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45, 24. Februar 1897. Nichtamtlicher Teil. 1465 Schriftstamm bis heute entwickelt, anderseits die lateinische Schrift herausgebildet hat. laaetic^nor- öKMitü vc>i reinnnue. dc- ünm^ vc- ich miue üimek d^veüT tr vü man mich ^ vdrcdcn I ipil>r> nrll ^lchMIrls Enn^cwai-cvü- ^ ^ cnsvrl ivscn var- ^ ldill cr-üüm - MMi Inr^r lUar- mmckliÄnrrnr r- lmc üH'i nnrl4.iMMcf leben villist Mfrlrxk Wip - dnr dm deKrn russuiDr- wösknn-rrosk mme smue- DLvlNTDle mme din - rndw nnnciö bunnv xv 7xv 1N1NL iltlx Ude ick stnidO ckiov kcr mundN wr- v»rlr -V Nttcli nüm Nvl Vmichaor. »vNivnaenkmrs mreir rvü valdr ^Iiwyvm sich. Sa WMOOrn nckn mmndtst. Fig. 3. Manessesche Handschrift. Zu Gutenbergs Zeit waren in den Schreibstuben sehr verschiedene Arten von Schrift in Anwendung, je nach dem Zwecke, dem die Druckwerke zu dienen hatten. Die statt lichen Meßbücher, die gefälligen Dichtwerke, die billigere Marktware, die Urkunden und anderes wurden je nach Zweck und Wert groß oder klein, kräftig oder - zierlich, streng oder flüchtiger, einfacher oder verschnörkelter geschrieben Fast jede dieser Abarten fand bei dem einen oder anderen der frühen Drucker Widerhall, da ja ihr einziger Zweck zu nächst war, den geschriebenen Text möglichst getreu zu er setzen. So erklären sich die vielerlei Arten der gotischen Typen, die uns seit Gutenberg, Fust und Schösser in den alten Drucken in Erstaunen setzen. Auch die hauptsächlichste Neuschöpfung innerhalb des gotischen Schriftstammes, die deutsche Kanzlei und Fraktur, die in dem Kreise des Kaisers Maximilian I. unter Mitwirkung großer Künstler (Albrecht Dürer) sich herausbildete, lehnt sich an damals übliche Schreibformen an; ein Beweis dafür, daß Neuerungen im Schriftwesen nur von großen Künstlern, nicht von billigen Dutzendtalenten erwartet werden dürfen. Die Entstehung der Antiquaschrift ist zu b^annt, um hier einer weiteren Ausführung zu bedürfen Wir suchen aber besonders die Gesichtspunkte zusammenzufassen, die, wie der Vortragende glaubte, aus dem Studium der alten Schriften für die heutige Arbeit gewonnen werden könnten. Die Anforderung, die an eine Schrift zu stellen sei, präcisierte Redner dahin, daß sie sowohl dem Zwecke ent sprechen, als auch .schön sein müsse. In der Wahl der Formen sei der Schriftzeichner durch Herkommen, konventionell beschränkt: die Lesbarkeit müsse in erster Linie im Auge gehalten werden. Nur bei Reklameschriften sei mehr Frei heit gelassen, da bei diesen das Auffällige wichtig, bis weilen noch erwünschter sei, als die Lesbarkeit. Bei Werk- schristcn sei aber das Hauptziel des Zeichners Klarheit. Die Schönheit der Schrift bestehe in Einheitlichkeit des Duktus, ferner in der Ausgeglichenheit der Gemeinen (kleinen Buch staben) den Versalien (großen Buchstaben) gegenüber. Letzteres sei besonders schwierig; die Versalien dürfen nicht zu sehr hervortreten, die Gemeinen nicht zu schwach wirken im Wort bilde und im Gesamteindruck der Zeilen und Seiten. Die alten geschriebenen Schriften hatten Schreibcharakter; unsere Typen würden sich am besten auch an diesen anschließen. Von Wichtigkeit sei vor allem auch der Helligkeitswert der Schrift, also die richtige Stärke der Haar- und Grundstriche und das richtige Verhältnis zwischen beiden. Die alten Schreib schriften waren meist kräftig; der Unterschied zwischen Haar- und Grundstrichen war nicht allzugroß. Unsere heutige Antiqua mit ihren feinen Haarstrichen ist wesentlich ein Erzeugnis unseres Jahrhunderts. Seit etwa fünfund zwanzig Jahren ist eine Reäktion eingetreten gegen die Ueber- treibung des Gegensatzes zwischen Haar- und Grund strichen. Daher hat die sogenannte Mediäval Eingang ge sunden, eine Schrift im Renaissancecharakter mit stärkeren Haarstrichen, und die augenblickliche Arbeit scheint besonders dahin zu zielen, den so gewonnenen Vorteil auszunützen, aber den Tonwert der Schriften im ganzen zu kräftigen. Auch das Verhältnis der Ausladungen nach oben und unten sei zu beachten, ferner die Breite der Schrift. Alle diese Fragen müßten in erster Linie die Freunde und Verfechter einer deutschnationalen Schriftart verfolgen, da zweifellos die Frakturform ersetzt oder wenigstens stark abgeändert werden müsse, wenn sie auf die Dauer gegen die vordringende An tiquaschrift sich behaupten wolle. Fette Schriften seien mit Vor sicht zu schaffen und anzuwenden. In den freier entworfenen Accidenz- und Zierschriften sei doch die Logik der Durchbildung konsequent einzuhalten, bloße Spielereien müßten ausgeschlossen sein. Die Initialen sollen zieren, der Text aber müsse ruhig wirken. Schriften mit angefügtem Schatten, sowie körperhaft erscheinende Typen seien verwerflich, da dem Grundcharakter der Schrift als Flächenornament zuwiderlaufend. Neues zu schaffen, sei freilich schwer. Wer hat solches zuwege gebracht? Nur einzelne große Meister, ein Dürer im Mittelalter und einige andere, in neuester Zeit Otto Hupp in München und Morris in England. Beide letztgenannten waren eifrige For scher in alten Schriften und Sammler, beide waren Kenner und erste Künstler zugleich. Auch dies sei ein Beweis dafür, daß man führende Künstler zur Mitarbeit an unserem Schrift wesen heranziehen müsse. L. ü. (Fortsetzung folgt.) Kleine Mitteilungen. Unzüchtige Bücher und Bilder. S. Antal und E. Gero in Budapest. — Wie wir in Nr. 25 d..Bl. vom 1. Februar 1897 mitgeteilt haben, wurde im Januar d. I. der kurz vorher im Börsenblatt häufig erwähnte Versender von Angeboten unzüchtiger Bücher und Bilder, S. Antal in Budapest, behördlich aus geforscht und dabei auch festgcstellt, daß Antal mit dem Buch händler E. Gerö in Budapest gemeinsame Sache gemacht hatte. Auf die Mitteilung dieser Thatsache erfolgte in Nr. 29 des Börsen blattes vom 5. Februar eine angebliche Berichtigung des Herrn Gerö. Jetzt nun berichtet der Pester Lloyd über die erfolgte Verurteilung der an diesen Versendungen Beteiligten. Wir lassen den kurzen Verhandlungsbericht des Pester Lloyd hier wörtlich folgen. Er lautet: -Pornographische Bücher. Vor etwa einem Monate langten von seiten ausländischer Behörden an die hiesige Staats anwaltschaft Anzeigen des Inhaltes ein, wonach von Budapest aus pornographische Bücher ins Ausland verschickt werden. Der Preis dieser Bücher mußte dem beigelegten Prospekt zufolge nach Budapest xosts rsst-mts unter der Adresse: -S. Antal, Pächter 115» geschickt werden. Es gelang, den Absender der Bücher in der Person des Buchhändlers und Antiquars EmerichGerö zu ermitteln. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft nahm Vize - Bezirksrichter 0r. Josef Kürti bei Gerö eine Hausdurchsuchung vor und konfis zierte bei dieser Gelegenheit vier Kisten voll dieser pornogra phischen Bücher und ebensolcher Photographieen. Heute hatten Vicrimdscchfizstcr Jahwem^. 195