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219, 20. September 1899. Nichtamtlicher Teil. 6729 -Ihr Wunsch, die Stuttgarter Chronik betreffend, ist dem gesamten Ausschuß vorgelegt worden. Derselbe ist einstimmig der Ansicht, daß eine Eingabe an den Gemcinderat zu unterbleiben habe, da eine solche absolut aussichtslos sei, und da er auch glaube, daß der Stadt zu ihrem Vorgehen die Berechtigung nicht ab gesprochen werden könne. Es handelt sich hier um ein gemein nütziges Unternehmen, dessen Gelingen ohne Benutzung der städtischen Organe zum Vertrieb unbedingt in Abrede gestellt werden muß. Beweis dafür bildet die vor Jahren bei Greiner L Pfeiffer erschienene Hartmannsche Chronik, die trotz ihres interessanteren Inhalts (die neue bringt hauptsächlich statistisches Material) den Verlegern ziemlichen Verlust gebracht hat. Dieselbe Erscheinung hat auch der probeweise Vertrieb des Adreßbuchs durch den Buch handel gezeigt. Dieser Versuch ist so unglücklich ausgefallen, daß die Stadt genötigt war, zur alten Vcrtricbswcise zurückzukehren. Wir verkennen nicht, daß ein solcher Vertrieb für den Buchhandel sehr mißlich ist und demselben ein Geschäft entzogen wird. Derartige Ausnahmen sind aber leider nicht zu umgehen.- Die Eingabe, welche wir s. Z. in betreff der Pflicht exemplare an die Kammer der Abgeordneten gerichtet hatten, ist nicht ganz ohne Erfolg geblieben. Der württembergische Staatsanzeiger brachte in seiner Nummer 77 folgende Notiz: -Wie wir vernehmen, hat das Ministerium des Kirchen- und Schulwesens neuerdings die Verwaltung der öffentlichen Bibliothek in Stuttgart zunächst versuchsweise ermächtigt, für das ihr nach gesetzlicher Vorschrift zu liefernde Pflichtexemplar einer Druckschrift, deren Ladenpreis sich auf mehr als 30 beläuft, dem zur Abgabe verbundenen Buchdrucker auf Verlangen die Hälfte des den Betrag von 30 übersteigenden Ladenpreises aus den Mitteln des Bücheranschaffungsfonds der Bibliothek zu vergüten. Mit dieser Anordnung soll, einem Wunsche aus den beteiligten Kreisen ent sprechend, die einzelne Gewerbetreibende treffende, verhältnismäßig schwere Belastung erleichtert werden, welche bei besonders wert vollen Werken in der Verpflichtung zur Ablieferung eines Frei exemplars an die öffentliche Bibliothek liegen kann.- Trotz manchen Mißerfolgs und trotz der Schwierigkeiten, die sich den Wünschen einzelner Mitglieder entgegenstellen, glaube ich doch, daß es unserem Verein gelungen ist, seiner Aufgabe gerecht zu werden und den Interessen des württem- bergischen Buchhandels zu dienen. Möge ihm auch ein ferneres Blühen und Gedeihen ver gönnt sein. Wünscht jemand zum Jahresbericht das Wort? Herr Engelhorn-Stuttgart. Bezüglich der Ergänzung der Verkaufsbestimmungen möchte er bemerken, daß der Vor stand des Börsenvereins davon ausgegangen sei, den Vereinen durch Aufnahme der Zusätze, Anbieten von Rabatt und die Konsumvereine betreffend, in ihre Statuten eine Handhabe gegen Verfehlungen dieser Art zu bieten; solche könnten nicht verfolgt werden, wenn die Ausnahme dieser Zusätze unter lassen würde. Wenn bis jetzt noch keine Fälle vorgekommen seien, so könnten diese doch jeden Tag eintreten. Der Vorsitzende. Ihr Ausschuß habe den Stand punkt eingenommen, daß eine Aenderung der Verkaufsnormen immer mißlich sei; er wolle abwarten, bis sich ein wirkliches Bedürfnis fühlbar mache. Bis jetzt sei dies nicht der Fall gewesen. Herr Engelhorn-Stuttgart. In den Antworten der Behörden und Schulvorstände in Sachen des Schulbücher verkaufs durch Lehrer seien Angaben bestimmter Fälle ge wünscht worden. Warum der Vorstand solche nicht namhaft gemacht habe? Der Vorsitzende. Der Ausschuß habe dem nicht Nach kommen können, weil von den Antragstellern bestimmte Fälle nicht genannt worden seien. Herr N ä g e l e - Stuttgart. Er sei einer von den zweien, die eine Eingabe wegen der Stuttgarter Chronik gewünscht hätten. Es sei doch merkwürdig, daß die Stadt Stuttgart in die Reihe der Verleger trete und ihren steuerzahlenden Bürgern Konkurrenz mache. Das Bedenklichste in der An- SrSSvndüKNest-r Iahrgcma. kündigung der Chronik sei aber, daß sie nach dem Vertriebe durch die Polizeidiener später durch den Buchhandel teurer verkauft werden solle. Nach seiner Meinung müsse derartigen Unternehmungen entgegengetreten werden. Der Vorsitzende. Er sanktioniere derartige Unter nehmungen durchaus nicht. In diesem Fall handle es sich aber um ein gemeinnütziges Unternehmen, das privatim nie zu stände gekommen und auch nicht lebensfähig wäre, wenn die Stadt sich nicht ihrer Organe zum Vertrieb bedienen würde. Herr Kurtz-Stuttgart. Dem könne er nur zustimmen. Nur durch solchen Vertrieb könne das Unternehmen prospe rieren. Er verweise auf das Stuttgarter Adreßbuch, das im Privatvertrieb einen bedeutenden Rückgang zu verzeichnen hatte. Eine vor Jahren im Buchhandel erschienene Chronik habe ihrem Verleger Verlust gebracht. Bis jetzt seien ca. 4000 Abnehmer durch die Schutzmannschaft gesammelt. Der Buchhandel hätte nicht den achten Teil zusammen gebracht. Er habe das Unternehmen im Bürgerausschuß gutgeheißen, da er sich gesagt habe, es sei nicht anders zu bewerkstelligen. Die Stadt Ulm habe ähnliches gethan, und auch anderwärts kämen solche Fälle vor. Herr Frey-Ulm. Er müsse dies bestätigen. Die Stadt Ulm habe das Ulmer Urkundenbuch im Verlag und Vertrieb, da sich weder ein Verleger noch Sortimenter hierzu ge funden habe. Herr Holland-Stuttgart. Bei den Antworten auf die Eingaben in der Schulbücherangelegenheit vermisse er die jenige der höheren Handelsschule. Der Vorsitzende. Von dieser sei keine Antwort erfolgt. Keine Antwort sei auch eine Antwort. Wenn sich niemand mehr zum Jahresbericht äußere, bitte er den Herrn Kassierer, den Kassenbericht vorzutragen. Herr Wildt-Stuttgart trägt den Kassenbericht vor. Die Kasse schließt mit einem Bestand von 19 89 H ab. Das Guthaben beim Bankier bettage 2519 Gesamt vermögen 2538 ^6 89 H. Er stelle den Antrag, 2000 in Staatspapieren anzulegeu; der Rest genüge für die Be dürfnisse. Der Vorsitzende. Er bitte die Herren Aigner-Lud wigsburg und Kielmann-Stuttgart, die Kassenprüfung vor zunehmen. Der Vorschlag des Herrn Kassierers, 2000 ^ in Staatspapieren anzulegen, gelte als genehmigt, wenn sich kein Widerspruch erhebe. (Ein solcher erfolgt nicht.) Wir kämen nunmehr zu Punkt 3 der Tagesordnung, der Ersatzwahl für die laut Z 12 der Vereinsstatuten aus dem Ausschuß scheidenden Herren Bonz, Frey und Kurtz. Herr Rees-Heidenheim: Er möchte als Vorstand Herrn Alfred Kröner vorschlagen. Dem derzeitigen Vorsitzenden, Herrn Alfred Bonz, könne man in Sortimenterkreisen das Vertrauen nicht mehr schenken, da sein Schulbücherverlag ihn nicht veranlassen werde, die für den Verein nötigen Schritte zu thun, um Mißständen abzuhelfen. Der Vorsitzende. Nach einer vierzehnjährigen Amts- thätigkeit habe er einen derartigen Abgang nicht verdient. Wenn der Herr Vorredner bis nach dem Austeilen der Stimmzettel gewartet hätte, so wäre sein Wunsch voll be friedigt worden. Er habe sich vorgenommen, die Versamm lung zu bitten, von der Wahl seiner Person diesmal abzu sehen. So wie die Sache jetzt liege, erkläre er, daß er eine etwa auf ihn fallende Wahl annehmen werde. Herr Engelhorn-Stuttgart. Sein Vorschlag laute, Herrn Bonz einstimmig wiederzuwählen. Der Vorsitzende. Er bitte die Herren Büchle-Stutt- gart und Rees-Heidenheim, die Stimmzettel einzusammeln. Herr Aigner-Ludwigsburg. Die Kasse sei geprüft und richtig befunden worden. 896