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nicht, wenn man hört und liest, daß der Artikel des Börsenblattes »Der Buchhändler mutz lesen« sensationell, ja als eine Art Offenbarung zu wirken scheint, während doch eigentlich jeder denkende Buchhändler schon lange darüber klar sein mutzte, daß unsere (buchhändlerische) Warenkunde, dieser notwendige Bestandteil jeder Handelsbranche, gar nicht anders als durch Lesen zu erreichen ist. Ob ferner freilich die einzig brauch bare Konsequenz gezogen werden wird, nur das zu verkaufen, was der Ueberzeugung des lesenden Sortimenters entspricht, darf billig bezweifelt werden Wer hat nicht in diesen Wochen gern 7/6 Mittelstädt abgesetzt? Aber wie wenige werden sich darüber Klarheit verschafft haben, ob sie zu Nutzen oder Schaden des Staates gewirkt haben. Aus der Sekundantenrollc, zu der das Sortiment im wesentlichen verpflichtet und verurteilt ist, ergiebt sich aber auch, daß nicht dieses, sondern der Verlag das Typische dar stellt und daß der Ausgangspunkt bestimmter Abnormitäten des Buchhandels nur in diesem zu suchen ist. Klagt man über Einseitigkeit, über unzureichende Gesamtbildung der Ge hilfen, so klage man doch auch über neue Produktions und Vertriebsformen des Verlags. Nachdem das Groß kapital auch in den Buchhandel übergegriffen hat, nachdem die Buchfabrik ein konkreter Begriff geworden ist, sind auch die Hilfskräfte nicht die der ererbten Schablone geblieben Wer wußte ehedem etwas von den Reisenden der Verlags geschäfte? Der solide, alte, aber in den Umgangsformen meist etwas steifbeinige Buchhandlungsgehilfe ist für diese, der Zahl nach gar nicht unbedeutende Neuerung nicht zu brauchen. Dazu nimmt man entweder einen gebildeten Kauf mann, der Land und Leute kennt, oder einen solchen Buch händler, der zu reden versteht, dem aber vielleicht die Be schäftigung mit der Idee einer Weltbibliographie ein über flüssiger Zeitvertreib erscheint, weil ihm Zeit Geld ist. Wer kannte bei Einführung der Gewerbefreiheit das Heer der Gehilfen, die jetzt der Kolportagehandel teils beschäftigt, teils vorbildet? Soll der Verlagsbuchhandel seinem Sekun danten, dem Sortiment, zu liebe den schematischen Drill, wie er den Theoretikern von Fach vorschwebt, befürworten? Wie vielgliederig denkt man sich die Prüfungs-Kommission, falls diese mehr als die allgemeinsten Fundamentalsätze zu bewerten hat? Fragen dieser und anderer Art tauchen so viele auf, datz sich der Praktiker nur mit Bedauern von Versuchen ab wenden kann, die alles andere, nur keine Fortentwicklung zu bedeuten haben. R. Streller. Kleine Mitteilungen. Nachdruck in Holland. — In der in Amsterdam (Redakteur Prell) erscheinenden -Deutschen Wochenzeitung in den Nieder landen-(1897 Nr, 48) findet sich folgende beachtenswerte Mitteilung: -Bekanntlich giebt es in Holland viele Verleger, die ein Geschäft daraus machen, Kompositionen oder litterarische Erzeug nisse ausländischer Autoren nachzudrucken und in den Handel zu bringen, da sie nicht an die Berner Konvention gebunden sind. Nach bisheriger Auffassung der Geschädigten gestattete das niederländische Gesetz ein solches Gewerbe, Die deutschen Interessenten begnügten sich deshalb damit, die Fäuste in der Tasche zu ballen; ihre fran zösischen Kollegen dagegen gehen energisch vor. Sie scheinen an der Hand eines gewiegten Advokaten in der niederländischen Gesetz gebung "einen Weg gesunden zu haben, der zum Rechte sührt; sie beschreiten ihn auch und so sehen denn die folgenden niederländi schen Verlagsfirmen ihrer Verurteilung bezw, Freisprechung entgegen: Vor dem Amsterdamer AppellationsgerichlShos die FirmaBührmann L Roolhaan, angeklagt durch die Firma Enoch L Cie, in Paris, die in erster Instanz ein Urteil gegen Bührmann L Roothaan erwirkt hat; vor dem Utrechler Gerichtshof die Firma Johan de Liesde, angeklagt durch Paul Decourcelle in Nizza; in s'Gravenhage die Verleger I. Blök und S. Blök, und in Zuiphen G, Schiüemans und P, van Belkum Az. (Thiemes Buch- und Musikhandel) wegen Nachdrucks von Kompositionen von Gounod, Thomas, Delibes, Bazille, Hetz, Oesten u. s, w. Letztgenannte Firmen sind eingeklagt durch die Firma Hengel L Co, in Paris. -Vielleicht hat dieses energische, von Ersolg gekrönte Vorgehen lLicruirdjechztMr der französischen Firmen zur Folge, daß auch die deutschen Ver leger, die seit Jahren in ähnlicher Weise geschädigt werden, sich zu einem gemeinsamen Vorgehen aufraffen. Es giebt nämlich auch in Holland noch Richter,- Post, — Der Deutsche Reichsanzeiger veröffentlicht folgende lehrreiche Statistik über die Gesamtleistungen der deutschen Reichs- Post- und Telegraphenverwaltung im Jahre 1896, Das deutsche Reichs-Post- und Telegraphengebiet umfaßt 445115,24 gbiu (ohne die Meeresteile: Haffe, Bodden und dergl.) mit 44380206 Einwohnern nach der Zählung vom 2. Dezember 1895. Es entfallen hiernach durchschnittlich 100 Einwohner auf 1 gkw. Nach den tabellarischen Uebersichten der soeben erschienenen -Sta tistik der deutschen Reichs-Post- und Telegraphenverwaltung für das Kalenderjahr 1896- waren in diesem Gebiete im vergangenen Jahre vorhanden: Postanstalten 30019 (gegen 28726 im Jahre 1895), Reichs-Telegraphenanstalten 14237 (im Vorjahre 13739), Verkaussstellen für Postwertzeichen 20022 (im Vorjahre 19272), Postbrieskasten 89640 (im Vorjahre 86569), reichseigene Post- und Telegraphengrundstücke 452 (im Vorjahre 442), Beamte, Unterbeamte u. s. w, 161000 (im Vorjahre 154293). Die Gesamt zahl der durch die Post beförderten Sendungen betrug 3 587475002 (gegen 3428866041 im Jahre 1895), die der beförderten Telegramme 34856455 (im Vorjahre 34602830), die Zahl der von den Stadt-Fern- iprech-Vermittelungsanstalten ausgesührten Verbindungen 562255778 (im Vorjahre 498360991). Der Gesamtwert der durch die Post ver mittelten Geld- u, s. w. Sendungen belief sich aus 21426452271 d. i. 586 678968 weniger als im Jahre 1895, das Gesamtgewicht der durch die Post beförderten Päckereien (Pakete mit und solche ohne Wertangave, sowie Briefe mit Wertangabe) auf 579359 910 irA (im Vorjahre auf 548687960 Ir^). Die Gesamteinnahmen betrugen 299739240 (gegen 287 049616 im Jahre 1895), die Gesamt ausgaben 273010211 (im Vorjahre 261781081 ^), der Ueber- schuß hiernach 26729029 (im Vorjahre 25268535 ^). Von den durch die Post beförderten 3587 475002 Sendungen waren Briessendungen (Briefe, Postkarten, Drucksachen, Waren proben, Postanweisungen und Postaustragsbriese) 3435501976 (im Jahre 1895: 3285303561), Päckerei- und Geldsendungen (Pakete ohne und solche mit Wertangabe, Briefe und Kästchen mit Wert angabe) 151973026 (gegen 143562480 im Vorjahre). Die Zahl der beförderten Briefe einschließlich der Zustellungsurkanden stieg von 1225928510 im Jahre 1895 auf 1273216390 im Jahre 1896, die der Postkarten von 443794860 auf 476021820, die Zahl der Drucksachen (ohne die Zeitungsnummern) und Geschäfcspapiere von 492262270 auf 524053780, die der Warenproben von 35446170 auf 37956040, die der Postanweisungen von 95349264 auf 100363921, während die Zahl der Postauftragsbriefe von 6020l45 auf 5679728 zurückgegangen ist. Die Gesamtzahl der durch die Post bezogenen Zettungsnummern erhöhte sich von 910221741 auf 926:28761 und die der außergewöhnlichen Zeitungsbeilagen von 76280601 aus 92081536, Pakete ohne Wertangabe beförderte die Post 140220082 (gegen 132153353 im Jahre 1895), Pakete mit Wertangabe 2871063 (gegen 2820251), Briese und Kästchen mit Wertangabe 8881881 (gegen 8588876). — Die oben erwähnte Ab nahme des Gesamtwertes der durch die Post im Berichtsjahre vermittelten Geld- u. s. w. Sendungen um 586678968 ^ gegen über dem Jahre 1895 ist auf den Rückgang des Wertbetrags der beförderten Pakete mit Wertangabe von 5305436580 ^ auf 4595880520 der Briefe und Kästchen mit Wertangabe von 10437498100 ^ auf 10217084 780 und der Postaus- träge von 568052500 ^ aus 558320100 zurückzuführen, während der Werlbetrag der Postanweisungen von 5495606659 aus 5804484471 und derjenige der Postnachnahmen von 206537 400 ^ auf 250682400 ^ gestiegen ist, — Mit Posten wurden noch 1703015 Personen (gegen 1767800 im Vorjahre) befördert, von denen eine jede durchschnittlich 88 -ß (im Jahre 1895: 90 H) an Personengeld, Uebersrachlporto u, s. w, entrichtet hat. — Die Zahl der an das Publikum abgesetzten oder von den Postanstalten zur Verrechnung des bar erlegten Frankos verwende ten Postwertzeichen betrug 2009585746 (gegen 1904470766 im Jahre 1895), der Gesamtwert 267251276 ^ (im Vorjahre 196191337 ,/<l); einen Rückgang weisen hier nur die Zahl der abgesetzten gestempel ten Weltpostkarten zu 10 (von 5/68104 auf 5711122) und die der verkauften gestempelten Rohrpost-Briefumschläge (von 189619 aus 187483) auf. Die Länge der Telegraphenlinien ist seit 1895 von 113173 auf 116296 Irin, also um 3123 irrn, die Länge der Telegraphenleitungen von 433234 auf 455634 lew, also um 22399 üm gestiegen. Telegramme wurden im Berichtsjahre insgesamt 34856455, d. h, 253625 mehr als im Jahre 1895 befördert, und zwar innerhalb des ReichS- Telegraphengebiels 22876798 (gegen 22062811 im Vorjagre), aus anderen Ländern 5776783 (gegen 6256259), nach anderen Ländern 4 832880 (gegen 4916398) und im Durchgang durch das Reichs- Telcgraphengebict 1369994 (gegen 1367362 im Jahre 1895). 1233