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3636 Amtlicher Teil. 112, 17. Mai 1899. Vorsitzender: Wird das Wort gewünscht zu diesem Anträge? — Herr Prager hat das Wort. Herr R. L. Prager-Berlin: Zu meinem Leidwesen bin ich nicht in der Lage, die Zustimmung zu einem An träge des Vorstandes, die ich vorher ausgesprochen habe, bei diesem Anträge zu wiederholen. Wir haben uns in Berlin mit der Angelegenheit eingehend beschäftigt, sind aber zu dem Resultate gekommen, Sie zu bitten, den Antrag abzulehnen. Meine Herren! Das Börsenblatt hat leider nicht die Verbreitung, die es haben sollte. Das hat aber andere Ursachen. Ich werde Ihnen nachher Vorschläge unterbreiten, resp. den Vorstand bitten, die Vorschläge zu erwägen, die eine größere Verbreitung des Börsenblattes Und damit eine größere Verbreitung der Anzeigen Hervorrufen können. Aber der Weg, der hier gewählt werden soll, ist aus den verschiedensten Gründen nicht zulässig. Erstens machen ^iir unserem Börsenblatte selbst Konkurrenz. Ein Teil derjenigen, die das Börsenblatt bis jetzt gehalten haben, wird es abbestellen. Das sind diejenigen, denen die Wahlzettel genügend erscheinen. Das würde finanziell, wenn bloß lOO abspringen, einen Betrag von 1006 Mark Mindereinnahme für unser Börsenblatt ergeben. Nach den Mitteilungen des Vorstandes soll diese Erhöhung um 5 Pfennige nur die Selbstkosten betragen; es sollen die Verleger nur soweit herangezogen werden, als notwendig, ein Vorteil für den Börsenverein soll nicht herausspringen, es würde sich also ein Nachteil für den Börsenverein ergeben, wenn Abonnenten abspringen würden. Aber auch sonst würde ich es nicht für vorteilhaft halten, daß wir diese Wahlzettel weiter verbreiten; es giebt Wahlzettel genug, und ich halte es nicht einmal für richtig, daß der Börsenverein seinen eigenen Mitgliedern Konkurrenz macht, jedenfalls nicht mehr als not wendig ist für seine eigenen Zwecke. Ich möchte Sie deshalb bitten, diese Bestellzettelvermehrung zu unterlassen. Wenn Sie aber nun fragen nach positiven Mitteln, den Absatz des Börsenblattes zu heben, so möchte ich folgende Vorschläge machen: 1. Das Börsenblatt wird gratis sämtlichen Mitgliedern des Börsenvereins gegeben (Bravo! und Heiterkeit) — warten Sie auf Nr. 2, sagen Sie nicht Bravo! — 2. Der Beitrag für den Börsenverein wird um 10 Mark erhöht. (Bravo!) 3. Nichtmitglieder des Börsenvereins zahlen 10 Mark für das Börsenblatt. Meine Herren! Das Börsenblatt ist wesentlich ein Jnseratenunternehmen, und jedes Jnseratenunternehmen sucht der Verleger möglichst billig zu halten und seinen Nutzen nicht aus den Abonnements sondern aus den Inseraten zu ziehen. Wir ziehen ihn aus den Inseraten, suchen ihn aber auch aus den Abonnements zu ziehen und deshalb der Mißerfolg. Es war damals beschlossen worden, für Nichtmitglieder 20 Mark zu verlangen. Man beabsichtigte damit, die Herren, die bisher dem Börsenverein fern standen, für den Börsenverein als Mitglieder zu gewinnen. Der Erfolg hat gezeigt, daß dies nicht möglich war. Denn wer in den Börsenverein nicht eintritt, thut es aus bestimmten Gründen und läßt sich, um 10 Mark zu ersparen, nicht in den Börsenverein aufnehmen, — das ist ganz klar, — und es ist so geschehen, wie es vorausgesagt worden ist und wie es sein mußte, aber die Erhöhung des Abonnements auf das Börsenblatt um 10 Mark für Nicht mitglieder des Börsenvereins, also auf 20 Mark, ist für ein Jnseratenunternehmen, für ein derartiges Fachblatt entschieden zu teuer. Ich möchte also dem Vorstande des Börsenvereins resp. dem Börsenblattausschusse meine Vorschläge für das nächste Mal zur Erwägung geben, für heute möchte ich Sie aber bitten, die neuen Anträge abzulehnen,- erstens weil sie schädlich sind, und zweitens, weil sie der Reform präjudizieren würden. Ich möchte noch auf eins l,inweisen: Die geringe Verbreitung des Börsenblattes läßt auch die anderen Inserate, wie Gesuche und Angebote antiquarischer Bücher, nicht so genügend wirken, wie sie wirken sollten. Man bekommt häufig recht wenig Offerten, namentlich von wissenschaftlichen Büchern. Meine Herren, das liegt an der gleichen Ursache. Wenn Sie aber die Verleger heute befriedigen, werden morgen auch die Antiquare kommen und verlangen, daß an sämtliche Nicht bezieher des Börsenblattes die Gesuche und Offerten ebenfalls jede Woche einmal gratis, direkt, franko versandt werden. Meine Herren, Sie sehen, da heißt es: principiis o1>8tn! Lassen wir es vorläufig beim Alten, versuchen wir es mit einer wirklichen Reform, da werden wir uns nützen, dem Börsenvereine nützen und dem Allgemeinen nützen. (Bravo!) Vorsitzender: Die Anregung des Herrn Prager, man möchte den Mitgliedern des Börsenvereins in Zukunft das Börsenblatt gratis geben, selbstverständlich unter Erhöhung des Beitrages, ist nicht neu; diese Frage ist schon öfters erwogen worden. Ob es ausführbar ist oder nicht, will ich jetzt nicht entscheiden. Wir werden gewiß der Anregung des Herrn Prager, diese Sache zu erwägen, gern Folge geben. Was aber den Punkt anbetrifft, der heute auf der Tagesordnung steht, so glaubte der Vorstand, der Anregung des Börsenblattausschusses Folge geben und dessen Vorschlag zu dem seinigen machen zu sollen, weil wir von der Erwägung ausgehen, daß damit den Verlegern auf ganz billige Weise ein sehr wertvolles Reklamemittel an die Hand gegeben würde. Auch wir haben die von Herrn Prager in Aussicht gestellten Nachteile, die dem Börsenverein daraus erwachsen können, erwogen, sind aber zu der Ansicht gelangt, daß sie wohl kaum oder nur in sehr bescheidenem Maße eintreten werden, wogegen aber der Vorteil, der daraus den Verlegern erwachsen würde, daß sie ihre Anzeigen fast ohne Kosten oder zu ganz verschwin denden Kosten an den ganzen Buchhandel bringen können, doch überwiegend ins Gewicht fällt. Es ist bei diesen Verhand lungen auch erwogen worden, ob es im Interesse der Mitglieder des Börsenvereins, der Sortimentermitglieder wäre, daß die Sortimenter, die das Börsenblatt nicht halten, auch in den Besitz dieser Zettel gelangen. Man sagt sich: sie kommen dadurch in viele Hände, die sie gar nicht bekommen sollen. Aber, meine Herren, die Verleger finden doch überhaupt Mittel und Wege, ihre Anzeigen auch in diese Hände zu bringen, und es geschieht doch thatsächlich. Es handelt sich also nicht darum, zu verhindern, daß die Anzeigen in diese Hände gelangen, sondern es handelt sich darum, den Verlegern die Kosten für diese Anzeigen etwas herabzusetzen, und dagegen können die Nachteile, die Herr Prager in Aussicht stellt, sicher — nach unserem Erachten — nicht in Betracht kommen. Uebrigens betrachtet der Vorstand die ganze Angelegenheit als eine nicht besonders wichtige und überläßt die Entscheidung vertrauensvoll der Hauptversammlung. Herr Arthur Jünger-Breslau: Meine Herren! Ich bin nicht der Meinung des Herrn Vorsitzenden, sondern stehe vollständig auf dem Standpunkte des Herrn Kollegen Prager, und zwar aus den sehr richtigen Gründen, die er angeführt hat. Wir erleben heute schon, daß eine Reihe von Buchhändlern, und zwar besonders in kleineren Städten, das Börsenblatt thatsächlich nicht halten, und es würde, wenn die anderen, die Nichtmitglieder, diese Zettel zugeschickt bekommen, ein großer Teil der Buchhändler — darin stehe ich vollständig auf dem Standpunkte des Herrn Prager — das Börsenblatt abbestellen,