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120, 28. Mai 1890. Amtlicher Teil. 2847 Stellvertretender Vorsitzender: Ich bitte zu einzelnen Paragraphen jetzt nicht das Wort zu ergreifen, sondern, wie ich vorhin gesagt, im allgemeinen; die Bemerkungen zu einzelnen Paragraphen würden nachher erst erfolgen. — Wünscht niemand weiter das Wort zur Generaldebatte? Herr Arnold Bergstraeßer-Darmstadt: MeineHerren! Solange wir die Bestimmungen für das Börsenblatt in der Arbeit hatten, war die Tendenz vorherrschend, durch das Börsenblatt unseren Vereinsmitgliedern ein Organ zu bieten, das eine Reihe von anderen Buchhändlerpapieren unnötig machen sollte. Diese Tendenz ist in den »Bestimmungen« ja im wesentlichen gewahrt: nur hätte ich gewünscht, daß die Bestimmung darin ausgenommen worden wäre, daß jedes Mitglied des Börsenvereins auch ein Börsenblatt zu beziehen habe und daß dessen Entgelt in dem Mitgliederbeitrag für den Verein seinen Ausdruck finde. Dies zu ändern, ist ja jetzt zu spät. Ich finde aber diese Tendenz auch in einer anderen Beziehung nicht ausgedrückt und das ist gerade in bezug auf die Jnseratenfreiheit. Herr Ackermann hat zwar betont, dieselbe wäre mit der Schleuderei vergleichbar. Ich wüßte nicht, inwiefern, sondern ich stehe auf dem Standpunkt, daß wohl ältere Mitglieder, die seit langen Jahren gewohnt sind, das Börsenblatt zu lesen, es unangenehm empfinden können, wenn nun auf einmal statt der einspaltigen Inserate zweispaltige oder gar dreispaltige kommen oder solche, die einer übermäßigen Auszeichnung sich erfreuen; aber ich finde, daß die Gegner dieser Jnseratenfreiheit doch noch einen Schritt weiter gehen müßten. Sie müßten sagen: wenn denn überhaupt ein einspal tiges Inserat ein für allemal beschlossen wird, so müßte auch die Verschiedenheit des Satzes aufhören. (Sehr richtig! Nein, gar nicht!) Gestatten Sie mir — es ist doch geradezu schrecklich anzusehen, wenn das Börsenblatt, das Organ dieses reichen, großen und mächtigen Vereins, einen Satz aufweist, wie wir ihn in dem Börsenblatt sehen bei großen Anzeigen, die ja für die Anzeige eines Verlages oft notwendig sind. Das geht ja geradezu bandwurmartig herunter, hinauf und wieder herunter. Beschränken Sie doch nicht dieses Bedürfnis des Verlags! Ich glaube, es ist früher einmal von dieser Stelle aus gesagt worden, man schränke dadurch den kleinen Verleger ein, den Verleger, der nur mit kleinen Mitteln zu arbeiten hat. Ja, meine Herren, das sehe ich nicht ein. Wer das Börsenblatt liest, der liest die großen Inserate und die kleinen und es werden nur wenige sein, die da große mächtige Inserate bringen; für viele aber sind sie eine Notwendigkeit, oder sie müssen über haupt verzichten auf die Anzeige im Börsenblatt. Meine Herren! Da komme ich wieder auf die Tendenz, daß das Börsenblatt eigentlich das Organ sein soll, worin Sortimenter wie Verleger das Ganze von buchhändlerischen Dingen finden, was sie in der Woche zu lesen haben. Wir könnten dahin kommen, daß die übrigen buchhändlerischen Papiere, die wir ja in so reichem Maße zugeführt bekommen, unnötig würden, wenn Sie diese Jnseratenfreiheit beschließen würden. Es ist für viele Verleger sonst schlechterdings un möglich, ihre Inserate hineinzubringen, weil die Titelaufnahme schon eine ganz schwierige ist. Was nun den Einwand des Herrn Ackermann anlangt, wegen des K 2 ^4 1, so möchte ich bemerken, daß dieser Satz wohl aus den »Bestimmungen« ausgenommen ist, die der frühere Vorstand Ihren; Votum unterbreitete. Da ich damals Referent in diesen Dingen war, so kann ich Ihnen Mitteilen, daß unter den »sonstigen Organen des Börsenvereins« selbst verständlich die Kreisvereine verstanden waren, und daß man unter »0. Anzeigeblatt. 1. Bekanntmachungen buchhändlerischer Vereine« alle diejenigen Vereine verstanden hat, die eben keine »Organe« sind, daß man eben damit einen wesentlichen Unterschied festsetzen wollte. Ich möchte noch bemerken, wenn auch heute beschlossen würde, daß die Jnseratenfreiheit nicht eingeführt werden soll, sie wird von der Tagesordnung nicht verschwinden. Es ist das ein Punkt, in dem sich nur ein Vergleich erzielen läßt, aber keine Majorisierung. Stellvertretender Vorsitzender: Es wünscht niemand weiter das Wort im allgemeinen? Herr Emil Strauß-Bonn: Meine Herren! Ich glaube, die Frage, ob wir durch die Einführung der Jnseraten freiheit die Finanzen des Börsenvereins zu verbessern hätten, bedarf keines Wortes mehr; dieses Motiv ist jedenfalls hin fällig. Was mich bestimmt, gegen die Einführung der Jnseratenfreiheit zu sprechen, sind hauptsächlich zwei Gesichts punkte Stellvertretender Vorsitzender: Ich möchte den Herrn Redner bitten, in bezug ans die Jnseratenfreiheit bei dem betreffenden Paragraphen zu sprechen; ich hatte jetzt nur im allgemeinen das Wort erteilt, die einzelnen Punkte werden wir dann einzeln vornehmen. Herr Strauß: Ich war der Meinung, daß eben auch über die Jnseratenfreiheit gesprochen worden sei. Stellvertretender Vorsitzender: Ja, als Beispiel. Herr Strauß: Ich wollte über die Jnseratenfreiheit sprechen, das ist meines Erachtens ein allgemeiner Ge sichtspunkt. Stellvertretender Vorsitzender: Darüber wird jedenfalls nachher von mehreren Rednern noch gesprochen werden. — Ich habe namens des Vorstandes noch eine Erklärung abzugeben. Der Vorstand hat sich mit dieser Vorlage, die ja als Antrag des Vorstandes auf der Tagesordnung der Haupt versammlung steht, auch beschäftigt, hat sie milberaten und im großen Ganzen die Vorlage befürwortet und zu der seinigen gemacht. Ich habe Ihnen indessen mitzuteilen, daß der Vorstand gerade in bezug auf die Jnseratenfreiheit es für richtiger hält, der Hauptversammlung die vollständige Freiheit zu lasten (Bravo!) und seinerseits diesen Punkt als eine ganz offene Frage zu betrachten, in der der Vorstand sich jeder Einwirkung und jeden Beschlusses enthält. (Bravo!) Ferner habe ich milzuteilen, daß mir verschiedene Anträge übergeben worden sind, die sich auf einzelne Paragraphen dieser Vorlage beziehen. Sie sind zusammengestcllt und mitgeteilt worden von dem Vorstand des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine. Selbstverständlich können diese Anträge ja nur von einzelnen Mitgliedern bei den betreffenden Para graphen hier ausgenommen werden, weil nach den Satzungen nur Mitglieder persönlich hier Anträge stellen können. Ich bemerke nur, es sind Anträge in bezug auf § 2, 4, 5 und 11 gestellt: 1. Antrag des Herrn A. Francke-Bern: Die in K 2 k ulinen 1, 5, 6, 7 aufgeführlen Berichte, Aufsätze u. s. w. werden in Oktav-Format (Format der Publikationen des Börsenvereins) herausgegeben.