9404 Fertige Bücher. ^ 252, 28. Oktober 1904. Der beste niedersächsische Roman von In dem Preisausschreiben der Hamburger Nachrichten für den besten innerhalb des niedersächsischen Kulturkreises spielenden Roman erhielt Helene Voigt-Diederichs den einzigen Preis von 3000 Mk. für ihren Roman „An der Liebe Hand" Die Preisrichter waren: Gustav Falke, Detlev von Liliencron, Fedor von Zobeltitz Gustav Falke urteilte: Die psychologisch feine und interessante Arbeit eines Dichters. Man geht auf dem etwas langen Weg der langsamen Entwicklung dieses Mädchencharakters gerne mit, wie von einer treuen und festen Land geleitet. Trotz der mit großer Zurückhaltung angebrachten Landschaftsschilderungen fühlt man sich doch immer mitten in der Landschaft; das Milieu ohne viel Kleinkram gut gelungen. Alles gut um die „Leldin" herumkomponiert. Keine wesenlosen Schatten, ohne doch aufdringlich zu werden. Detlev von Liliencron urteilte: Dieser Roman — jedenfalls von einer Frau — ist von einer wirklichen Dichterin ge schrieben. Scharf, klar, wundervoll! Viele realistische Einzelheiten, die aber nicht das Ganze über wuchern, sondern den Roman erhellen, daß man immer fröhlich atmet beim Lesen. Viel Äumor (Gottseidank)! Auch feinste Naturschilderung und Naturbeobachtung. Der Roman hat als „Äauptfigur" ein armes Landmädchen im Vordergrund. Die Schilderung, sozusagen der Aufbau des Lebens dieses Mädchens vom Schulkind bis zur Äeirat ist meisterhaft! Mit tausend feinen kleinen Zügen steht sie vor uns: daß es dem Leser eine Freude sein muß. Nichts ist zimperlich verhüllt (das Gut der Realistik) und doch liegt über dem Ganzen eine große, stille Keuschheit. Der landschaftliche Kintergrund dürfte die Küste von Eckernförde bis Flensburg sein. Viel Dialektsprache ist in diesem Roman, die nicht schadet, sondern hebt. Nochmals: Klar, aus dem „Leben" mit scharfen Messern geschnitten, erquickt mit den bunten, lachenden Blume» des Lumors. Fedor von Zobeltitz urteilte: Das am wenigsten Anziehende an diesem Roman ist sein Titel. Gottlob hat die Erzählung nichts von der Weichlichkeit dieses faden Titels. Aus mancherlei sehr feinen Beobachtungen weiblicher Eigenart scheint mir hervorzugehen, daß Verfasser eine Frau ist; dafür spricht auch die Zartheit, mit der die geschlechtlichen Probleme durchgeführt sind. Folgt genaues Eingehen auf den Inhalt, worauf der Äerr Preisrichter zum Schlüsse sagt: Ich muß gestehen, der Roman hat mir außerordentlich gefallen. Er ist ein in den Einzelheiten wundervoll durchgeführtes Seelengemälde, originell in der Sprache und reich an poetischen Schönheiten. Eugen Diederichs Verlag in Jena