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7024 Nichtamtlicher Teil. 196, 24. August 1904 bundencn Verpflichtungen übernommen haben. — In Konsequenz dieses Urteils hat das Kammergericht in einem andern Fall ent schieden, daß für die Verpflichtung zum Besuch einer Fortbildungs schule nicht der Wohnort, sondern der ständige Arbeitsort entscheidend ist. Der betreffende Strafsenat hat aus dem ausangs erwähnten Grundsatz gefolgert, daß Lehrlinge usw., die am Ort einer Fortbildungsschule wohnen, aber an einem andern Ort in Lehre stehen, zum Besuch der Fortbildungsschule ihres Wohnorts nicht gezwungen werden können. (Dtschr. Reichs-Anzeiger.) Münzwesen. — Probemünzen für die neuen Fünf markstücke sind der -«Post, zufolge in diesen Tagen von der Berliner Münzstelle in kleiner Zahl fertiggestellt worden und machen gegenwärtig bei den beteiligten Reichsämtern zur Ansicht und Begutachtung die Runde. Das neue Silberstück ist größer als der alte Taler und kleiner, aber erheblich dicker als das bisherige Fünfmarkstück. Zur Beschlagnahme von «Carie's Briefen«. (Val. Börsenblatt Nr. 194.) — Gegen die Beschlagnahme des Militär romans -Carie's Briefe an ihren jungen Freund« ist, wie der Berliner Lokal-Anzeiger meldet, seitens des Verlegers, Herrn Richard Sattler in Braunschweig, Beschwerde erhoben worden. Strenge der Zensur in Rußland. — Vor kurzem er schien im Verlag von vr. P. Langenscheidt in Berlin, die autori sierte Übersetzung eines französischen Werkes unter dem Titel: »Jean de la Hi re, die Hölle des Soldaten. Dunkle Bilder aus einem französischen Lazarett.« Die französische Originalausgabe ist binnen kurzer Zeit in Frankreich ungehindert in drei Auflagen verbreitet worden. Das Werk ist durch einen offnen Brief an den französischen Kriegsminister eingeleitet und vom Autor diesem auch überreicht worden, wofür er gedankt hat. Dieses ernsthafte Werk, das in Frankreich selbst eine lebhafte Aufnahme gefunden hat, ist nunmehr in seiner deutschen Übersetzung in Rußland ver- Verhältnisse streift. ^ ^ Ein -Tizian« für 600000 — Die Münchener »Allgem. Ztg.« läßt sich aus London berichten: Im siebenten Saal der Londoner National-Galerie ist ein neues Bild aufgehängt morden, das in diesen Tagen viele Hunderte Besucher anzog. Es ist das berühmte Porträt Ariosts, das der Meisterhand des Tizian zugeschrieben wird. Der große Dichter des »Orlando Furioso« blickt aus einem dunklen Hintergründe den Beschauer, in einer halben Wendung Kopf und rechte Schulter zeigend, mit tiefen, durchdringenden Augen an. Das Gemälde, das wundervoll in der Verteilung von Licht und Schatten ist, wurde aus Mitteln der Regierung und durch private Unterstützung angekauft. Es gehörte dem Sir George Donaldson, der es aus der Sammlung Darnley für die Summe von 600 MO ^ kaufte und cs dann dem Staate für denselben Preis überließ, für den er es erstanden. Von dieser Summe wurden 370 000 ^ von Kunstfreunden durch Subskription aufgebracht. Internationaler wissenschaftlicher Kongreß in St. Louis. (Vergl. Börsenbl. Nr. 164.) — Zum Internationalen Gelehrtenkongreß in St. Louis erläßt der Vizepräsident Prof. Hugo Miinsterberg in der -Deutschen Literaturzeitung eine Erklärung, in der er der Auffassung entgegentritt, als ob die deutschen Gelehrten gegenüber den Vertretern Eng lands und Frankreichs benachteiligt würden. Es wird be hauptet, daß die Gäste aus nichtdeutschen Ländern eine größere Entschädigung für die Reisekosten erhalten sollen. Tatsächlich gelten in jedem Fall für jeden amtlich Einge ladenen genau die gleichen Bedingungen. Deutsche, Franzosen, Engländer folgen der Einladung unter genau gleichen Verhält nissen mit genau gleicher Reisekosten-Entschädigung, die absichtlich bescheiden bemessen war, um von vornherein den Schein zu ver meiden, als ob jemand durch Honorarangebote zur Teilnahme bestimmt werden sollte. Von einer Benachteiligung der deutschen Gelehrten kann um so weniger die Rede sein, als die Mehrzahl der Einladungen ihnen zuging. Etwa fünfzig deutsche Gelehrte werden Hauptvorträge halten, während Franzosen und Engländer erst zusammen diese Zahl erreichen. Die übrigen Länder haben natürlich noch weniger Vertreter. Im Ehrenvorsitz wird die deutsche Gruppe durch Geheimen Rat Professor vr. Waldeyer vertreten sein. Vom XVI. Deutschen Philatelistentag in Leipzig. (Vergl. Börsenblatt Nr. 188.) — In einem Vortrag, den Herr Theodor Haas, der Schriftführer des Ständigen Aus schusses des Philatelistentags, am 20. August über oie Ver breitung der Philatelie hielt, teilte er (nach dem Bericht des Leipz. Tagebl.) einige auch für den Buchhandel interessante Zahlen mit. Auf Grund einer sehr gewissenhaften statistischen Arbeit suchte Redner in längeren Ausführungen die breitung des ^riefmarkensammelns zu widerlegen. Es wurde nämlich behauptet, daß auf der Welt 2930000 Sammler existierten, daß jährlich 250 OM Kataloge vertrieben würden und 185 OM Sammler auf Bciefmarkenzeitungen abonniert hätten. Nach den Haasschen Aufstellungen sind aber auf der ganzen Welt nur 1800000 Briefmarkensammler zu finden. Davon entfallen auf Deutschland 448 000, auf Österreich 110000, auf England 363000, auf Frank reich, Belgien, Holland, die Schweiz 300000, auf Rußland, Skandinavien, Spanien, Portugal usw. 600M, so daß auf Europa insgesamt 1273000 Sammler kommen, während auf die Vereinigten Staaten und Kanada 434000, auf Süd amerika, Mittelamerika und Mexiko 20000, auf Afrika und Australien 10000 und auf Indien, China, Japan usw. 20000 Sammler zu rechnen sind. Die Gesamtzahl der Katalogkäufer stellt sich im Jahre auf rund 100000, an welcher Excmplarziffer Gebrüder Senf in Leipzig mit 220M, Stanley (England) mit ^4000^ und Scott (Amerika) mit 18000 Katalogen teilnehmen. mit großer Fachkenntnis »das Druckverfahren bei Her> stellung der Freimarken«. Ohne auf die Geschichte der Er findung und Ausbreitung der einzelnen Druckverfahren näher einzugehen, wandte sich Redner sofort der ausführlichen Erläuterung der einzelnen technischen Verfahren zu, indem er zum besseren Verständnis seiner Darlegungen eine An zahl von Kartons mit Originalmarken der verschiedenen Druckarten mit vertiefter, erhöhter und glatter Markenzeichnung zirkulieren ließ. Von Marken in vertieftem Kupferstich kennt man nur die berühmten Mauritius-Postoffice 1 und 2 Pence; im übrigen ersetzt das Galvano den Kupferstich wie auch den Stahlstich. Der Buchdruck bedient sich teils des Holzschnitts und des Metallschnitts, teils des Satzes mit Drucklettern, während im Tiefdruck wie im Flachdruck der Stein druck zur Anwendung kommt. Selbstverständlich spielt das galvanische Verfahren eine große Rolle, nicht zu vergessen der Relief- und Prägedruck. Als Kuriosurrr'ist noch zu erwähnen, daß man neuerdings auch mit dem Neuesten auf dem Gebiete der Technik, mit der Schreibmaschine, bei der Herstellung von Gummistempel, wenn auch nur vorübergehend, für Postwertzeichen der neuen Republik in Südafrika verwendet hat. (Leipz. Tagebl.) Gewerbetag in Straßburg iE. — Der Verband deutscher Gcwerbevereine wird seine XIII. Hauptversamm lung am 12. und 13. September in Straßburg abhalten, gemein- Gewerbe- und Han^werkervereinigun^en. Die sehr reichhaltige Tagesordnung führt, abgesehen von den Verwaltungsangelegen heiten, unter anderm folgende Gegenstände an: die Frage des Befähigungsnachweises im Handwerk; die Abänderung des Gesetzes zur Bekämpfung des unlautern Wettbewerbs; die Gründung einer Verbands-Zeitschrift; die Ver bands-Sterbekasse; Vorschläge zur Beseitigung der Grenzstreitig keiten zwischen Handels- und Handwerkskammern usw. Außer den Verhandlungen auf den Verbandssitzungen sind noch vorgesehen: Besichtigungen gewerblicher Lehranstalten und Samm lungen sowie industrieller Anlagen. Personalnachrichten. Von deutschen Hochschulen. — Geheimer Negierungsrat Professor vr. von Mang oldt wurde endgültig zum Rektor der Danzig er Technischen Hochschule für die Zeit bis zum 1. Juli 1907, unter Verleihung des Titels »Magnifizenz-, ernannt. Der neue Rektor ist Mathematiker von Fach und war bisher Professor an der Technischen Hochschule in Aachen. — Der Privatdozent für Nationalökonomie an der Berliner Universität vr. ose. publ. schaftslehre an die Kgl. Akademie in Posen berufen. — Der Professor der Technischen Hochschule in Dresden, vr. Karl Rohn, ist vom 1. April 1905 an zuni ordentlichen Professor für Mathe matik in der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig ernannt worden.