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3918 Nichtamtlicher Teil. 121, 29. Mai 1899. Kleine Mitteilungen. Zum ambulanten Gerichtsstand der Presse. — Wie kürzlich hier mitgeteilt morden ist, hat das Schöffengericht am Amtsgerichte München I die Klage des Seminarlehrers Mohnlein in Straubing gegen den früheren verantwortlichen Redakteur des »Nürnberger Anzeigers-, Herrn Ruppcl, zurückgewiesen, mit der Begründung, daß der Gerichtsstand in Nürnberg, als dem Er scheinungsorte des »Nürnberger Anzeigers-, gegeben sei. Gegen diesen Beschluß hatte Herr Mohnlein Beschwerde eingelegt. Diese wurde nunmehr, wie die -Allgemeine Zeitung- meldet, und zwar rechtskräftig, da eine Beschwerde bei einer höheren Instanz nicht mehr zulässig ist, vom Landgericht München I verworfen, mit der Begründung, daß der Gerichtsstand eines Prcßerzeugnisses an dem Orte gegeben sei, von dem aus es zuerst verbreitet werde, also in oonorsto in Nürnberg. Zur Gewerbeordnungs-Novelle. — Wie die Zeitungen melden, begegnet der von der Gewerbeordnungs-Kommission des Reichstags angenommene Antrag Hitze u. Genossen: -Von 9 llhr abends bis 5 Uhr morgens müssen Verkaufs stellen für den geschäftlichen Verkehr geschlossen sein. Die beim Ladenschluß im Laden schon anwesenden Kunden dürfen noch bedient werden, lieber 9 Uhr abends bis spätestens 10 Uhr dürfen Verkaufsstellen für den geschäftlichen Verkehr geöffnet sein: 1. in unvorhergesehenen Notfällen, 2. an höchstens 40 von der Ortspolizeibehörde zu bestimmenden Tagen, 3. nach näherer Bestimmung der höheren Verwaltungsbehörde für ländliche Ge meinden, in welchen der Geschäftsverkehr sich in der Hauptsache auf einzelne Tage der Woche oder auf einzelne Stunden des Tages beschränkt- dem entschiedenen Widerstande der Reichsregierung. Da dieses Widerstreben sich auch auf andere Einzelheiten der aus der Kom mission hcrvorgegangenen Form des Gesetzentwurfs erstreckt, so wird vermutet, daß die Gesetzwerdung des Entwurfs überhaupt zweifelhaft bleibt. Internationales Privatrecht. — Das Reichsgcsetzblatt Nr. 21 (ausgegeben am 2b. Mai 1899) verlautbart das -Ab kommen zur Regelung von Fragen des internationalen Privat rechts vom 11. November 1896-, das am 27. April 1899 im Haag ratifiziert worden ist. Folgende Staaten gehören dieser Ver einigung an: Belgien, Frankreich, Luxemburg, Portugal, Spanien, Italien, die Niederlande, Schweden-Norwegen, die Schweiz, Deutsch land, Oesterreich-Ungarn, Dänemark, Rumänien, Rußland. Ausartung des Plakatwescns. — Ein großes Reklame schild am Rheinufer bildete in diesen Tagen den Gegenstand einer Verhandlung vor dem Landgericht Ko b lenz. Ein Agent hatte in dem Weinberge eines Tapezierers in Oberwesel ein großes Reklameschild »Quäker Oats- aufstellen lassen. Auf Grund der Polizciverordnnng des Landratsamtes zu St. Goar, die das Anbringen von Reklame schildern außerhalb der Ortschaften verbietet, verurteilte das St. Goarer Schöffengericht den Tapezierer und den Agenten zu einer Geldstrafe von 10 Hiergegen hatten beide Verurteilte Be rufung eingelegt, da die Polizeiverordnung angeblich keine Giltigkeit habe; es liege höchstens ein Verstoß gegen die Geschmacks richtung des einen oder des andern vor. Der Staatsanwalt erklärte dagegen, daß die am Rhein belegenen Gemeinden des Kreises St. Goar und deren Angehörige ein erhebliches Interesse daran hätten, daß der rege Fremdenverkehr erhalten bliebe. Dieser werde aber bedeutend abnehmen, wenn an allen schönen Punkten, Burgen und Ruinen die großen Schilder angebracht würden. Die Strafkammer bestätigte das erstinstanzliche Urteil. Prciszuerkennungen. — Die ^.oackewis kranyaiss hat eine Reihe von französischen Dichtern mit Preisen gekrönt. Der Preis Archon des Peronses in Höhe von 3000 Frcs. wurde der Gedicht sammlung von Haraucourt »llss ÜAgs, l'sbpoir cku moncks- zuge sprochen. Eine Medaille im Werte von 1000 Frcs. empfing PH. Dufour für sein Werk -Loeoiss lsAgnckairss-, je eine Medaille zu 500 Frcs. Raymond Fsvricr (für »Im Cevennenlande-) und Jean Baudun (für -Regen und Sonnenschein-). Der Preis Capuran von 1600 Frcs. für das beste Gedicht zur Veredelung der Jugend kam an Lsonce Dupont für seine Dichtung -Ssrenits-. Für das Jahr 1901 ist ein neuer Preis von 4000 Frcs. ausgeschrieben. Als Stoff soll -Das neunzehnte Jahrhundert- zu Grunde gelegt werden. Volkstümliche Bibliothek. — Eine nachahmenswerte Bibliothekseinrichtung zu dem Zweck, die Bibliotheken unter den Handwerkern volkstümlicher zu machen, hat der Gemeinderat von Chcltcnham in England getroffen. Zunächst wurde, wie dem Centralblatt für Bibliothekswesen aus London mitgetcilt wird, eine sehr bedeutende technische Bibliothek gesammelt, die den Be dürfnissen des Handwerkerstandes Rechnung trägt. Nunmehr findet alle 14 Tage in einer bestimmten Reihenfolge eine Ausstellung von sorgfältig ausgewählten Werken statt, die sich niit irgend einer Spezialbranche beschäftigen. Mit diesen Ausstellungen hat die Vibliotheksverwaltung Vorträge von Spezialisten verbunden, die geeignete Aufklärung erteilen. Die ganze Einrichtung hat vielen Beifall gefunden. Bisher wurden solche Buchausstellungen und Vorträge abgehaltcn für Dekorateure, Metallarbeiter, Klemp ner, Modelleure und für solche Handwerker, die im Baufach, in der Möbelbranche und mit sanitären Einrichtungen zu thun haben. Kunstdruck- und Verlagsanstalt A.-G. vorm. Müller L Lohsc in Dresden. — Der Bilanz vom 31. Dezeniber 1898 entnimmt die Papier-Zeitung, daß die Gesellschaft im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Fabrikationsgewinn von 155 741 85 H er zielt hat. Nach Abzug von Zinsen, Handlungsunkosten und Ab schreibungen bleibt ein Reingewinn von 84 752 35 bei einem Aktienkapital von 700 000 Dividende 9 Prozent. Neue Bücher, Kataloge rc. für Buchhändler. klova Bibliotbsoa, tbsologioa. lisioülmltigg ^.uoivaül von r. M ssltsnsn ältsron unck nsusrsn IVsrksn tlisologisobsr lnttsratur ckss 16.—19. ckalirbuncksrts. ^ntiguar.-I,g.FsrIca,taIoA klr. 57 von lloinriob LoliöninAÜ, ^Vissensobaktliobso /Vntignniint in Nünstsr i/IV. 8". 60 8. 1492 kirn. Preis-AuSschreiben für Komponisten. — Ein originelles Preisausschreiben veranstaltet, nach der Ilse-Zeitung, der Harzklub, Zwcigvcrein Harzburg. Wie Gabelsbach, so rühmt sich auch Bad Harzburg eines Gcmeindepoeten. Pfarrer Cyme weiß jedes Vor kommnis von Bedeutung für das städtische und Badeleben in Vers und Lied zu verherrlichen. Nachstehendes treffende Beispiel seiner Liebe für das auch sonst so viel besungene Harzburg be absichtigt der Harzklub, Zweigverein Harzburg, in Musik setzen zu lassen: Harzburg,Dujüngste derStädte, Doch will das einer bestreiten, Bist auch die schönste im Reich; Der warte, bis über Nacht Wohl auf und ab alle Lande Der Frühling kommt und kleidet Keine andre ist Dir gleich. Den Wald in schimmernde Pracht. Die Radau murmclts geschwätzig; Dann wird des Zweifels erledig; Die Wälder rauschcns Dir zu, Der Streit kommt balde zur Ruh. Und wir rufen froh ins Weite: Harzbnrg, Du tannenumrauschte, Keine Stadt ist so schön wie du! Keine Stadt ist so schön wie Du! So blüh' denn empor und wachse, Du junge liebliche Stadt, Und möge Gott Dich behüten Allewege früh und spat! Das Lied soll für vierstimmigen Chor komponiert werden, gleichviel ob Männcrchor oder gemischten Chor. Die Einsendungs frist läuft mit dem 1. August 1899 ab. Einsendungen sind zu richten an die Geschäftsstelle der Amtlichen Fremdenliste in Bad Harzburg, dabei soll der Name des Tonsetzers in geschlossenem Briefumschläge enthalten und Umschlag wie Komposition mit gleichem Merkspruch bezeichnet sein. Als Preis sind 200 ^ aus gesetzt. Die Komposition bleibt Eigentum des Komponisten; der Harzklub erwirbt nur das Recht der Vervielfältigung in Partitur zum Zwecke nichtgeschäftlichcr Ausnutzung. Das Preisrichteramt haben übernommen die Herren Musikdirektor Georg Schumann, Bremen, Hofkapellmeister H. Riedel, Braunschweig, und Professor Ur. Hans Sommer, Braunschweig. Das Urteil der Preisrichter wird Anfang Oktober bekannt gegeben werden. Zum Musikfest in Cassel. — Das Preisgericht für den Wettbewerb um den vom Deutschen Kaiser gestifteten Wanderpreis für deutsche Männergesangvereine besteht aus den Herren Graf Hochberg, Geheimer Ober-Regierungsrat Müller aus dem Kultusministerium, den Mitgliedern der Akademie, Professor Vierling und Professor Heinrich Hofmann, Professor Taubert, Musikdirektor Prüfer, derzeitigem Leiter des Dom chors, und Kommerzienrat Hugo Bock. Ausstellung. — Die Ausstellung von Schülerzeichnungcn und von Lehrmitteln des Zeichenunterrichts, die zu Pfingsten d. I. zur 26. Hauptversammlung des Vereins deutscher Zeichenlehrer im Kaufhause zu Leipzig veranstaltet worden war, erfreute sich reger Teilnahme und lobender Beurteilung der sachverständigen Be sucher. Lehrmittel hatte eine größere Zahl Leipziger Firmen aus gestellt; außerdem waren Aussteller aus Dresden, Chemnitz, Plauen, Zwickau, Berlin, Braunschweig, Düsseldorf, Gera-Unterm- haus, Hannover, Heilbronn, München, Straßburg, Stuttgart, Wien, Wiesbaden, Zürich zur Stelle.