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4730 Nichtamtlicher Teil. ^ 148, 30. Juni 1897. Nichtamtlicher Teil Die zweite internationale bibliographische Konferenz zu Brüssel, 2.-4. August 1897. Zu wiederholten Malen bereits ist in diesen Blättern des großartigen Unternehmens gedacht worden, das durch die Opferwilligkeit einiger Brüsseler begründet und durch die Unterstützung der belgischen Regierung bedeutend gefördert wurde, das die lebhaftesten Sympathiekundgebungen eines großen Teiles der gelehrten, ja überhaupt der gebildeten Welt gefunden hat, anderseits allerdings auch heftig bekämpft worden ist. Die Gegnerschaft, in Deutschland anfangs meist spöttisch und achselzuckend, im Auslande sachlich, hat bald einer ruhigeren Erwägung Platz gemacht, und als man von dem ernsten Streben und der Selbstlosigkeit des Institut International äs LiblioZrspbis sich zu überzeugen bald Ge legenheit hatte, hörten die Angriffe gänzlich auf. Man wartet gespannt auf den Fortgang der Dinge. Daß dem Unter nehmen eine bedeutende Lebensfähigkeit innewohnt, zeigt der Umstand, daß trotz der anfänglich verfehlten Schritte die Be wegung immer weitere Kreise zog und in verhältnismäßig kurzer Zeit sich eine ungeheure Zahl von Anhängern erwarb Die bibliographische Frage, wenn man sie so nennen darf, hat seitdem auf der Tagesordnung aller gelehrten Kon gresse und Gesellschaften gestanden. Die belgische Akademie der Wissenschaften, der internationale geographische Kongreß zu London, die Tssooiation tranyaiss pour 1'avaneeinsnt äss soisnees, der Kongreß der Association artistiqus st littsrairs intsrnationals, der von der Ro^ai 8ocist^ nach London ein- berufene internationale Kongreß, die Oonlsrsnra BiblioZraüca Italiana und viele andere Körperschaften und Vereinigungen haben sich wiederholt für Notwendigkeit und Nützlichkeit eines bibliographischen Repertoriums ausgesprochen. An der Mög lichkeit der Ausführung haben manche gezweifelt, an der Nützlichkeit — meines Wissens — nur ein einziger, ein Klagenfurter Bibliothekar, der erklärte, durch ein derartiges Repertorium, in dem man jederzeit rasch und zuverlässig die einschlägige Litteratur zusammengestellt finde, würden die Litteraturkenntnisse des Einzelnen überflüssig gemacht werden (siel). Ebenso überflüssig sind nach Ansicht dieses Herrn wahr scheinlich auch alle Wörterbücher, weil sie die Sprachkenntnisse des Einzelnen zum Teil gleichfalls überflüssig machen. Die Stimmen der deutschen Presse über das Unternehmen findet man in einem in Nr. 1 des Börsenblattes 1897 enthaltenen Aufsatze von Karl Junker »Das Internationale Institut für Bibliographie in Brüssel«, die wichtigsten Besprechungen der ausländischen Fachblätter in der Deutschen Litteraturzeitung (1897, Nr. 6) verzeichnet. Auch das Lulietin äs I'Institut International äs Liblio^rapbis bringt Uebersichten der ein schlägigen Kritiken und Aufsätze. Der bedeutendste bisher erzielte Erfolg des Instituts ist jedenfalls der, daß die Angelegenheit überhaupt in Fluß ge bracht worden ist, daß ein ziemlich lebhafter Meinungs austausch sich entspannen hat, der, von welchen Anschauungen immer auch ausgehend, dem Unternehmen förderlich geworden ist. Das gewonnene Material, die Erfahrungen und Ratschläge zu verwerten, den Plan in seiner Gesamtheit und in den De tails noch einmal in öffentliche Diskussion zu stellen, ist nach zweijähriger Pause die zweite internationale biblio graphische Konferenz einberufen worden, die vom 2. bis 4. August dieses Jahres in Brüssel tagen wird. Durch die zahlreich ausgesendeten Einladungen, durch das erhöhte In teresse an der Sache, das weite Kreise erfaßt hat, auch durch den bedeutenden Menschenzufluß in der belgischen Hauptstadt, dürfte die Beteiligung an dieser Konferenz eine äußerst lebhafte sein, und es darf die Tragweite der Beschlüsse und Kundgebungen, die auf diesem Kongreß gefaßt werden sollen, nicht unterschätzt werden; diese werden für die Folgezeit und für die Ausarbeitung schon gewissermaßen bindend sein. Es ist daher doppelt zu wünschen, daß durch eine rege sachliche Beteiligung an den Arbeiten oder wenig stens Vorarbeiten dieser Konferenz dieses Werk von eminenter Bedeutung und weittragendem Nutzen gefördert werde. Das Bureau des Institut International äs kiblioAi-apbis hat inzwischen auch das Programm dieser zweiten Konferenz versendet, das, wie allseitig anerkannt worden ist, eine meister hafte Disposition des gesamten in Betracht kommenden Stoffes und überhaupt eine systematisch lehrreiche Ilebersicht der ein schlägigen Fragen bietet. Das Programm lautet in deutscher Uebcrsetzung: I. Stand der bibliographischen Arbeiten im all gemeinen. Gegenwärtiger Stand der Bibliographie in den ver schiedenen Ländern und in den verschiedenen Zweigen des menschlichen Wissens. Statistisches. II. Organisation des allgemeinen bibliographi schen Repertoriums. III. Internationale Beteiligung an der Aus arbeitung des allgemeinen bibliographischen Repertoriums: a) durch die Negierungen: Pflichtexemplare, nationale Bi- bliographieen, Kataloge der großen nationalen Biblio theken; b) durch wissenschaftliche Gesellschaften; c) durch die Bibliotheken; ä) durch die Verleger; s) durch die Verfasser; k) durch die bestehenden periodischen Bibliographieen. IV. Internationale bibliographische Klassi fikation. V. Bibliographie der verschiedenen Arten von Druck-Erzeugnissen. — Bücher, Zeitschriften, Veröffent lichungen von Gesellschaften, Zeitungen, amtliche Dokumente, Landkarten, Kunstartikel, Musikalien. VI. Bibliographie der verschiedenen Wissen- chaften. VII. Abfassung der Titelkopieen. — Internationales Verzeichnis der auf die einzelnen Teile eines vollständigen bibliographischen Titels sich beziehenden Regeln: Verfasser name, Text des Titels, Seitenzahl, Format, Bezeichnung der Bände, Abkürzungen, Inhaltsangabe rc. VIII. Herausgabe von Bibliographieen. — An ordnung des Textes, Zeilenlänge und Wahl der Schriftart. Form der Herausgabe: Hefte, Zettel. Einzelne Herstellungs verfahren: Buchdruck, Lithographie, Heliographie, Aufbewahrung und Verwendung von Matrizen. IX. Bibliographische Requisiten. — Zettel und Zettelkasten, abnehmbare Einbände rc. Die allgemeinen Bestimmungen betreffs der Abhaltung der Konferenz und der Teilnahme daran sind folgende: 1. Die zweite internationale bibliographische Konferenz wird in Brüssel vom 2. bis 4. August d. I. tagen. 2. Ein ausführliches Programm wird an die Teil nehmer versendet werden. Die Sitzungen der Konferenz werden zur Zeit der internationalen Ausstellung in Brüssel und gleichzeitig mit einer großen Zahl anderer bei dieser Ge legenheit einberufener Kongresse stattfinden. 3. Die Beitrittserklärungen sind an das Institut iotsr- mfolge der Weltausstellung national äs Libliograpbis: Brüssel, Llacs äu Uusss (solche aus