steinackcr, Leipzig. Mga. und an die Wahrheit in den Menschen. Er glaubt an die Hoch flut guter Energie, an die unbesiegbare Kraft für neue lebendige Arbeit! Wer den russischen Charakter und das heutige Rußland kennen lernen will, wird in der vorliegenden Sammlung reichliche Gelegenheit dazu finden. Die Lektüre ist leicht und anregend und die Lebhaftigkeit der Diktion sehr ansprechend. Der Leser wird reichen Ge winn aus dem Buche ziehen. „Berliner Lokalanzeiger" vom 18. April 1907: v. L. Schule und Leben von G. S. Petrow, übersetzt von A. von Mickwitz (Riga, I. Deubner). Der Name Petrow ist in letzter Zeit mehrfach genannt worden in Verbindung mit den Ver folgungen, denen der philosophische und sozialpolitische Autor in Rußland ausgesetzt war, Verfolgungen, die schließlich dahin führten, daß der Heilige Synod die liberale Idee Petrows zu ersticken trachtete, indem er ihn nach einem Kloster verbannte und ihm die schriftstellerische Tätigkeit untersagte. Wer das vorliegende Buch auch nur flüchtig durchblättert, wird sich gewiß über die Anschau ungen, daß der Liberalismus Petrows „gefährlich" sei, wundern. Die Aussätze, die in diesem Buche enthalten sind, Gedanken über die Schule, die moderne Kultur, die Bedeutung des Lebens, die weibliche Bildung usw., atmen zwar den Geist einer aufgeklärten, ungezwungenen Lebensanschauung, zeigen aber wahrlich keinen Keim von Zerstörungswut. Charakteristisch ist dafür, daß z. B. Petrow in seinem Aufsatze über die weibliche Bildung in außer ordentlich gemäßigter Weise die lernende weibliche Jugend auf das Hochverantwortliche Werk, das sie in Händen hat, aufmerksam macht und sie dringend vor jeder ungeschickten Bewegung — er meint also doch offenbar Auswüchse der Frauenbewegung —, die zu ver hängnisvollen Resultaten führen könne, warnt. Sämtliche Aufsätze tragen einen so allgemeingültigen Charakter, daß sie für Deutsch land ebenso lesenswert erscheinen. Seine Äußerungen über die Schulreform verdienen weiteste Beachtung, auch bei uns daheim. zt bei! Hochachtungsvoll I. Deubner.