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130, 9. Juni 1897. Nichtamtlicher Teil. 4209 übrig bleiben, wenn die großen Handlungen in der Residenzstadt sich nicht entblöden, ihm das letzte bischen Brot auch noch weg zuschnappend Besonders gravierend für eine Wiener Kolportage-Handlung gestaltete sich in der letzten Zeit eine gar tief beschämende Hand lungsweise, da sie einen Brünner Lehrer beredet hat, für sie ohne Erlaubnisschein Kolporteurdienste zu leisten, somit wissentlich einen Pädagogen zur Gcsetzesverletzung verleitet hat. Nur aus Mitleid für den verführten Lehrer haben wir es bei den in Händen befindlichen Beweisen unterlassen, gegen den Lehrer und die Ver führerfirma die strafgerichtliche Anzeige zu machen. Daß Einigkeit und Eintracht untereinander von unberechen barem Nutzen für uns alle wären, brauche ich nur auf die in Brünn herrschenden Verhältnisse hinzuweisen, wo wir die meisten Zeitschriften und Pränumerationswerke gemeinsam in Packballen beziehen und dadurch an Fracht und Porto Bedeutendes ersparen, sowie durch die seit Jahr und Tag eingesührte Zustellungsgebühr und halbjährige Rechnung, die ohne jeden Widerspruch von seiten des Publikums zur Einführung gelangten, nicht unwesentliche Er leichterung der Geschästsregie erzielt werden konnte. Ich schließe mit dem Spruche: »Einigkeit macht stark-. Zur Tagesordnung übergehend, erstattete in Verhinde rung unseres leider erkrankten Schatzmeisters, Herrn Aug Berger, Herr Alois Brecher den Kassabericht, der von den Anwesenden acceptiert wurde. Dem Schatzmeister wurde für seine musterhafte Rechnungsführung bester Dank votiert, Herr Richard Karafiat referierte über die Zeitschriften- Rabattfrage und konnte mit Befriedigung darauf Hinweisen, daß hierin ein bedeutender Fortschritt Platz gegriffen hat, in dem die meisten^Verleger bereits sich durch ihr Entgegen kommen den Dank des Sortiments-Buchhandels verdient haben. Die Frage, für welche Verlagssirmen sich der Sortimenter insbesondere zu verwenden hat, dürfte wohl jeder von uns am besten zu beantworten selbst in der Lage sein. Es heißt hier: wie du mir, so ich dir! Wenn es noch immer im Verlagsbuchhandel einige Sonderlinge giebt, die noch immer nicht den Sortimenter als gleichberechtigten Faktor ansehen wollen und diesen noch sehr oft ihre Gnade auch bei Bar auslieferung fühlen lassen, so ist dieses vom kaufmännischen Standpunkte rein unbegreiflich und ein Unding, denn ohne Käufer keine Verleger! Herr Friedrich Grosse jun. (Olmütz) berichtete über den Punkt: das hohe Ministerium für Kultus und Unterricht ist im Wege des Wiener Vorstandes zu ersuchen, im Verord nungsblatte nochmals verlautbaren zu lassen, daß die Appro bation eines neuen Schulbuches nicht, wie es noch immer von der Lehrerschaft irrig aufgefaßt wird, das Verbot der früheren Auflagen bedeute, sondern, daß diese neben der neuen gebraucht werden dürfen, wenn der Ausschluß der älteren Auflagen nicht ausdrücklich ausgesprochen wird. Der Vorstand wurde beauftragt, bei den k, k politischen Behörden eine Vorstellung zu machen, die Teil-Konzessionen aufs äußerste einzuschränken, und daß diese nur dort ver liehen werden, wo cs wirklich notthut und wo noch keine Buchhandlungen vorhanden sind. Der von Herrn Aug, Berger sehr gründlich ausgear beitete Entwurf einer Landesgenossenschaft für Mähren und Schlesien wurde von Herrn Aug, Bartel vorgetragen, als Grundlage einstimmig angenommen und ein dreigliedriges Komitee, bestehend aus den Herren Berger, Brecher und Winkler, zu dessen Revision und Vorlage an die Behörde gewählt. Nun erbat sich Herr Anton Rein wart im Namen des Gremiums der Prager Buchhändler und des Lpolslc LeskFeb lrnibtzupcü a vktzlg,ä»00ü das Wort, Er dankte dem Vor stande des mährisch-schlesischen Buchhändler-Vereines für die liebenswürdige Einladung zu der diesjährigen Hauptversamm lung und für die thatkrüftige Vertretung des Gcsnmtbuch- handels, versicherte den Verein der mährisch-schlesischen Buch händler der vollsten Sympathieen der böhmischen Buchhändler B:crm:djcchflgs,c: Jehr^r.jj, und betonte die gegenseitige Solidarität unserer Interessen auch in der Zukunft und mit dem Wunsche, daß es auch immerdar so bliebe! Herr Winkler dankte nochmals den sieben Prager Kol legen im Namen des Vereines für die außerordentlich schmeichelhaften Worte, die unserer bescheidenen Thätigkeit gezollt worden sind, und für die uns durch ihren Besuch erwiesene besondere Ehre. Er versicherte, daß wir stets ihrer Sympathieen eingedenk bleiben werden und umsomehr uns angeeifert fühlen werden, für das Beste des Gesamtbuch handels unsere schwachen Kräfte auch fernerhin einzusetzen, als wir uns solidarisch mit unseren Kollegen in Böhmen wissen. So wurden noch manche Debatten hervorgerufen, an denen die Herren Salaö (Prag), Gusek (Kremsier) und andere lebhaften Anteil nahmen, bis endlich der Stoff der Erschöpfung nahe war. Das während der Sitzung eingetroffene Glückwunsch telegramm unseres Obmann-Stellvertreters Otto Gollmann (Troppau) wurde unter Bravorufen vorgelesen, Herr Gollmann wurde wegen seiner außerordentlich großen Verdienste um den Verein zu seinem ersten Ehrenmitgliede ernannt?) Herr Anton Oliva erhob sich nun, um dem bisherigen Vorstande für seine ersprießliche Thätigkeit in wärmsten Wor ten Dank zu sagen, und brachte zugleich in Vorschlag, den selben wieder per Acclamation zu wählen. Die einstimmig vorgenommene Wahl ergab das Resultat: Obmann Carl Winkler (Brünn), Obmann-Stellvertreter Otto Gollmann (Troppau), Schriftführer Aug, Bartel (Brünn), Schatzmeister Aug, Berger jFrrma C, Winikerj (Brünn), als Beisitzer Friedrich Grosse jun, (Olmütz) und Josef Barviö (Brünn). Mit dem verbindlichsten Danke des Vorsitzenden für das dem Vorstande neuerdings durch dessen Wiederwahl geschenkte ehrende Vertrauensvotum schloß die Versammlung um 12 ff, Uhr mittags mit dem Ausrufe: Auf Wiedersehen das nächste Jahr in Brünn! Das Mittagsmahl im »Hotel Lamm« vereinigte noch mals sämtliche Kollegen, wo bei trautem Gespräche und vollem Becher manch trübe Geschäftsstunde vergessen wurde, 0. VV, *) Siehe die Personalnachricht auf Seite 4210, Kleine Mitteilungen. Zu dem Artikel -Der deutsche und der ausländische Verlagsbuchhandel» in Nr. 125 d. Bl, — Zu diesem Artikel, bezw. zu dessen Ueberschrift schreibt uns Herr Karl I. Trübncr in Straßburg: .... -Die Ueberschrift, die Sie meinem Vorwort im Börsen blatt gegeben haben, hat nicht meinen Beifall und führt ober flächliche Leser irre. Das Thema meiner Betrachtungen ist nicht -Der deutsche und der ausländische Verlagsbuchhandel», sondern -Der deutsche Verlagsbuchhandel und das deutsche Sortiment-, und sucht zu beweisen, daß beides gleich berechtigte Faktoren unserer Gesamtorganisation sind. Die ausländischen Verhältnisse sind nur als abschreckendes Beispiel herangezogen, um zu zeigen, welchen Zuständen wir entgegen gingen, wenn gewisse Bestrebungen bei uns die Oberhand ge winnen.» .... Indem wir gern dieser Berichtigung Raum geben, bedauern wir, in der Wahl der Ueberschrist sehlgegangcn und den Inhalt des Artikels nicht völlig darin zum Ausdruck gebracht zu haben. Wir dürfen aber Herrn Trübner versichern, daß, soweit wir aus persönlichen Wahrnehmungen in beschränktem Kreise schließen können, seine mahnenden Worte bei den Kollegen aller drei Geschäfts zweige sehr bemerkt worden sind und auch überall dasjenige Ver ständnis gesunden haben, das mit ihnen beabsichtigt war, Oesterreichisch-ungarische Buchhändler-Korrespon denz. — Der hier schon mitgeteilten Tagesordnung der Haupt versammlung des Vereins der österreichisch-ungarischen Buchhänd ler am 26. d, M, ist unter Nr. 7 ein Antrag des Herrn Carl Colbert hinzugefügt worden, daß die österreichisch-ungarische Buch- b< 5