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1464 Nichtamtlicher Teil. 45, 24. Februar 1897. Nichtamtlicher Teil. Die Kunst im Buchdruck. Ein Cyklus von Vorlesungen im Königlichen Kunstgemerbe-Muscum zu Berlin von Direktor vr. P. Jessen. II. (Artikel I siehe in Nr. 27 d. Bl.) Im zweiten Vortrage führte Herr Or. Jessen wiederum eine größere Anzahl von Prvjektionsbildern vor, um im An schluß an seinen ersten Vortrag für die Entwickelung der römischen Schrift zur gotischen charakteristische Belege zu geben. Dieser Gang ist in seinen Einzelheiten durch mehrere Darstellungen bekannt; wir dürfen uns hier darauf beschränken, einen knappen Auszug zu geben, bei dem wir besonders einige zinkographische Nachbildungen zu Grunde legen können, die wir dem freundlichen Entgegenkommen des Verlegers der Papierzeitung verdanken. Die älteste der vorgeführten Schriften, Fig. 1, war eine Kapitalschrist (große lateinische Buchstaben, ohne Ausladungen über die Linie) in ausgesprochenem Federcharakter, mit kleinen Abweichungen der einzelnen Buchstaben von der strengen Form der römischen Stein-Inschriften, jedoch im Gesamtbilde von schöner Einheitlichkeit und Ruhe. Es ist ein Blatt aus einer Virgilhandschrift des fünften Jahrhunderts. Xrxccuxixaxxvnx^ov 07.1x71; xucixevxx uulxi u.< xln ri k XI IS 7 7 c X7 eo e xxr 17V XI c- XI l xr7.ilrx7.nxn.nxn.i.-;x.xiix70x77il7v.-:exxievxsx7 e.kxiiisxioxiosxix! x-xnixillxieceioxioutiu!.- 7I7X»X7> x>ccelxeic>xx7X7l x7LX,.-:i,xi7 7ixxa.7.i, ci? x, 7 o.«7 l X xrr, s ce> k xlu.< 7 xx s-xi > xxrt xi>k il x xx.< u X7xXI 7 I X7L X7.I xoxxeeäoo, X7<->7! 7XX771 X7 L XXX7 cvX7S7evxi XX^XI, x,kxrxvloa.7i>7uxx> xlwxxix.wxek.l7 xxrxix.wxexavx! x, wuwc xwxixi.-'oxrxi-lxrcxxixn HvISXI oeiVI-'XIiexior 'IXI-^X^Uccc.-:S7I.-rc vI I?-No.-:rl.--' <17.I 7 XXX 7.-> k ox 7 k ! X! 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B. das L nach unten, das v und ll nach oben; im ganzen aber darf die Uncialschrift als eine sehr konse quente und für monumentale Stellen (Inschriften Unter schriften rc.) wohlgeeignete Schrift der Aufmerksamkeit be sonders empfohlen werden. ^ ixlcp-i'iixri^nusillin kllic.io-xxxxxiollvxx 5c» ruc>>8Xl lk:>fir<7Lfrcßo<^u ics t ire^xxt irnivi Csrro8«?»xcwLO>s^x,o> ilxrmSecc«>r<?src^ >0^5 Oi8a,8t7l,d4c^ ,^,8087C)xx sre'r,c-,rki,eeil ,s ossi> »4OsrIX8L81 f^ I e n X«wlw xr X8»xmuI vcxosxs ei^.x.prs^ri.xe^oesrloCO'xlenroeprei >> inffi x.-ee>xi05N^.xekoLOsi,iHe8sSer'»-x.s;>l! osoirckiU^I.iljr.'i r r i s > e ox e>n: ru ^7» e < w, s: e, ixi cd e p: <7 > o s s l > xc^x i ei i tii.ioQ!i>;^.s?s:ee>oee'eo!rO«8^>c'4 xrc cwx, Xi eepr > > o c ^ >4O x > e.xkro^i 8 e >.xe > x^iö, > UlVllV-X ltxllx.'7)7.'irxIH.X jx^voeeX. >, xr»e ^rxe8 > <^o xe 8ce8>L18ee.x! > ^iuo8'i.xtw>^r>iO>I.i<7> > >8>^ei>i xie^oe>>s.xx.'i,"x-nxxx §18'er^O8!08^N!U8i8o.xcw,8'.xl Iefxti Fig. 2. Handschrift aus dein siebenten Jahrhundert. Die weitere Entwickelung vollzog sich bekanntlich dadurch, daß immer mehr Buchstaben über und unter die Zeile ver längert wurden und so eine Reihe neuer Formen entstand, die man im Gegensatz zu den sich gleich bleibenden Aus zeichnungsbuchstaben als Minuskeln bezeichnet hat. Diese noch runde, gefällige und bequeme Schreibschrift fällt im wesentlichen mit der Herrschaft des romanischen Stils zu sammen. Als mit dem dreizehnten Jahrhundert der gotische Stil von Frankreich aus die europäische Welt eroberte, konnten sich auch die Schreiber der Neigung zu schlanken, spitzen, eckigen Linien nicht entziehen. Die kleinen Buchstaben nahmen die Form an, die wir noch heute als gotisch bezeichnen; be sonders die französischen Manuskripte bieten eine Fülle glänzender Belege dafür, wie überraschend gleichmäßig, raum schön und federgemäß damals in den Schreibstuben der Klöster und auch schon von Laienkünstlern geschrieben wurde. Eine Spalte aus der berühmten Manesseschen Handschrift von Liedern der Minnesänger (Fig. 3), die unlängst in den Besitz der Heidelberger Universitätsbibliothek übergegangen ist, zeigt die deutsche Auffassung des 14. Jahrhunderts, nicht ganz so ebenmäßig und streng, wie die Mehrzahl der französischen Texte. Redner betonte, daß das Studium der mittelalterlichen Schriften nicht allein von historischem Interesse, für den Schriftenzeichner und den Buchdrucker notwendig sei, um zu erfahren, welche Wandlungen die Schrift durchgemacht habe, sondern daß die mittelalterlichen Schreibschriften sich auch besonders als Uebungsmittel und Vorlagen eigneten, um daran den konsequenten Fedcrduktus und gewandte Raum abschätzung zu lernen. Man dürfe überlegen, ob in den Schriftfachklassen neben dem üblichen Konstruieren nicht gerade solche Hebungen im gewandten Schreiben angebracht seien. Nach solcher Uebersicht über die Entstehung derjenigen Schriftformen, welche die ersten Buchdrucker um 1450 vor fanden, gab der dritte Vortrag Gelegenheit, durch weitere Bilder zu zeigen, wie die ältesten Drucker sich mit diesen Schreibschriften abfanden, und wie sich einerseits der gotische